Roberto Mancini - Italien entsetzt über Rücktritt: "Verlockung arabischer Sirenen"

SID
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© getty

Heftige Kritik muss Robert Mancini nach seinem Rücktritt als italienischer Nationaltrainer einstecken. Offenbar hat Saudi-Arabien mit einer 120-Millionen-Offerte gelockt.

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Noch sind es nur Spekulationen, aber für Italiens Gazetten ist klar: Das "unmoralische Angebot" von 120 Millionen Euro für einen Dreijahresvertrag als Nationalcoach von Saudi-Arabien soll Roberto Mancini dazu bewogen haben, als Coach der Azzurri am Sonntag zurückzutreten. Weniger als ein Jahr vor der EURO in Deutschland (14. Juni bis 14. Juli 2024) steht Italien ohne Coach da - das Land des EM-Titelverteidigers und viermaligen Weltmeisters ist entsetzt.

Der Mailänder Corriere dello Sera fabulierte: "Nach fünf wunderbaren und tragischen Jahren, Jahren voller Spannung und Tränen geht das Reich von Roberto Mancini zu Ende. Die arabischen Sirenen sind eine zu große Verlockung." Die Gazzetta dello Sport schrieb: "Der italienische Fußball erlebt eine Apokalypse, noch schlimmer als jene in den vergangenen Jahren, die zum Verpassen der letzten beiden Weltmeisterschaften geführt haben."

Vor allem die Kurzfristigkeit der Entscheidung hat alle auf dem Apennin überrascht. "Mancini ist zwei Wochen vor den beiden EM-Qualifikationsspielen zurückgetreten. Mancini war sich im Klaren, dass er Wunder hätte bewirken müssen, um die Glaubwürdigkeit zurückzuerlangen, die er nach dem Nichterreichen der WM 2022 verloren hatte", kommentierte der Corriere dello Sport.

Seit 2018 war der 58-jährige Mancini für den italienischen Verband FIGC als Chefcoach tätig gewesen. Der EM-Triumph von Wembley 2021 war eng mit seinem Namen verknüpft, auch wenn er als Verantwortlicher für die schwachen Auftritte in der Qualifikation für die WM-Endrunde ein Jahr später in Katar galt.

Robert Mancini: Arrigo Sacchi von Rücktritt überrascht

Die Millionen-Offerte soll jedenfalls auf dem Tisch gelegen haben und Mancini in Richtung Demission beeinflusst haben, so die italienischen Medien übereinstimmend. Der einstige Weltklassespieler könnte im September bei einem Länderspiel gegen Südkorea mit Trainer Jürgen Klinsmann debütieren.

"Während Mancini sich mit dem italienischen Fußballverband auf eine Gehaltserhöhung einigte, verhandelte er mit den saudi-arabischen Milliardären. Sollte dies bestätigt werden, wäre dies ein sehr trauriges Bild für unseren Fußball", urteilte die Gazzetta.

Kritik gab es auch vom ehemaligen Milan-Trainer Arrigo Sacchi. "Mancinis Rücktritt hat mich sehr überrascht. Die Welt des Fußballs ist sehr stark von Geld beeinflusst. Offenkundig fühlte sich Mancini in seiner Rolle als Trainer der Nationalmannschaft nicht mehr wohl", sinnierte Sacchi.

Als möglicher Nachfolger Mancinis ist jetzt der ehemalige Neapel-Coach Luciano Spalletti im Gespräch. Mit dem 64-Jährigen hatte Neapel in diesem Jahr den ersten Scudetto nach 33 Jahren erobert. Nach dem Titelgewinn hatte Spalletti betont, sich eine Auszeit nehmen zu wollen. Jetzt könnte für ihn die große Stunde schlagen.

Er muss sich jedoch mit anderen Konkurrenten messen. Auch der Ex-Trainer der italienischen Auswahl sowie von Juventus Turin und dem FC Chelsea, Antonio Conte, ist als Nachfolger Mancinis im Gespräch. Einige Chancen werden auch dem Weltmeister von 2006 und Ex-Coach von Benevento Calcio, Fabio Cannavaro, eingeräumt.

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