Handball - Spanien holt EM-Titel: Eine Wand namens Sterbik - und viel Bier

Spanien hat erstmals den EM-Titel geholt
© getty

Spanien hat Schweden mit 29:23 (12:14) geschlagen und sich erstmals zum Europameister gekrönt. Torhüter Arpad Sterbik avanciert zum Matchwinner, bleibt aber bescheiden. Und Gedeon Guardiola prophezeit rauschende Tage, an denen selbst der König nicht sicher ist.

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Die Auszeichnung zum Spieler des Spiels schien ihm fast ein wenig unangenehm zu sein, auch während der Siegerehrung wollte er möglichst nicht im Mittelpunkt stehen. Dabei war Arpad Sterbik der eindeutige Held des Endspiels in der Arena Zagreb.

Der 38 Jahre alte Torhüter, der erst vor dem Halbfinale für den verletzten Gonzalo Perez de Vargas nachnominiert worden war, kam in der 24. Minute für Rodrigo Corrales in die Partie und kassierte in den ersten 20 Minuten der zweiten Halbzeit lediglich drei Gegentore. Seine Quote an gehaltenen Bällen war zwischenzeitlich auf 50 Prozent angewachsen, am Ende lag sie bei 38 (8 Paraden bei 21 Würfen).

"Seine Leistung kann mit drei Buchstaben zusammengefasst werden: MVP", schrieb die AS. Die Marca verkündete: "Schweden ist gegen eine Wand namens Sterbik gerannt." Und der Hallensprecher rief ins Mikro: "Arpad Sterbik: Vom Wohnzimmer auf den EM-Thron."

Doch der gebürtige Serbe, der eigentlich ungarische Wurzeln hat und seit 2008 die spanische Staatsbürgerschaft besitzt, wollte nichts von den Lobhudeleien wissen: "Das war eine großartige Teamleistung. Ich bin sehr glücklich, Teil dieser Mannschaft zu sein", blieb der Mann des mazedonischen Spitzenklubs Vardar Skopje, der im Sommer nach Ungarn zu Veszprem wechselt, bescheiden.

Hampus Wanne: "Die Spanier haben mit uns gespielt"

Er hatte damit natürlich Recht. Schließlich war es nicht Sterbik alleine, der den Final-Fluch vertrieb und Spanien im fünften EM-Endspiel endlich den ersten Titel bescherte. In der zweiten Halbzeit spielten die Iberer eine unfassbare 5:1-Abwehr und fanden im Angriff immer wieder Lösungen gegen die in der ersten Halbzeit so starke schwedische Deckung.

"Die Umstellung auf die 5:1-Abwehr war entscheidend. Die Spanier haben das überragend gemacht, sie haben mit uns gespielt, kann man fast schon sagen. Die zweite Halbzeit war von ihnen perfekt", gab Schwedens Linksaußen Hampus Wanne unumwunden zu.

Die Skandinavier brachen völlig ein. Spanien, das in Ferran Sole und David Balaguer (beide fünf Tore) ihre besten Werfer hatte, stürmte mit einem 13:3-Lauf davon. Das ganze Szenario weckte Erinnerungen. Auch das DHB-Team war in der Hauptrunde gegen Spanien innerhalb von wenigen Minuten völlig untergegangen.

Der verdiente Lohn nach schwierigen Momenten

Spanien ist jedenfalls ein verdienter Europameister. Nach dem vierten Platz bei der EM 2012, Rang drei 2014 und Silber 2016 hat es in Kroatien endlich geklappt.

"Es ist ein unglaubliches Gefühl, es lässt sich kaum beschreiben. Wir haben ein großartiges Turnier vollendet und sehr hart dafür gearbeitet. Wir haben schwierige Momente durchlebt. Das ist der verdiente Lohn für die harte Arbeit der Mannschaft auf dem Feld und abseits davon", sagte Kapitän Raul Entrerrios.

In der Tat hatte Spanien komplizierte Momente während dieses Turniers. Vor dem Endspiel um das Halbfinale gegen Deutschland hatte eigentlich wenig für den zweimaligen Weltmeister gesprochen. Die Mannschaft von Trainer Jordi Ribera, die in der Vorrunde gegen Dänemark verlor, zeigte im zweiten Spiel der Hauptrunde eine fürchterliche Vorstellung bei der 26:31-Niederlage gegen Slowenien.

Viele hatten es der mit zahlreichen älteren Spielern besetzten Truppe nicht zugetraut, nur 24 Stunden später in die Erfolgsspur zurückzufinden. Doch es klappte in beeindruckender Art und Weise, im Halbfinale wurde dann sogar noch Frankreich ausgeschaltet.

Guardiola: "Jetzt werden wir viel Bier trinken"

"Es wurde für viele von uns höchste Zeit, noch einmal etwas mit der Nationalmannschaft zu gewinnen", erklärte Sterbik mit einem Augenzwinkern, auf das hohe Alter einiger Spieler angesprochen.

Zu alt, um es nach dem Triumph von Zagreb krachen zu lassen, seien die Spanier aber nicht, meinte Gedeon Guardiola von den Rhein-Neckar Löwen in der Mixed Zone. "Jetzt werden wir viel Bier trinken", kündigte der Kreisläufer an: "Dann fliegen wir nach Madrid und feiern weiter - mit dem Präsidenten oder dem König."

Für Schweden ein sensationell gutes Ergebnis

Bei den Schweden herrschte dagegen Niedergeschlagenheit. Niemand konnte sich im Augenblick der Niederlage über das eigentlich sensationell gute Ergebnis mit Platz zwei freuen.

"Wir sind in der zweiten Halbzeit in die Falle getappt. Diese offensive Abwehr war zu viel für uns", sagte Torhüter Mikael Appelgren. Der 28-Jährige hatte diesmal den Vorzug vor Andreas Palicka erhalten und seine Sache mit 35 Prozent abgewehrter Bälle stark gemacht.

"Dieses Turnier war für unsere Mannschaft eine großartige Erfahrung", so Appelgren weiter: "Im Moment sind wir enttäuscht, aber diese Silbermedaille wird sich in ein paar Tagen gut anfühlen."

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