Bayern-Transferziel Nestory Irankunda: Der Harry-Potter-Fan, der wegen zwei Barça-Legenden eigentlich Innenverteidiger werden wollte

Von Oliver Maywurm
Nestory Irankunda
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Er ist ein spektakulärer Spieler, hat große Träume und soll beim FC Bayern hoch im Kurs stehen. SPOX stellt Nestory Irankunda vor.

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Nestory Irankunda ist ein spektakuläres Offensiv-Talent. Seine größten Stärken: Er ist extrem schnell und antrittsstark, ist kreativ, gut im Dribbling und hat einen sehr wuchtigen Abschluss. Über die Flügel seine Gegenspieler reihenweise aussteigen zu lassen und für Torgefahr zu sorgen, macht den erst 17-Jährigen aus - dabei wollte er früher eigentlich viel weiter hinten spielen.

"Ich habe mir häufig Spiele von Barcelona angeschaut, das ist mein Lieblingsklub. Ich wollte Innenverteidiger werden, habe früher im Abwehrzentrum gespielt. Ich mochte Carles Puyol und Gerard Piqué", verriet Irankunda dem YouTube-Kanal KEEPUP.

Als Innenverteidiger sei er "ziemlich gut gewesen", betonte er. Doch irgendwann machte er dann dennoch als Offensivspieler weiter: "Ich dachte nicht, dass ich zum Flügelspieler werden würde. Es passierte einfach aus dem Nichts, um ehrlich zu sein. Ich war zunächst ziemlich traurig, als man mir sagte, dass ich fortan Stürmer spielen sollte. Denn mein Traum war es, Verteidiger zu sein. Aber jetzt laufen die Dinge ja gut, daher bin ich einfach dankbar."

Die Dinge laufen sogar sehr gut. Trotz seiner jungen Jahre hat er bereits 36 Pflichtspiele für den australischen Erstligisten Adelaide United absolviert, acht Tore gelangen ihm dabei. Im März, gerade frisch 17, erhielt er seine erste Nominierung für Australiens A-Nationalmannschaft - und möglicherweise steht demnächst ein Wechsel zu einem europäischen Topklub an.

Der FC Bayern soll starkes Interesse an Irankunda haben. Laut Sport1 laufen die Gespräche, der FCB will das Top-Talent demnach 2024 nach München holen. Es könnte der erste Transfer des neuen Sportdirektors Christoph Freund werden - und SPOX stellt Irankunda im Folgenden etwas genauer vor.

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Nestory Irankunda: Geboren in einem Flüchtlingslager

Irankunda kam im Februar 2006 in einem Flüchtlingslager im ostafrikanischen Land Tansania zur Welt, seine Eltern stammen ursprünglich aus Burundi. Doch kurz vor der Geburt von Nestory flohen sie vor dem Bürgerkrieg dort ins benachbarte Tansania.

"Aus den Geschichten, die ich gehört habe, weiß ich, dass es sehr hart für meine Eltern war", betont Irankunda. Kurz nach seiner Geburt verließen sie Tansania dann in Richtung Australien, wo er in der Millionenstadt Adelaide aufwuchs.

In der U8 begann er dort, im Verein Fußball zu spielen, wurde von den Trainern jedoch gleich mal in die U12 hochgezogen. "Ohnehin habe ich meine ganze Jugendzeit über immer einen Jahrgang weiter oben gespielt", sagte er.

Er spielte zunächst für die Adelaide Croatia Raiders, einen kleineren Klub. Damit das überhaupt möglich war, hörten seine beiden älteren Brüder mit dem Fußball auf. "Die Vereinsgebühren waren einfach zu hoch und sie opferten ihren Traum für meinen", erklärt er.

Irankunda weiß ganz genau, wie viel er seiner Familie zu verdanken hat. "Mein Vater hat wahrscheinlich am meisten für mich geopfert. Bevor ich den Führerschein hatte, fuhr er mich überall hin. Er konnte sogar manchmal nicht in die Kirche gehen, um mich zum Training oder zu Spielen zu bringen."

Auch sein Vater habe einst den Traum gehabt, Fußball-Profi zu werden, erzählt Irankunda. "Er bekam nicht die Chance, das auf höchstem Niveau zu sein. Jetzt versuche ich, seine Träume wahr zu machen."

Mit 14 wurde Irankunda dabei von Adelaide United entdeckt, wechselte in den Nachwuchs des A-League-Klubs. Und dann ging alles ziemlich schnell ...

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Nestory Irankunda: Profi-Debüt mit 15 Jahren

Im Januar 2022, noch mit 15 Jahren, debütierte Irankunda im Spiel gegen Melbourne Victory für Adelaides erste Mannschaft. Nur drei Wochen später gelang dem Offensiv-Talent gegen Newcastle Jets dann sogar sein erstes Tor - ein wunderschön verwandelter Freistoß.

Seine spektakuläre, instinktive Spielweise ließ das Interesse an ihm danach in die Höhe schnellen. Adelaide baute ihn dennoch behutsam auf, gab ihm ein Jahr lang immer wieder regelmäßig Einsätze, ohne ihm dabei aber zu früh zu viel Verantwortung zu übertragen.

Anfang 2023 wurde er dann ein immer wichtigerer Teil der Mannschaft, zwischen Februar und Mitte März gelangen ihm vier Tore in sechs Spielen. Zur Belohnung wurde er Ende März erstmals für Australiens A-Nationalmannschaft nominiert. Zwar kam er dabei noch nicht zum Einsatz, eine gute Erfahrung war es dennoch.

"Ein wunderbares Gefühl. Ich wäre sehr gerne nochmal dabei", betont er. Und ob seiner Leistungen wurden im Frühjahr auch immer mehr europäische Topklubs auf ihn aufmerksam, auch die Bayern wurden bereits im Mai als Interessent gehandelt.

Irankunda gab sich hinsichtlich der angeblich um ihn buhlenden großen Namen allerdings gelassen: "Ich mache keinen Druck, nur weil es um einen Wechsel nach Europa geht. Es geht mir um meine Karriere. Ich versuche, meine Karriere nicht zu zerstören, denn ich denke, dass ich es weit bringen kann", sagte er bei AAP. Es gebe "viele Spieler aus Australien, die die falschen Entscheidungen getroffen haben", führte er aus. "Diese Fehler will ich nicht wiederholen."

Zumal er neben seinem Durchbruch als Profi auch noch zur Schule geht. "Englisch ist wahrscheinlich mein Lieblingsfach", sagte er zu KEEPUP. Und das hat auch etwas mit der berühmten Buchreihe Harry Potter zu tun. "Ich habe die Bücher gelesen und auch die Filme dazu gefeiert. Vor allem 'Harry Potter und der Gefangene von Askaban', wegen dem Ratten-Typen. Die Ratte von Ron Weasley, die sich in einen Menschen verwandelt."

Er mag, dass in den Harry-Potter-Filmen "alles ein wenig altmodisch aussieht", sagt er. "Ich weiß nicht genau, warum. Es ist seltsam."

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Nestory Irankunda: Bald beim FC Bayern?

Ein Wechsel Irankundas nach Europa kommt indes wegen der FIFA-Regularien erst infrage, sobald er im Februar kommenden Jahres 18 wird. Dann will Bayern laut Sport1 zuschlagen und ihn verpflichten - und möglicherweise mit ihm eine ähnliche Geschichte schreiben wie einst mit Alphonso Davies.

Der kam bekanntlich mit 18 von Vancouver Whitecaps zu Bayern und sollte zunächst perspektivisch aufgebaut werden. Mittlerweile weiß man längst, welch gute Investition der FCB mit dem Kanadier getätigt hat.

Dass Bayern nicht der einzige namhafte Verein ist, der Irankunda im Visier hat, ist jedoch klar. Berater oder Klubvertreter "probieren sogar über meine Teamkollegen, an mich heranzukommen", wurde der Teenager im Mai vom Sydney Morning Herald zitiert. "Es ist ziemlich nervig, ehrlich gesagt. Ein Berater, der Ronaldo, Neymar, Messi und Suarez kennt, hat mir geschrieben. Aber ich gehe darauf gar nicht wirklich ein. Ich habe andere Dinge, auf die ich mich fokussieren muss. Ich ignoriere es einfach."

Es wird also spannend zu sehen sein, ob Irankunda schon unmittelbar nach seinem 18. Geburtstag den Sprung nach Europa und möglicherweise zu den Bayern wagt. Oder ob er sich zunächst noch in Australien weiterentwickeln will.

Über seine Wünsche für die Zukunft sagte er bei KEEPUP jedenfalls: "Mein Traum ist es, nach Schottland und nach England zu gehen. Die Champions League zu gewinnen. Und mit Australien Weltmeister zu werden. Hoffentlich schon 2026, wenn ich nominiert werde." Und irgendwann soll es bestenfalls dann noch einmal dorthin zurückgehen, wo gerade alles beginnt. "Bei Adelaide United will ich meine Karriere beenden."

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