FC Barcelona - Kommentar: Barcas Umgang mit seinen Legenden ist eine Schande

Von Philipp Schmidt
Dani Alves ist nicht die erste Barca-Legende, die sich über den Umgang mit ihm beklagt.
© imago images

Dani Alves hat gegen seinen Ex-Klub Barcelona geschossen und den Umgang mit Vereinslegenden wie ihm massiv kritisiert. Es wird nicht zum ersten Mal deutlich, dass Barca den eigenen Slogan "Mes que un club" mit Füßen tritt. Das Handeln der Verantwortlichen ist vielmehr eine Schande. Alves liegt mit seinen Aussagen völlig richtig. Ein Kommentar.
 

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Drei Champions-League-Titel, dreimal Klub-Weltmeister, sechs spanische Meisterschaften und vier Pokalsiege. 406 Pflichtspiele, 126 Torbeteiligungen - und dann das! "Gesündigt" habe sein Barca in den vergangenen Jahren, "sich nicht um die Leute gekümmert, die für den Klub Geschichte geschrieben haben". Und was am schwersten wiegt: Dabei bezog sich Dani Alves in erster Linie nicht auf sich selbst, sondern auf die Situation des Klubs im Gesamten.

Kein 20-Jähriger sei er mehr gewesen, als er sich 2021 ein zweites Mal den Blaugrana anschloss. Aber dennoch seien Dinge auch mit ihm, einem der erfahrensten Spieler im Kader, nicht offen kommuniziert worden. Sein absolut naheliegendes und nachvollziehbares Fazit: Das auf dem Feld Dargebotene spiegele das Verhalten neben dem Platz wider, dies habe sich im Vergleich zu seiner ersten Zeit bei Barca (2008 bis 2016) massiv zum Negativen entwickelt. Eine positive Zusammenarbeit aller im Klub Mitwirkenden suche man vergeblich.

Klar: Jeder Fall muss für sich betrachtet werden. Aber die Parallelen im Umgang mit einigen der größten Namen der Klubgeschichte sind verblüffend, dazu reicht ein Blick in die jüngere Vergangenheit.

Luis Suarez (283 Spiele, 195 Tore) äußerte sich 2020 ähnlich wie Alves und verließ seinen Herzensklub unter Tränen. Er glaube an Karma, sagte er ein Jahr später, als er mit Atletico die Meisterschaft gewonnen hatte. "Ich habe nicht vergessen, wie sie mich vor meinem letzten Jahr in Barcelona alleine haben trainieren lassen, um mich zu ärgern." Es tat ihm weh, den Klub in einem solchen Zustand zu sehen, man könne "Dinge nicht so machen, wie sie derzeit gemacht werden". Dem heutigen Trainer Xavi riet er deshalb sogar von einer Übernahme des Jobs ab.

Barca: Die Liste der Alves-Vorgänger ist lang

Gerard Pique, einer nicht minder großen Legende, schuldete Barca Stand Juni 2022 laut Reporter Gerard Romero 50 Millionen Euro an unbezahlten Gehältern. Während der Coronakrise hatte er wie weitere Mitarbeiter auf Lohn verzichtet, Teile davon wurden gestundet. Für Aufruhr gesorgt hat er dennoch nicht. Stattdessen sogar noch einen Gehaltsnachweis geteilt, der zeigt, dass er deutlich weniger verdient als behauptet und den Verein in Schutz genommen. Von Dank keine Spur.

Es lassen sich mühelos weitere Namen finden, bei denen es Störgeräusche gab, die sich zumindest in Teilen auch der Verein zuschreiben muss. Das Ende der Ehe mit Lionel Messi ist bestens dokumentiert, Liga-Boss Javier Tebas behauptete im Nachgang felsenfest, dass es "keine wirtschaftliche Entscheidung" gewesen sei - trotz Gehaltsobergrenze, Financial Fairplay und Co. Zugegebenermaßen war der finanzielle Druck groß.

Die Zusammenarbeit mit 120-Millionen-Transfer Antoine Griezmann scheiterte vollends. Während der Spieler nach der Trennung trotz einer sportlich enttäuschenden Zeit von "unglaublichen Teamkollegen" sprach und davon, viel von den Trainern gelernt zu haben, sagte Präsident Joan Laporta nur: "Ich denke, dass jeder hier mehr von ihm erwartet hat und er einfach nicht in unser System passte. In fußballerischer Hinsicht war er nicht der Spieler, den wir gebraucht haben."

Apropos Laporta: Wird der neue (und alte) Präsident nicht müde zu betonen, dass es eine große Aufgabe werde, die Scherben seines Vorgängers Josep Bartomeu zu beseitigen, zeigen sich nicht nur eklatante Defizite im Umgang mit Altgedienten, sondern auch mit Vereinen von möglichen Neuzugängen.

Nur das neueste Beispiel ist die Causa Lewandowski, den Laporta dazu beglückwünscht hat, sich öffentlichkeitswirksam gegen seinen aktuellen Arbeitgeber zu stellen, bei dem er noch bis 2023 unter Vertrag steht. Die Bemühungen des Spielers wisse er "zu schätzen".

Barcelona: Zuspruch für Verhalten von Lewandowski

Noch deutlich turbulenter ging es im August 2017 zu, als sich Ousmane Dembele seinen Wechsel vom BVB ins Camp Nou erstreikte. Nach erfolglosen Verhandlungen erschien der Franzose einfach nicht zum Training, woraufhin Dortmund-Boss Hans-Joachim Watzke die "Rolle des ruhmreichen FC Barcelona" hinterfragte. Ausgeschlossen sei es, dass ein 20-Jähriger auf eigene Initiative so vorgehe.

Kurz darauf wollte Liverpool-Star Philippe Coutinho einen Transfer zu Barca erzwingen, meldete sich aufgrund von Rückenbeschwerden und einer Erkältung vom Training ab und spielte wenige Tage später ohne Beschwerden für die Nationalmannschaft. Unter "Unruhe" leide er, aber keinesfalls unter einer Verletzung, teilte der brasilianische Verband mit. Der Wechsel erfolgte schließlich ein halbes Jahr später.

Das Fazit von Alves zum Status Quo in Katalonien könnte jedenfalls nicht passender sein: "Die Arbeit außerhalb des Platzes muss verbessert werden. Die Mentalität ist das genaue Gegenteil von dem, was wir vor einigen Jahren aufgebaut haben. Alles, was auf dem Spielfeld passiert, ist ein Spiegelbild dessen, was draußen passiert."

Dem ist nichts hinzuzufügen.

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