Martin Kaymer liebt den 1. FC Köln, er spielte selbst jahrelang Fußball und ist auch deshalb fasziniert vom Mannschaftssport. Das einzigartige "Wir-Gefühl" beim Ryder Cup sollte ihn ab Freitag also beflügeln und Kräfte freisetzen - oder etwa nicht?
"Der Druck ist schon enorm", sagte Deutschlands bester Golfer vor seiner vierten Teilnahme dem SID: "Man spielt nicht nur für sich, sondern für den ganzen Kontinent."
Und dennoch überwiegt beim 31-Jährigen aus Mettmann die Vorfreude auf den Showdown im Hazeltine National Golf Club von Chaska/Minnesota (30. September bis 2. Oktober). Kaymer ist schließlich einer von nur zwölf Auserwählten, er genießt zudem großes Ansehen in der Mannschaft, für die er erst in allerletzter Minute nominiert worden war.
"Die Erleichterung darüber war riesig, da ich in den vergangenen Wochen und Monaten hart dafür gearbeitet habe. Es war ein sehr kurzes, aber nettes Telefonat", sagte Kaymer über das Gespräch mit Teamkapitän Darren Clarke, der eine seiner drei Wildcards an den Deutschen vergab.
Kaymers Nominierung keine Überraschung
Trotz schwankender Leistungen in dieser Saison war Kaymers Nominierung keine Überraschung, denn zuletzt hatte die Formkurve des ehemaligen Weltranglistenersten wieder nach oben gezeigt. Noch wichtiger für Clarke dürfte aber Kaymers Erfahrung sein, denn neben insgesamt sechs Ryder-Cup-Neulingen im Team kann man Routiniers wie den Rheinländer durchaus gebrauchen.
"Ich bin erfreut und glücklich darüber, einen so außergewöhnlichen Spieler zu haben", sagte Clarke, der zudem Kaymers ruhige und abgeklärte Spielweise lobte. Die ist nämlich vor allem erforderlich, wenn in den kommenden Tagen rund um die Grüns mal wieder die Hölle los sein und die Golf-Fans das ein oder andere Mal die Etikette vergessen werden.
Kaymer stört das nicht, er findet sogar Gefallen daran und spricht lieber von einer "ganz speziellen Atmosphäre", wenn "alle Zuschauer entweder nur für dich oder nur gegen dich sind". Der Zusammenhalt im Team sei dadurch ja schließlich noch größer - und somit auch die Chance der Europäer, zum vierten Mal in Serie zu triumphieren.
Oft sind die US-Boys Favorit
Denn oft waren zwar die US-Boys vom Papier her der Favorit gewesen - 2012 zum Beispiel, als ausgerechnet Kaymer mit dem entscheidenden Punkt die Aufholjagd der Europäer krönte. Weil Teamspirit und Taktik jedoch seit jeher zu den europäischen Stärken gehören, könnte auch in diesem Jahr die statistisch schwächere Mannschaft siegen.
"Ich denke, wir haben eine richtig gute Mischung", sagte Kaymer mit Blick auf jeweils sechs Etablierte und sechs Cup-Novizen: "Erfahrung ist immer gut, andererseits aber auch Unbekümmertheit." Letztlich komme es darauf an, wie jeder Einzelne "mit der Situation vor Ort umgeht."
Um diesbezüglich bestmöglich eingestellt zu sein, werden im Vorfeld viele Gespräche geführt. "Jeder spricht offen über Schwächen und Stärken, um für das Team die besten Kombinationen festlegen zu können", sagte Kaymer und betonte noch mal das, was sie auch beim 1. FC Köln immer sagen: "Teamgefühl und Zusammenhalt sind die wichtigen Faktoren."
Martin Kaymer im Steckbrief