FC Barcelona: Hängepartie um Lionel Messi nimmt kein Ende

SID
Lionel Messi hat mit Argentinien die Copa America gewonnen.
© getty

Für einen neuen Vertrag beim FC Barcelona reicht nicht allein der Wunsch beider. Es geht um viel Geld und die sportliche Zukunft eines sechsmaligen Weltfußballers.

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Nachdem auch die Nachbarn noch ihre Selfies mit dem "Campeon" geschossen hatten, verschwand Lionel Messi am Sonntagnachmittag müde strahlend in seine Luxusvilla im ummauerten Wohnviertel Funes Hills Miraflores vor den Toren seiner Geburtsstadt Rosario. Dabei nahm Argentiniens Copa America-Triumphator das Schweigen über seine Zukunft mit ins private Heim.

Seit dem 1. Juli hat der 34-Jährige de facto keinen gültigen Vertrag mehr, ist die Klub-Ikone nach 16 Jahren nicht mehr an den FC Barcelona gebunden, kann nun tun und machen, was er will.

Und das ist nach 45 Tagen Klausur wegen der Südamerika-Meisterschaft mit Argentiniens Seleccion, die nach 28 titellosen Jahren endlich wieder feiern durfte, weiter ein Mysterium.

"Wir machen Fortschritte. Er will bleiben, und wir wollen, dass er bleibt. Wir sind auf dem Weg, die Formel dafür zu finden", hatte Barca-Präsident Joan Laporta zu Monatsanfang erklärt.

Barca-Schuldenkrise steckt hinter dem Hickhack

Seitdem Funkstille. Bis vor wenigen Tagen Liga-Präsident Javier Tebas Spekulationen befeuerte, als er im spanischen TV-Kanal La Sexta sagte: "Ich weiß nicht, ob Messi die Saison mit Barca beginnt."

Hinter dem Hickhack steckt die Schuldenkrise des Traditionsklubs aus Katalonien, verschärft durch Pandemie und Misswirtschaft unter Laporta-Vorgänger Josep Maria Bartomeu.

Und die von der Liga auferlegte Gehaltsobergrenze. Ein neuer lukrativer Vertrag für La Pulga (Floh) würde das sogenannte Financial-Fair-Play (FFP) verletzten. "Nicht möglich", signalisierte die Liga bereits.

Doch Messi ist bereit, sein Salär drastisch zu senken. In Kataloniens Medien heißt es, dass ein Zweijahres-Vertrag ausgehandelt sei. Danach könne Messi gar für drei Spielzeiten in die USA gehen, bekäme als Botschafter sein Gehalt aber weiter von Barcelona bezahlt, bevor er zum spanischen Klub in neuer Funktion zurückkehrt.

Denn Messi ist eine unbezahlbare Symbolfigur für die Blaugrana, gewann mit seinem einzigen Klub als Profi 35 Titel, darunter viermal die Champions League, ist Rekordspieler (778 Einsätze) und -Torschütze (672 Treffer). Und somit ein Pfund, mit dem sich bei Fans und vor allem Sponsoren wuchern lässt.

Lionel Messi hat mit Argentinien die Copa America gewonnen.
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Lionel Messi hat mit Argentinien die Copa America gewonnen.

Barca will und muss Spieler abgeben

Barcelona agiert deshalb hektisch, um sich Spielraum beim finanziellen Rahmen zu verschaffen. Samuel Umtiti, Miralem Pjanic, Martin Braithwaite, Philippe Coutinho. Täglich tauchen neue Namen an der Verkaufsbörse auf.

Am Wochenende wurde gar über eine Rückgabe des 2019 von Atletico Madrid für 120 Millionen Euro verpflichteten Weltmeisters Antoine Griezmann spekuliert. Für den Franzosen soll Mittelfeldmann Saul Niguez vom spanischen Meister kommen.

Barcelona läuft dabei Gefahr, sportlich an Substanz zu verlieren. Nur ein Pokalsieg, wie in der abgelaufenen Saison, entspricht nicht Messis Ansprüchen. Paris St. Germain und Manchester City klopfen deshalb nicht nur finanziell mit lukrativeren Angeboten an.

Und so hätschelt der Klub den vorerst verlorenen Sohn kräftig weiter. Barcas Twitterkanal glich nach Messis Triumphnacht im Maracana einer Fanpage, mit Fotos und Videos von ihm in Jubelpose. Die schaut sich der Urlauber jetzt daheim in Rosario genussvoll an. Und entscheidet dann irgendwann über seine Zukunft.

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