"Machen die Sportler kaputt"

Von Adrian Bohrdt
Füchse-Coach Sigurdsson fordert weniger Spiele während der Saison
© getty

Dagur Sigurdsson, Coach der Füchse Berlin, hat in einem Interview vor zu vielen Spielen gewarnt und deutliche Einschnitte gefordert. Die Profis müssten demnach bereits jetzt viel zu oft spielen, auch die Qualität des Sports leide langfristig darunter. Allerdings müssten die Spieler dafür Gehaltseinbußen in Kauf nehmen.

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"Es kamen viele Dinge zusammen. Seit 1994 gibt es die Europameisterschaft, um die Jahrtausendwende wurde das Spiel durch die schnelle Mitte temporeicher und dann wurden Wettbewerbe wie die Champions League ausgedehnt", kritisierte Sigurdsson im Gespräch mit "Handball-World.com": "Zudem sind neue Wettbewerbe wie die Club-WM entstanden. Jetzt nach 20 Jahren haben wir die Konsequenzen."

Zwar könne man auch die Augen davor verschließen, allerdings seien die Probleme mittlerweile deutlich: "Wenn man aber schaut wie viele Spieler darunter leiden, ist das nicht mehr menschlich. Das ist viel mehr wie eine Fleischfabrik."

Die fünf Top-Klubs der Liga hatten in den letzten zwei Jahren 24 verletzte Stars zu beklagen, die mehrere Wochen ausfielen. Auch auf Länderspiele wirken sich die zahlreichen Verletzungen aus. "Es müssen immer mehr Spieler die Nationalmannschaft absagen. In Deutschland hat man Bitter, Zeitz, Sprenger, Hens, Glandorf, Kaufmann. In Dänemark gab es gerade eine EM ohne Markussen und Lauge Schmidt", so Sigurdsson.

"So geht es nicht weiter"

Der 40-Jährige hatte daher einen Lösungsansatz parat: "Die Lösung kann nur sein, dass alle einen Schritt zurück machen. Es sind alle Beteiligten gefragt: IHF, EHF und auch die Bundesliga. Wenn wir dann nur noch eine Bundesliga mit 16 Mannschaften haben, dann muss das so sein. So geht es einfach nicht weiter."

Man müsse, so Sigurdsson weiter, die Frequenz verringern: "Man muss für die besten Spieler 15 Spiele weniger hinbekommen. Das muss so über das Jahr verteilt sein, dass es einigermaßen für den Sportler gut ist. Es hilft nicht nur die Spiele zu reduzieren, auch der Rhythmus muss stimmen. Dieser Blick fehlt einfach. Wir machen uns selber kaputt, wenn wir nur auf die Sportler hauen. Darunter leidet die Qualität des Produkts Handball."

Insgesamt sei der Sport in den letzten Jahren zu weit weg von der Spielerperspektive gegangen, kritisierte der Isländer. Allerdings hätten weniger Spiele auch finanzielle Konsequenzen: "Es muss den Spielern auch klar sein, dass es dann weniger Geld gibt. Wenn wir wieder besseren Handball sehen und die Zukunft unserer Sportart sichern wollen, müssen wir jetzt handeln. Das geht nur gemeinsam, wenn alle Parteien an einen Tisch kommen."

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