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Benzema, Sané und Co.: Die meistdiskutierten Nicht-Nominierungen der WM-Geschichte

Von Krishan Davis
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SPOX stellt die hochkarätigsten Spieler der Geschichte vor, die für das größte Fußballturnier erstaunlicherweise nicht berücksichtigt wurden.

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Um die Aufgaben im Vorfeld eines Turniers ist ein Nationaltrainer nicht zu beneiden.

Die Vorfreude ist riesengroß und es ist nahezu unmöglich, die Öffentlichkeit mit der Auswahl des Kaders rundum zufriedenzustellen, da jede Entscheidung bis ins kleinste Detail hinterfragt wird.

'WO IST X?', 'WIE KANN ER Y ALS IDEALEN DRITTEN TORWART ÜBERSEHEN?', 'Z HAT GERADE DIE SERIE A GEWONNEN, UM HIMMELS WILLEN!'

Es ist hart - aber manchmal werden bei der Bekanntgabe des Kaders auch unglaubliche Entscheidungen getroffen. Oder eine Geschichte kommt ans Tageslicht, die die Fußballwelt erschüttert.

Nachfolgend stellt SPOX die bekanntesten Spieler vor, die im Vorfeld einer Weltmeisterschaft einfach übergangen wurden.

WM 2022
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Carlos Alberto - 1966

Der legendäre Rechtsverteidiger, der vier Jahre später als Kapitän der Seleção im Finale eines der schönsten WM-Tore aller Zeiten schoss, wurde überraschend aus dem 44-köpfigen Trainingskader für das Turnier in England 1966 gestrichen, obwohl er damals schon hochgeschätzt war.

Der 37-jährige Djalma Santos, ebenfalls eine Brasilien-Legende, wurde ihm vorgezogen und nahm an seiner vierten Weltmeisterschaft teil.

Alberto war wahrscheinlich gar nicht so enttäuscht, dass er am Ende nicht dabei war, denn Brasilien zeigte seine schlechteste Leistung auf der größten Fußballbühne und schied schon nach der Gruppenphase aus.

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Diego Maradona - 1978

Obwohl er erst 17 Jahre alt war, hatte Maradona mit seinen Toren für die Argentinos Juniors bereits einen guten Eindruck gemacht und war mit der bevorstehenden Heim-WM im Blick schon in die argentinische U20-Auswahl berufen worden.

Der pragmatische Trainer Cesar Luis Menotti traute dem Talent jedoch nicht zu, dass es in seinem zarten Alter dem Druck des Trubels um eine Weltmeisterschaft auf argentinischem Boden gewachsen sein würde.

Deshalb verpasste Maradona eine überaus erfolgreiches Turnier mit Argentinien - aber er holte seinen persönlichen Triumph einfach acht Jahre später nach.

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Liam Brady - 1990

Er war einer der besten Spieler, die Irland je hervorgebracht hat, aber die Arsenal-Legende Liam Brady hat sein Land nie bei einem großen Turnier vertreten.

Der damalige West-Ham-Star, dessen Stil nicht zu Jack Charltons biederer Herangehensweise passte, musste bei der WM 1990 in Italien zu Hause bleiben - eine Entscheidung, die seine Karriere beendete.

In einem Gespräch mit dem Irish Independent betonte Brady 2020, dass er deshalb keinen Groll hege - aber dennoch wollte er einen Seitenhieb loswerden: "Als wir uns 1990 qualifizierten, hatte sich die Mannschaft weiterentwickelt, ich war überflüssig geworden, Jack hatte Jungs im Mittelfeld, die rauf und runter rannten. Vielleicht war mein Stil damals überholt."

"Wenn ich einen anderen Trainer gehabt hätte, der an eine andere Art von Fußball geglaubt hätte, wäre ich vielleicht im Kader für die WM 1990 gewesen."

"Er wollte, dass der Ball so schnell wie möglich von hinten nach vorne gespielt wird, dass die Abwehr unter Druck gesetzt wird, damit sie einen Fehler macht, anstatt kreativen Fußball zu spielen. Deshalb durfte ich nicht mitfahren."

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Roberto Mancini - 1994

Dies war eher ein Fall von Selbstsabotage seitens des italienischen Trainers, der die EM 2020 gewann.

Roberto Mancini - der in seiner aktiven Zeit keine besonders innige Beziehung zu den Azzurri hatte - weigerte sich, in den Kader von Arrigo Sachhi für die WM 1994 in den USA aufgenommen zu werden, da er der Meinung war, dass das vom Trainer bevorzugte System nicht das beste für ihn war. Italien erreichte das Finale, musste sich aber Brasilien geschlagen geben.

"Ich weigerte mich, mit Arrigo Sacchi in die USA zu fliegen. Ein weiterer Fehler, der mich teuer zu stehen kam. Heute kann ich sagen, dass ich es bereue, aber natürlich ist es zu spät", sagte Mancini in einem Interview mit dem Corriere della Sera im Jahr 2009.

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Ruud Gullit - 1994

Nachdem der damals 31-jährige Ruud Gullit nach 13-monatiger Abwesenheit aufgrund von Unstimmigkeiten mit dem Trainer in die niederländische Nationalmannschaft zurückgekehrt war, zog er sich kurz vor Beginn des Turniers sensationell und ohne Angabe von Gründen aus dem Team zurück.

Sein Rücktritt wurde in einer berüchtigten Pressekonferenz bekanntgegeben, bei der Gullit mit gesenktem Kopf neben Advocaat saß. Was für ein Drama!

Es stellte sich hinterher heraus, dass der Ballon-d'Or-Gewinner die Methoden seines Trainers in Frage gestellt hatte und nicht glaubte, dass Advocaat seine Stärken ausspielen könne.

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Paul Gascoigne - 1998

Eine Nicht-Nominierung, die laut Ian Wright dazu führte, dass die englische Legende ein Hotelzimmer verwüstete. Glenn Hoddle, der Trainer der Three Lions, traf eine folgenschwere Entscheidung: Er strich den Star der EM 96 aus seinen Plänen für die Weltmeisterschaft 1998, weil er sich Sorgen um dessen Fitness machte, nachdem Fotos aufgetaucht waren, auf denen Gascoigne eine Woche vor Beginn des Turniers spätabends Döner aß.

Obwohl er in der vorangegangenen Saison mit seinem Klub zu kämpfen gehabt hatte, hatte Gascoigne einen wichtigen Beitrag zur Qualifikation Englands geleistet. Seine Nicht-Nominierung war das traurige Ende seiner internationalen Karriere.

In einem Interview mit ITV4 sagte Hoddle im Jahr 2015: "Man konnte sehen, dass er nie fit war. Es war das Traurigste, was ich je tun musste, Paul Gascoigne draußen zu lassen. Und das nur, weil er nicht fit war und auch nicht für das Turnier fit gewesen wäre."

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Gianfranco Zola - 1998

Die Chelsea-Legende Gianfranco Zola, die Italien mit einem herrlichen Tor im Wembley-Stadion zur Qualifikation für das Turnier verholfen hatte, wurde nicht mitgenommen, da sich Italiens Trainer Cesare Maldini dafür entschied, lieber Roberto Baggio nach seiner beeindruckenden Saison in Frankreich mitzunehmen.

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Nicolas Anelka - 1998

Nach einer beeindruckenden ersten kompletten Saison bei Arsenal im Alter von nur 19 Jahren wurde Nicolas Anelka in den vorläufigen Kader Frankreichs für die Heim-WM aufgenommen, doch Trainer Aimé Jacquet ließ den Stürmer für Thierry Henry und David Trézéguet (im Nachhinein wahrscheinlich zurecht) sowie Christophe Dugarry und Stéphane Guivarc'h unberücksichtigt.

Jacquet sagte damals: "Mein einziges Anliegen war es, die bestmögliche Mannschaft für Frankreich zusammenzustellen." Er gab auch zu, dass er drei Monate zuvor entschieden hatte, welche Spieler bei der Heim-WM zum Einsatz kommen würden. Frankreich krönte sich schließlich in Paris zum Weltmeister.

Robert Pires verriet später, dass Anelka die Nicht-Nominierung als eine gute Gelegenheit gesehen hatte, seinen Führerschein in diesem Sommer zu machen ...

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Fernando Redondo - 1998

Wenn ein Trainer einen Spieler wegen des Verzehrs eines Döners oder wegen seines großen Egos aus dem Spiel nimmt, ist das vielleicht noch in Ordnung. Aber wegen einer Abneigung gegen seinen Haarschnitt? Das klingt völlig verrückt. Leider ereilte dieses Schicksal 1998 den Star von Real Madrid, Fernando Redondo.

Der argentinische Cheftrainer Daniel Passarella versuchte auf seltsame Weise, während der Qualifikation für das Turnier ein Verbot von langen Haaren und Ohrringen durchzusetzen, aber Redondo ließ sich nicht darauf ein. Passarella versuchte sogar, für ein entscheidendes Qualifikationsspiel gegen Kolumbien eine Ausnahme zu machen, aber Redondo lehnte ab.

Redondo sagte 1998: "Vielleicht werde ich es in fünf oder zehn Jahren bereuen, aber bei bestimmten Dingen werde ich keine Kompromisse eingehen. Es sieht so aus, als würde ich die Weltmeisterschaft von meinem Fernsehsessel aus verfolgen."

Gleichzeitig war es das ganz frühe Ende der Länderspielkarriere Redondos.

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Romario - 1998

Während dies im Nachhinein als skandalöse Nicht-Nominierung angesehen wird, gab es auch einen Grund dafür: Romario hatte sich nicht rechtzeitig vor dem Turnier von einer Wadenverletzung erholt und musste noch einen Monat lang zuschauen. Als diese Nachricht in einer Pressekonferenz verkündet wurde, brach der Stürmer in Tränen aus.

Die Geschichte lehrt, dass es sich selten lohnt, auf einen nicht fitten Spieler zu setzen, ganz gleich, wie wichtig er für die Mannschaft ist. Aber die Nichtberücksichtigung des WM-Helden von 1994 sorgte dennoch für Aufsehen.

Brasiliens Mannschaftsarzt Lidio Toledo sagte damals: "Bei dieser Art von Verletzung kann es 10 Tage oder zwei Wochen oder sogar einen Monat dauern, bis man wieder gesund ist."

Trainer Mario Zagallo sah sich gezwungen, sich zu rechtfertigen, indem er sagte: "Dies war ein besonderer Fall wegen seines Status und seiner Bedeutung für die Mannschaft. Wir haben bis zum letztmöglichen Moment gewartet. Wir haben ihm unsere volle Unterstützung zugesichert. Wir haben das Beste getan, was wir konnten."

"Wir haben nicht Romario fallen gelassen. Der Scan war entscheidend."

Zagallo, der nach dem Turnier entlassen wurde, sorgte in seiner Heimat für weitere Aufregung, indem er den defensiven Mittelfeldspieler Emerson als Ersatz für den Angreifer mitnahm.

In einer ziemlich hitzigen Pressekonferenz, die wahrscheinlich wenig dazu beitrug, seine Kritiker zu besänftigen, sagte der Trainer: "Wir haben die richtige Entscheidung getroffen. Ich hatte nicht vor, einen weiteren namhaften Spieler zu holen, nur um die Leute glücklich zu machen. Ich mag es nicht, andere Leute glücklich zu machen. Ich möchte mich selbst glücklich machen."

"Romario ist weg - aber 1962 hatten wir Pelé nicht dabei und haben trotzdem gewonnen."

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Roberto Baggio - 2002

Roberto Baggio war im Jahr 2002 bei den größten Nicht-Nominierungen an der Reihe - aber das war damals keine große Überraschung.

Baggio war erst wenige Tage vor der Bekanntgabe des Kaders aus einer viermonatigen Pause nach einer Knieoperation zurückgekehrt und hatte zu diesem Zeitpunkt bereits seit drei Jahren nicht mehr für Italien gespielt.

Daher entschied sich Giovanni Trappatoni dafür, ihn zu Hause zu lassen - was verständlich war.

Inzwischen behauptet Baggio jedoch, dass er auch dann hätte nominiert werden sollen, wenn er im Rollstuhl gesessen hätte. "Es wäre meine vierte Weltmeisterschaft gewesen, und ich hätte dabei sein sollen. Das wäre richtig gewesen. Ich war unantastbar", sagte er 2010 Vanity Fair.

"Angesichts meiner Karriere hatte ich das Recht dazu. Sie hätten mich mitnehmen und mir diese Chance geben sollen, auch wenn ich im Rollstuhl gesessen hätte."

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Juan Roman Riquelme - 2002

Trotz seines enormen Talents wurde der legendäre Spielmacher Riquelme in der argentinischen Nationalmannschaft unter Trainer Marcelo Bielsa nur selten eingesetzt.

So war es nicht verwunderlich, dass der Trainer ihn nicht in sein Aufgebot für das Turnier in Südkorea und Japan berief. Später verriet Riquelme, dass er zu diesem Zeitpunkt psychisch angeschlagen war und ohnehin nicht in der Lage gewesen wäre, zu spielen.

"Es ging mir damals nicht gut. Mein Kopf war nicht in Ordnung", gab er zu.

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Robert Pires - 2006

Wahrscheinlich eine der berüchtigtsten und umstrittensten Nicht-Nominierungen auf dieser Liste. Trotz einiger brillanter Auftritte für Arsenal wurde Robert Pires vor der Weltmeisterschaft vom damaligen Trainer Raymond Domenech dreimal hintereinander nicht in den Kader Frankreichs berufen.

Die Beiden waren im Herbst zuvor aneinandergeraten, und Pires gab offen zu, dass Domenech und "seine Einstellung, seine Worte und seine Bemerkungen" ihn ärgerten.

Der Flügelstürmer wurde daraufhin im Vorfeld des Turniers aus den Plänen gestrichen. Im März hatte sich Pires damit abgefunden, zu Hause zu bleiben.

"Das ist keine Überraschung, um ehrlich zu sein", sagte Pires damals L'Equipe. "Was soll ich sagen? Offensichtlich sind dem Nationaltrainer meine Leistungen egal. Er hat seine Entscheidung getroffen, ich gehöre nicht dazu."

Das war aber noch nicht das Ende der Geschichte.

Sensationelle Gerüchte machten danach die Runde: Domenech soll seine Mannschaftsaufstellung nach astrologischen Gesichtspunkten getroffen haben - und Pires wegen seines Sternzeichens Skorpion nicht berücksichtigt haben.

In seinem Buch aus dem Jahr 2016 ging der Trainer schließlich auf diese Behauptungen ein und betonte, dass Pires wegen eines vermeintlichen Formtiefs nicht berücksichtig worden war - und, weil seine Einstellung zu Ärger hätte führen können.

Domenech schrieb: "Ich habe mich mit Kommunikationstechniken beschäftigt. Ich habe mich auch mit Astrologie und Graphologie befasst. Wenn ich gesagt hätte: 'Ich nutze die Graphologie', hätte das niemand aufgegriffen, weil es dort wissenschaftliche Aspekte gibt."

"Aber Astrologie hat eine mystische Seite, und sobald ich das erwähnt habe, dachten die Leute, dass ich einen Zauberhut auf dem Kopf trage und in Kristallkugeln schaue. Die Astrologie bringt aber etwas, wenn es darum geht, etwas über den Charakter eines Menschen herauszufinden. Es geht nicht darum, die Zukunft vorherzusagen oder so etwas, sondern darum, das Profil eines Menschen zu ergründen."

"Ich habe mir gesagt: 'Es stimmt, dass man mit verschiedenen Menschen nicht auf dieselbe Weise umgehen kann, also muss man versuchen, herauszufinden, wie man am besten vorgeht. Das ist alles, wofür ich es benutzt habe. Ich habe es nie benutzt, um Spieler für Frankreichs Nationalteam auszuwählen. Niemals."

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Neymar - 2010

Obwohl er die Fußballfans auf der ganzen Welt bereits mit unscharfen YouTube-Videos von seinen Dribblings und herrlichen Toren in Brasilien in seinen Bann gezogen hatte, war Neymar bei der Weltmeisterschaft 2010 gerade 18 Jahre alt geworden und hatte erst fünf Monate vor dem Turnier seinen Durchbruch in der ersten Mannschaft von Santos geschafft.

Obwohl er in bestechender Form war, entschied sich Dunga, ihn nicht mit nach Südafrika zu nehmen, da er ihn für zu unerfahren hielt und erfahrene Profis wie Grafite und Nilmar bevorzugte (die beide wirkungslos blieben).

In einem Gespräch mit dem brasilianischen Fernsehen sagte Dunga im Jahr 2014: "Wir haben es in Brasilien schon oft erlebt, dass Spieler, die nur eine Handvoll Spiele absolviert haben, die Erwartungen bei einer Weltmeisterschaft nicht erfüllt haben."

"1966 hatten wir Spieler, die 1970 viel besser waren, aber 1966 hatten sie noch keine Erfahrung. Und Brasilien hat deshalb 1966 schlecht gespielt."

"Wir haben unsere Entscheidung 2010 auf der Grundlage dieser Tatsache getroffen und uns für die Mannschaft entschieden, die wir aufgebaut hatten."

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Ronaldinho - 2010

Die Nicht-Nominierung von Neymar war nicht die einzige große Entscheidung, die Dunga treffen musste. Auch der Ballon-d'Or-Gewinner des Jahres 2005, Ronaldinho, wurde trotz einer sehr produktiven Saison in Mailand und des großen Drucks der Öffentlichkeit zu Hause gelassen.

Fairerweise muss man sagen, dass seine überirdischen Fähigkeiten in der zweiten Hälfte der Saison 2009/10 nachgelassen hatten und er seit mehr als einem Jahr nicht mehr für die Seleção gespielt hatte.

Dunga, der für seinen pragmatischen Ansatz bekannt war, bevorzugte den kämpferisch starken Hitzkopf Felipe Melo im Mittelfeld.

Diese Entscheidung sollte er teuer bezahlen, denn Melo unterlief ein Eigentor (das ihm seltsamerweise nicht in der Statistik angekreidet wurde) und er sah bei der unglücklichen Viertelfinal-Niederlage gegen die Niederlande eine Rote Karte wegen einer Tätlichkeit.

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Antonio Cassano - 2010

Man sollte meinen, dass ein Spieler, der kurz vor einer Weltmeisterschaft steht und weiß, dass er beim Trainer der Nationalmannschaft in Ungnade gefallen ist, alles tun würde, um sich die Nominierung doch noch zu verdienen.

Nicht Antonio Cassano.

Der unberechenbare Italiener war zwei Jahre lang von Marcelo Lippi links liegen gelassen worden, wurde aber nach einer starken Saison bei Sampdoria für ein Comeback bei den Azzurri gehandelt.

Mit seiner Weigerung, seine Hochzeit im Juni zu verschieben, machte Cassano jedoch seine Chancen auf einen Platz im Flugzeug zum Turnier nach Südafrika selbst zunichte.

Der Stürmer, der bei Lippi nie sonderlich beliebt war, antwortete auf die Frage, ob er seinen großen Tag verschieben könne, falls der Anruf käme: "Auf keinen Fall."

"Ich mache es auf meine Art. Vielleicht werden Primadonnen in einem Team nicht akzeptiert, aber ich war immer eine und werde auch weiterhin eine sein."

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Esteban Cambiasso & Javier Zanetti - 2010

Kurz vor dem Champions-League-Triumph 2010 wurden die Inter-Stars Esteban Cambiasso und Javier Zanetti von Trainer Diego Maradona überraschenderweise nicht für Argentiniens Nationalmannschaft nominiert.

Cambiasso hatte zu diesem Zeitpunkt noch nicht unter Maradona gespielt - und Zanetti war 36 Jahre alt. Dennoch sorgte diese Entscheidung für Aufregung.

Maradona gab stattdessen einer Reihe von Spielern aus dem eigenen Land den Vorzug - eine Entscheidung, die sich letztlich rächen sollte, als die Albiceleste im Viertelfinale an Deutschland krachend scheiterten.

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Samir Nasri - 2010

Samir Nasri, der in den späten Nullerjahren und zu Beginn der 2010er-Jahre als eines der "Enfants terribles" Frankreichs galt, wurde nicht in den Kader für die WM 2010 berufen, obwohl er im selben Jahr für seine herausragenden Leistungen im Arsenal-Trikot zum besten französischen Spieler Europas gewählt worden war.

Nasri, der für seine freimütige Art bekannt ist, ärgerte sich über seine Nicht-Nominierung und verlangte von Trainer Domenech Antworten.

Der Trainer erklärte 2012 schließlich alles und schrieb in seinem Buch: "Ich habe Nasri 2010 nicht nominiert, weil ich zwei Jahre zuvor die gleichen Probleme mit ihm hatte. Er ist in einer Mannschaft nicht zu gebrauchen."

Am Ende war Nasri wahrscheinlich froh, dass er nicht mit dabei war, denn damit verpasste er Frankreichs Meuterei abseits des Platzes und das frühe Ausscheiden auf dem Platz.

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Marcelo - 2010

Eine dieser Nicht-Nominierungen, die im Nachhinein noch schockierender ist: Der damals 22-jährige Marcelo war einer von sieben Spielern auf Abruf, die es nicht zum Turnier schafften.

Dunga bevorzugte den ehemaligen Lyon-Spieler Michel Bastos und den ehemaligen Tottenham-Verteidiger Gilberto Melo als Linksverteidiger.

Fairerweise muss man sagen, dass Marcelo zu diesem Zeitpunkt gerade erst seinen Durchbruch bei Real Madrid gefeiert hatte. Dunga ahnte mit Sicherheit noch nicht, welch glanzvolle Karriere Marcelo später haben würde.

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Leroy Sané - 2018

Nach einer glänzenden Saison mit Manchester City war es eine große Überraschung, dass Leroy Sané von Joachim Löw nicht in den deutschen Kader berufen wurde. Er hatte 14 Tore geschossen und 19 weitere vorbereitet.

Doch diese unglaublichen Zahlen reichten nicht aus, um Löw zu überzeugen, der sich zwischen Sané und Julian Brandt von Bayer Leverkusen entscheiden musste. Löw begründete seine Entscheidung damals damit, dass Sane "noch nicht in internationalen Spielen geliefert" habe.

Brandt wurde stattdessen nach Russland mitgenommen, wo er insgesamt 19 Minuten lang zum Einsatz kam, als Deutschland schon in der Gruppenphase scheiterte.

Man liegt wahrscheinlich richtig, wenn man vermutet, dass Sane die bessere Wahl gewesen wäre.

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Karim Benzema - 2018

Nachdem Karim Benzema aus dem französischen Kader gestrichen worden war, weil er 2015 von der Polizei wegen eines Erpressungsskandals rund um seinen Teamkollegen Mathieu Valbuena befragt worden war, blieb er auch bei der Weltmeisterschaft 2018 unberücksichtigt.

Er hatte Trainer Didier Deschamps, als er die EM 2016 im eigenen Land verpasste, beschimpft und ging zwei Jahre später den Präsidenten des Französischen Fußballverbands (FFF), Noel Le Graet, scharf an, als er für das Turnier in Russland nicht nominiert worden war, nachdem dieser angedeutet hatte, dass sich 'Les Bleus' von Benzema getrennt hätten.

Der Star von Real Madrid tweetete: "Herr Graet, bei allem Respekt, Sie haben die Gelegenheit verpasst, zu schweigen."

"Ich habe Ihr wahres Gesicht entdeckt. Sie sind nicht derjenige, der gesagt hat, dass er mich schätzt und nicht über die Mannschaftsaufstellung sprechen will."

Frankreich kam auch ohne den Stürmer in Russland gut zurecht, aber jetzt ist Benzema als aktueller Ballon-d'Or-Gewinner wieder mit dabei, nachdem er sich mit Deschamps versöhnt hat.

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