FC Barcelona - Kommentar: Der Abgesang auf Xavi kam zu früh - Barça vor großem Jahr

Von Justin Kraft
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Der FC Barcelona gewinnt gegen Real Madrid die Supercopa und Xavi sichert sich damit seinen ersten Titel als Trainer von Barça - rund 15 Monate nach seiner Übernahme. Im letzten Jahr gab es viel Kritik, doch der Abgesang auf den einstigen Weltklassespieler kam zu früh. Ein Kommentar.

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Im Fußballgeschäft haben Trainer oft keine Zeit, um ihre Ideen umzusetzen. Gerade bei Topklubs dreht sich das Karussell nochmal schneller. Wie schnell man vom Champions-League-Sieger zur Entlassung kommen kann, zeigte das Beispiel Thomas Tuchel beim FC Chelsea. Bei Xavi und dem FC Barcelona ist die Situation etwas anders gelagert - und doch sah er sich mit massiver Kritik konfrontiert.

Der ehemalige Champions-League-Sieger übernahm seinen Ex-Klub 2021 in schwieriger Lage. Sportlich lief es nicht und finanziell drohten schwerwiegende Konsequenzen. Im vergangenen Sommer entstand schließlich eine Art Aufbruchstimmung. Rund um den Königstransfer von Robert Lewandowski gelang es den Katalanen, den Kader zu verstärken. So richtig in Fahrt schien Barcelona aber nicht zu kommen - und so passierte, was oft viel zu schnell passiert: Xavis Abgesang wurde vielerorts bereits vorbereitet.

Nach seinen ersten 50 Pflichtspielen stand er im klubinternen Ranking mit nur 63 Prozent gewonnener Spiele nur auf dem 25. Platz. Vor allem international hagelte es viele Pleiten. Aus acht Champions-League-Spielen holte der Spanier lediglich zwei Siege und zwei Unentschieden. In sechs Europa-League-Partien gab es ebenfalls nur zwei Siege und drei Remis. Barça verlor dreimal ohne eigenen Treffer gegen den FC Bayern. Die einzigen beiden Erfolge in der Königsklasse feierte man gegen Pilsen.

Zu Beginn seiner Zeit als Trainer des FC Barcelona musste Xavi einige Rückschläge hinnehmen.
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Zu Beginn seiner Zeit als Trainer des FC Barcelona musste Xavi einige Rückschläge hinnehmen.

FC Barcelona: Xavi beginnt Titeljagd mit Paradigmenwechsel

Verheerend., könnte man meinen. Doch in der Primera Division läuft das Kontrastprogramm: Dort hat Barcelona in dieser Saison erst ein Spiel verloren und steht mit drei Punkten Vorsprung an der Tabellenspitze. Was bisher fehlte, war ein überzeugender Sieg gegen einen großen Klub. Mit dem Triumph in der Supercopa ist Xavi das nun erstmals in einer beeindruckenden Art und Weise gelungen.

Interessant ist dabei vor allem ein Paradigmenwechsel in der Spielweise. Barça steht wie kein zweiter Klub für Ballbesitzfußball. In den vergangenen Jahren wurde dieser jedoch immer zahnloser. Xavi arbeitet daran, den Fußball der Blaugrana dynamischer und flexibler zu machen - und legt dabei viel Wert auf die Defensive. In der Liga hat sein Team erst sechs Gegentore kassiert. Dass seine Anpassungen Zeit brauchen würden, war absehbar. Gegen Madrid zeigte sich am Wochenende aber, wohin das noch führen kann.

Barça verteidigte gegen den Ball kompakt, clever und in den entscheidenden Zonen im Mittelfeld aggressiv. Man ließ dem Gegner auch mal den Ball in weniger spektakulären Räumen, um sich vertikal nicht zu sehr auseinanderziehen zu lassen. Die eigenen Ballbesitzphasen wurden dann sehr effizient und präzise ausgespielt. Real Madrid wurde in vielen Phasen hergespielt, hatte in eigenem Ballbesitz kaum Ideen. Zunächst lauerte Barça auf Konter, nach der Führung verwalteten sie diese klug und legten entscheidend nach.

FC Barcelona: Wird 2023 Xavis Jahr?

Xavi versucht nicht, aus Barça eine Kontermannschaft zu machen. Aber er bedient mehr Aspekte des Fußballs als seine Vorgänger und macht das Team somit auf Dauer stärker. Angesichts der letzten Jahre und der großen Verschiebungen im Kader konnte kaum jemand erwarten, dass er den FC Barcelona innerhalb kürzester Zeit zu einem Kandidaten auf den Champions-League-Titel macht.

Die Fortschritte sind jedoch unverkennbar. Die Mischung aus jungen Talenten und erfahrenen Weltklassespielern scheint zu passen. Und mit dem deutlichen Sieg gegen Real hat Xavi sich nun einen ersten großen Achtungserfolg sichern können. Für manche kam der vielleicht zu spät. Wieder andere hätten den 42-Jährigen schon im Oktober gefeuert.

Fakt ist, dass Xavi jetzt auch international liefern muss - gerade in der Europa League, an der er in der letzten Saison enttäuschend scheiterte. Diesen Arbeitsnachweis blieb er bisher schuldig. Aber nach dem Abgesang auf ihn im letzten Herbst sieht es so aus, als könnte 2023 nicht nur sein Jahr werden, sondern auch ein sehr erfolgreiches für den FC Barcelona. Wie schon so oft kam dieser Abgesang zu früh.

FC Barcelona: Tabelle in LaLiga

PlatzTeamSp.ToreDiffPkt.
1.Barcelona1635:62941
2.Real Madrid1636:162038
3.Real Sociedad1726:18835
4.Atlético Madrid1724:16828
5.Villarreal1720:13728
6.Real Betis1619:13628
7.Osasuna1717:16127
8.Athletic Club1725:17826
9.Rayo Vallecano1724:20426
10.Mallorca1714:16-222
11.Girona1726:27-121
12.Valencia1623:18519
13.Almería1718:26-818
14.Espanyol1721:26-517
15.Getafe1716:24-817
16.Celta de Vigo1717:28-1117
17.Real Valladolid1713:25-1217
18.Sevilla1717:26-915
19.Cádiz1611:27-1615
20.Elche1610:34-244

 

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