Drama! Fürth erobert in Unterzahl Platz zwei und folgt Meister Bochum in die Bundesliga

Von SID
Der VfL Bochum (l.) kehrt nach elf Jahren, die SpVgg Greuther Fürth nach acht Jahren zurück in die Bundesliga.

Der VfL Bochum und die SpVgg Greuther Fürth haben sich am letzten Spieltag der Saison den Aufstieg in die Bundesliga gesichert. Holstein Kiel fiel nach einer Heimniederlage gegen Darmstadt 98 auf Platz drei zurück, hat aber die Chance, in zwei Relegationsspielen gegen den Erstliga-16. 1. FC Köln den erstmaligen Gang ins Oberhaus zu schaffen. Zweiter Absteiger ist Eintracht Braunschweig.

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Köln gegen Kiel: Alle Infos zur Relegation findet Ihr hier.

Bochum ist nach elf Jahren Abstinenz zurück in der Bundesliga. Durch den 3:1(1:0)-Sieg am letzten Spieltag gegen den SV Sandhausen krönte sich der VfL zum Zweitliga-Meister und feierte die Rückkehr ins Oberhaus, in dem der VfL zuletzt in der Saison 2009/2010 spielte. Sandhausen gelang trotz der Niederlage der direkte Klassenerhalt.

"Es war ein harter Kampf, wir haben es gnadenlos durchgezogen und sind überglücklich, dass wir es geschafft haben", sagte Simon Zoller bei Sky: "Es war eine außergewöhnliche Saison, jetzt fällt viel Anspannung ab. Für die Fans und den Verein ist es unglaublich, ich bin sehr stolz, hier zu spielen." Im entscheidenden Spiel um den Aufstieg brachte Milos Pantovic die Mannschaft von Trainer Thomas Reis in Führung (29.).

Sandhausen-Stürmer Kevin Behrens traf nach rund einer Stunde zum Ausgleich (59.), ehe VfL-Kapitän Anthony Losilla das 2:1 besorgte (78.) und Robert Zulj (87.) mit einem sehenswerten Freistoß noch erhöhte.

Fürth trifft dreimal in Unterzahl

Nach acht Jahren Abstinenz erfüllte sich Fürth den Traum von der Rückkehr in die Bundesliga. Die Mannschaft von Trainer Stefan Leitl kam trotz Unterzahl und zweimaligen Rückstands zu einem 3:2 (0:1) gegen Fortuna Düsseldorf und machte seinen zweiten Erstliga-Aufstieg der Vereinshistorie nach 2012 perfekt.

"Das ist unfassbar, größten Respekt. Ich bin stolz und einfach nur glücklich, das muss man erst einmal sacken lassen", sagte Rachid Azzouzi, Geschäftsführer Sport nach der Partie bei Sky. Die Franken profitierten dabei vom gleichzeitigen 2:3 des Rivalen Holstein Kiel gegen Darmstadt 98.

Mit 64 Punkten schob sich Fürth noch an den Norddeutschen auf den zweiten Aufstiegsplatz vor.

Greuther Fürth feierte nach dem Abpfiff mit den Fans.
© getty
Greuther Fürth feierte nach dem Abpfiff mit den Fans.

Torschützenkönig Dursun dreht das Spiel in Kiel

Kiel ist vorerst der Verlierer des Aufstiegs-Dreikampfs. Das Team von Ole Werner unterlag Darmstadt 98 mit 2:3 (1:0) und gaben das Direktticket für die deutsche Eliteklasse trotz Führung noch aus der Hand.

Der Meister von 1912, der in den vergangenen Wochen einem Mammutprogramm beeindruckend getrotzt hatte, kämpft nun in der Relegation gegen den 1. FC Köln am Mittwoch und Samstag darum, als erster Klub aus Schleswig-Holstein in der Bundesliga zu spielen. 2018 hatte die KSV in den Entscheidungsspielen den Sprung nach oben knapp verpasst.

"Köln hat immer noch mehr zu verlieren", sagte Sport-Geschäftsführer Uwe Stöver bei Sky. Doch nach dem zweiten vergebenen Aufstiegs-Matchball machte sich bei Kiel "Traurigkeit" breit, wie Stöver erklärte: "Für uns war es ein bitterer Tag. Das tut weh. Wir müssen uns jetzt für die zwei schweren Aufgaben rüsten."

Janni Serra brachte Kiel früh per Kopf in Führung (18.). Darmstadts Torschützenkönig Serdar Dursun schlug nach dem Seitenwechsel mit einem Doppelpack zurück (51., 58.) und erhöhte sein Konto auf 27 Treffer. Immanuel Höhn (75.) erzielte den dritten Treffer der Gäste. Für Kiel verkürzte Finn Bartels (87.).

Sandhausen in Bochum zunächst gefährlicher

Die Bochumer wollten sich im entscheidenden Spiel nicht von den Ergebnissen auf den anderen Plätzen beeinflussen lassen. "Uns interessiert nur unser eigenes Ergebnis. Wenn das passt, dann ist alles egal, was woanders passiert, sagte Reis vor der Partie.

Den Ausfall von Leistungsträger Robert Tesche (5. Gelbe Karte) ließen sich die Bochumer in der ersten Viertelstunde nicht anmerken, der VfL drückte die Gäste von Beginn an tief in die eigene Hälfte. Gerrit Holtmanns Treffer wurde wegen einer Abseitsstellung zurückgenommen (12.).

Die beste Chance der Anfangsphase hatte aber Sandhausen: VfL-Keeper Patrick Drewes rettete erst gegen den Weitschuss von Erik Zenga und parierte auch den Nachschuss von Behrens (18.).

Losilla und Kunstschütze Zulj machen alles klar

Aus einer Kontersituation ging Bochum dann in Führung: Simon Zoller wurde gegen die weit aufgerückte SVS-Defensive auf die Reise geschickt, seine Flanke köpfte Pantovic zum 1:0 ein (29.). Die Gastgeber blieben das gefährlichere Team, Holtmanns Linksschuss ging knapp am Tor vorbei (38.). Pantovic scheiterte aus wenigen Metern an Gäste-Torwart Stefanos Kapino (44.).

Bochum blieb auch nach dem Seitenwechsel spielbestimmend, konnte sich aber zunächst keine hochkarätigen Möglichkeiten herausspielen. Behrens schockte den Tabellenführer nach rund einer Stunde, als er sich einen langen Ball am herausstürmenden Drewes vorbeilegte und aus sehr spitzem Winkel einschoss (59.). Robert Zulj verpasste kurz darauf die erneute VfL-Führung (60.).

Sandhausen war nach dem Ausgleich besser im Spiel, Daniel Keita-Ruel scheiterte am stark aufgelegten Drewes (69.). Bochum fing sich aber nach kurzer Schwächephase und traf durch Kapitän Losilla zum 2:1 (78.). Nach Zuljs Kunstschuss war dem VfL der Sieg nicht mehr zu nehmen.

Stach sieht Rot nach Videobeweis

Julian Green (69.) und Dickson Abiama (83.) gelangen die entscheidenden Treffer der Fürther, die nach der Roten Karte von Anton Stach (45.+4) in Unterzahl agierten. Kristoffer Peterson (26.) und Shinta Appelkamp (56.) trafen für die Fortuna, Branimir Hrgota glich zwischenzeitlich erstmals für die Platzherren aus (54., Handelfmeter nach Videobeweis).

Bereits vor der Partie hatte Leitl betont, dass das bisher Erreichte "eine Sensation" sei und sagte weiter: "Wir sind gewillt, alles dafür zu tun, um in die 1. Bundesliga aufzusteigen."

Das merkte man den Gastgebern gleich zu Beginn an. Fürth begann zunächst konzentriert und hatte zunehmend mehr Ballbesitz. Hinten verteidigten die Gastgeber kompakt und ließen Düsseldorf wenig Räume. Nach einem Konter traf jedoch Peterson, der auf Höhe des Strafraums abschloss. Fürths Torhüter Sascha Burchert verhinderte einen weiteren Treffer nach einem Konter durch Rouwen Hennings (35.).

Fürth lässt sich auch vom zweiten Rückstand nicht schocken

Trotz des Rückstands spielte Fürth weiter nach vorne, musste kurz vor der Halbzeit allerdings den Platzverweis von Stach verkraften, der nach Videobeweis wegen groben Foulspiels an Düsseldorfs Appelkamp die Rote Karte sah.

Nach der Pause übte Fürth weiter Druck aus. Den Elfmeter verwandelte Hrgota sicher, im Anschluss nutzte Appelkamp eine Fortuna-Chance jedoch effektiv. In einer hektischen Schlussphase wurden die Fürther für ihre anhaltenden Bemühungen belohnt: Green glich aus kurzer Distanz aus, bevor Abiama die Weichen endgültig Richtung Oberhaus stellte.

Kiel beginnt überlegen

Die Stadt Kiel hatte sich für den erhofften Festtag blau-weiß-rot herausgeputzt. Und Holstein startete mit frischen Kräften in sein Finale. Nach einem aufreibenden Spielplan infolge der beiden Quarantäne-Situationen kam Werners Team in den Genuss einer vollständigen Trainingswoche. Für Kiel enorm bedeutend gegen den formstarken Gegner um den früheren Störche-Coach Markus Anfang.

Die ersten Minuten waren enorm umkämpft, Holstein erarbeitete sich aber leichte Vorteile mit aktivem Pressing und spielte kontrolliert nach vorne. Dabei waren die Gastgeber auf die richtige Balance bedacht, um Darmstadts Dursun keine Räume zu bieten.

Serra verpasst die große Chance zum Ausgleich

Auf die Zulassung einiger Zuschauer hatten die Gastgeber trotz der großen Bedeutung der Partie freiwillig verzichtet. Vor dem Stadion jubelte aber ein großer Holstein-Block über den Führungstreffer und feuerte die nun sichtlich beflügelten Kieler Profis an. Darmstadt blieb gefährlich, Dursun kam in der 30. Minute zur großen Ausgleichschance.

Der Hausherren gingen verdient mit der Führung in die Halbzeitpause, nach dem Wiederanpfiff spielte Dursun aber seine Qualitäten aus und für Kiel begann das große Zittern.

Holstein war nun verunsichert und die Fans der Nordlichter hofften immer mehr auf einen Patzer von Fürth. Auch, weil Serra in der 73. Minute eine Riesenchance zum 2:2 ausließ.

2. Liga: Die Tabelle nach dem 34. Spieltag

PlatzTeamSp.ToreDiffPkt.
1.VfL Bochum3466:392767
2.SpVgg Greuther Fürth3469:442564
3.Holstein Kiel3457:352262
4.Hamburger SV3471:442758
5.Fortuna Düsseldorf3455:46956
6.Karlsruher SC3451:44752
7.SV Darmstadt 983463:55851
8.1. FC Heidenheim3449:49051
9.SC Paderborn 073453:45847
10.FC Sankt Pauli3451:56-547
11.1. FC Nürnberg3446:51-544
12.FC Erzgebirge Aue3444:53-944
13.Hannover 963453:51242
14.SSV Jahn Regensburg3437:50-1338
15.SV Sandhausen3441:60-1934
16.VfL Osnabrück3435:58-2333
17.Eintracht Braunschweig3430:59-2931
18.Würzburger Kickers3437:69-3225
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