"Man wird kein Millionär"

Von Interview: Marco Kieferl
Stephan Jäger kämpft auf der PGA Latinoamerica um den Aufstieg in die große Golf-Welt
© getty

Stephan Jäger ging bereits als 17-Jähriger nach Amerika und schaffte als einziger Deutscher den Sprung in die finale Stufe der Qualifying School. Nach einem Jahr auf der Web.com Tour ist der 24-Jährige mittlerweile auf der PGA Tour Latinoamerica zu Hause. Im Interview mit SPOX spricht er über den Traum von der PGA Tour, sein Leben on the road und Kumpel Harris English.

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SPOX: Herr Jäger, nach einem Jahr auf der Web.com Tour sind Sie mittlerweile auf der PGA Tour Latinoamerica unterwegs. Hand aufs Herz: Können Sie denn überhaupt Spanisch?

Jäger: Un poco! Ich hatte Spanisch zwei Jahre lang am College. Aber wie das halt so ist, bleibt in der Schule doch nicht so viel hängen. Ich habe jetzt angefangen, mit einer App auf meinem Smartphone wieder ein paar Wörter zu lernen. Das geht soweit ganz gut. Ich kann mich verständigen. Wenn's dann ein bisschen komplizierter wird, habe ich Probleme, aber mit Zeichensprache und den paar Wörtern, die ich kann, geht das schon.

SPOX: Wie darf man sich Ihr Leben mit all den Reisen nach Südamerika momentan vorstellen?

Jäger: Grundsätzlich stört mich das Reisen überhaupt nicht. Golf ist ein globaler Sport und damit muss man einfach zurechtkommen. Ich glaube, das längste bisher war mal eine 14-stündige Anreise, aber das war zum Glück nur ein Turnier und findet nicht Woche für Woche statt. Normalerweise haben wir das so gut geplant, dass bei drei oder vier Turnierwochen am Stück alle Wettbewerbe innerhalb von drei Stunden erreichbar sind.

SPOX: Wie gehen Sie mit den enormen Reisekosten um? Kann man von den Preisgeldern auf der PGA Tour Latinoamerica leben?

Jäger: Auf alle Fälle! Man wird zwar kein Millionär, aber wenn man gut spielt, kann man sich ein ganz normales Leben finanzieren. Man denkt oft nicht daran, dass wir bei den ganzen Flugkosten ja unser Leben auf dem Golfplatz und im Flieger verbringen. Wenn man gut spielt, ist Geld auch auf den kleineren Touren kein Problem. Der Gewinner in Kolumbien hat letztens beispielsweise fast 30.000 Dollar gemacht. In Europa ist das anders: Auf der Pro Golf Tour bekommt der Gewinner beispielsweise nur 5.000 Euro. Da muss ich schon gewinnen, um Plus zu machen.

SPOX: Bei Ihrem letzten Auftritt auf der Tour hatten Sie unter ungewöhnlichen Umständen den Cut verpasst. Wie kam es dazu?

Jäger: In Kolumbien hatte ich das Wochenende um einen Schlag verpasst, dabei war das sogar noch knapper, als man im Internet liest. Es gab dort einen Spieler, der am Abend nicht rechtzeitig fertig wurde oder nicht rechtzeitig fertig werden wollte. Also hat er am nächsten Morgen sein letztes Loch fertig gespielt und wir mussten morgens um sechs auf dem Platz stehen und sein Ergebnis abwarten. Wenn er ein Par gespielt hätte oder schlechter, hätten wir alle am Wochenende spielen dürfen. Leider hat er ein Birdie gemacht und wir sind alle rausgeflogen.

SPOX: Blicken wir ein wenig auf Ihre bisherige Karriere zurück: Von Ihrem Heimatclub München Eichenried ging es 2006 ans College nach Amerika. Warum haben Sie Ihre Heimat mit gerade einmal 17 Jahren damals überhaupt verlassen?

Jäger: Ich wollte schon immer ans College in Amerika gehen. Ich bin aus München, wo man halt fünf Monate im Jahr nicht Golf spielen kann. Hier dagegen ist das Wetter sehr schön, die Golfplätze sind alle top und auch das Leistungsniveau ist auf einem anderen Level. Schließlich bin ich für vier Jahre an der University of Tennessee in Chattanooga gelandet und habe dort für das Golfteam gespielt. Bis heute fiel mir nie ein, nach Deutschland zurückzukehren.

SPOX: Sie sprechen das Wetter an. Ist das wirklich ein Grund, warum Deutschland so wenige Tourprofis hervorbringt?

Jäger: Die Schweden haben sogar noch einen schlimmeren Winter als wir. Das Problem in Deutschland ist, dass man nicht diesen Wettbewerb hat wie in den Staaten. Jeder Schwede, jeder Engländer, der es sich finanziell leisten kann, geht in die USA, weil er dort die besten Golfer und die besten Plätze vorfindet. Diese Konkurrenz findet man in Deutschland nicht.

SPOX: Welche Rolle spielte das amerikanische College-System mit seiner ausgezeichneten Sportlerförderung bei Ihrer Entscheidung?

Jäger: Früher habe ich teilweise in Mannschaften gespielt, mit denen man zwei Turniere im Jahr und keine professionelle Vorbereitung hatte. Am College gehst du fünfmal in der Woche ins Fitnessstudio, fünfmal in der Woche auf den Trainingsplatz und spielst Turniere gegen die besten Golfer in den Staaten.

SPOX: Wie lief der College-Alltag ab?

Jäger: Wir hatten normalerweise montags, mittwochs und freitags jeweils um sechs Uhr morgens Fitness. Anschließend sind wir von acht bis eins in die Schule gegangen und haben von zwei bis sechs trainiert. Dienstags und donnerstags sind wir selbstständig ins Gym gegangen und haben dasselbe wieder gemacht. Es gibt so viele Regeln, die besagen, dass man nur eine bestimmte Stundenanzahl mit einem Coach verbringen darf, da muss man selbst auch viel machen. Man befindet sich schon im Leistungssport und muss sich acht, neun, zehn Stunden am Tag reinknien. Mein jetziger Profialltag ist nicht so viel anders.

Seite 2: Jäger über seinen Traum und Harris English

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