Riccardo Neri und Alessio Ferramosca: Der tragische Tod zweier früherer Juventus-Talente

Von Paolo Camedda
Choreographie der Juventus-Tifosi nach dem Tod von Riccardo Neri und Alessio Ferramosca
© getty

Riccardo Neri und Alessio Ferramosca träumten von einer Profikarriere bei Juve. Vor fast genau 15 Jahren kamen sie tragisch ums Leben.

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Als Juventus Turin in der Saison 2006/07 nach dem Manipulationsskandal Calciopoli in der Serie B um den Wiederaufstieg kämpfte, träumten zwei Jugendspieler der Bianconeri von der großen Karriere bei ihrem Verein: Riccardo Neri und Alessio Ferramosca. Heute sind ihre Namen mit der größten Tragödie in Juves jüngerer Klubgeschichte verbunden.

Neri war ein sehr talentierter Torhüter. Er wuchs in Gambassi auf, im Großraum Florenz und war großer Fiorentina-Fan. Er verehrte den ehemaligen Serie-A-Keeper Sebastien Frey und sein Kinderzimmer, das er sich mit seinem Bruder teilte, hing voll mit Postern der Fiorentina-Stars. Dennoch entschied er sich im Jahr 2005, in den Nachwuchs von Florenz' Erzrivalen Juventus zu wechseln. Denn er wusste, dass dieser Wechsel seine große Chance war, es im Fußball zu etwas zu bringen.

Ferramosca wuchs in Turin auf und spielte erst bei einem kleineren Klub. 2006 kam der Mittelfeldspieler, den man heute vermutlich als Achter bezeichnen würde, dann zu Juventus. Zu dem Klub, bei dem seinerzeit auch sein Idol Alessandro del Piero noch spielte.

Choreographie der Juventus-Tifosi nach dem Tod von Riccardo Neri und Alessio Ferramosca
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Choreographie der Juventus-Tifosi nach dem Tod von Riccardo Neri und Alessio Ferramosca

Riccardo Neri und Alessio Ferramosca verstarben am 15. Dezember 2006

Wie Neri war auch Ferramosca ein guter Schüler, dennoch hatten sie beide nur ein Ziel: Fußballprofi bei Juve werden und eines Tages vor den Fans der Bianconeri für die erste Mannschaft auflaufen.

Doch am 15. Dezember 2006 ereignete sich eine schreckliche Tragödie, die diese Träume abrupt beenden sollte. Ferramosca war 17 Jahre alt, Neri hätte zwei Tage später seinen 17. Geburtstag gefeiert.Gegen 17.30 Uhr an jenem Freitag hatten sie das Training mit ihrer Jugendmannschaft beendet. Es war nicht viel los im Trainingszentrum, da die erste Mannschaft am Abend in der Serie B gegen Cesena spielen sollte.

Im Laufe des Trainings waren einige Bälle über den Zaun geflogen und während ihre Mannschaftskameraden bereits in die Umkleidekabine gingen, zogen Neri und Ferramosca los, um die Bälle zu suchen.

Juventus' Serie-B-Spiel wurde abgesagt

Einer von ihnen versuchte dabei vermutlich, einen Ball aus dem künstlichen Teich zu fischen, der sich hinter dem Trainingsgelände befand. An dessen Ufer war eine Plastikfolie befestigt, auf der er wahrscheinlich ausrutschte und ins Wasser stürzte. Als der andere der beiden Jungs dies bemerkte, probierte er vermutlich, ihn aus dem Teich zu ziehen und rutschte dabei selbst auf der Plastikfolie aus. Jene Folie verhinderte dann vermeintlich auch, dass sie wieder aus dem Wasser herausklettern konnte und Neri und Ferramosca erfroren schließlich in dem eiskalten Teich, der angelegt worden war, damit ein nahegelegener Bach die angrenzenden Schulen nicht überflutet.

Erst etwa eine Stunde nach dem Unglück, gegen 18.30 Uhr am 15. Dezember 2006, bemerkte jemand, dass die Kleidung von Neri und Ferramosca immer noch an deren Platz in der Kabine hing. Er informierte die Polizei und das gesamte Trainingszentrum wurde abgesucht, bis ein Handschuh am Rande des Teiches darauf hinwies, dass den Jungs dort etwas passiert sein musste.

Taucher zogen die beiden schließlich aus dem Wasser und trotz der starken Unterkühlung hofften die Ärzte noch darauf, sie wiederbeleben zu können. Alle Maßnahmen waren jedoch vergeblich und Neri und Ferramosca verstarben an jenem Abend in zwei unterschiedlichen Krankenhäusern.

Damaliger Juve-Trainer Deschamps: "Ich bin zutiefst erschüttert"

Schnell versammelten sich zahlreiche Juve-Fans davor und und bekundeten ihre Trauer. Das Spiel der ersten Mannschaft gegen Cesena wurde abgesagt, um etwa 21.30 Uhr informierte Juventus' damaliger Sportlicher Leiter Alessio Secco dann das Profiteam über den Tod der beiden Jugendspieler.

Vor allen Serie-A- und Serie-B-Partien an jenem Wochenende wurde eine Schweigeminute abgehalten. Der Beerdigung von Neri und Ferramosca am 20. Dezember 2006, fünf Tage nach dem Unglück, wohnte die gesamte erste Mannschaft von Juventus bei. "Es ist eine unvorstellbare Tragödie. Ich bin zutiefst erschüttert", sagte der damalige Juventus-Trainer Didier Deschamps.

Ciro Ferrara, Juve-Legende und damals Nachwuchskoordinator, sagte: "Das ist der schlimmste Tag in meinem Leben. Es ist furchtbar, die Jungs nie wiederzusehen. Ich kann keine Worte dafür finden, ich bin zerstört."

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