"Ich habe eigentlich eine hohe Meinung von Pep Guardiola als Trainer, aber entweder ist in seinem Kopf was passiert, was von Nachteil ist, oder er lässt sich fernsteuern und missbrauchen", sagte Müller dem SID.
Mit "sportlicher Fairness" und "Wettbewerbsintegrität" habe dessen Verhalten und dessen Aussagen im Zusammenhang mit dem Gerichtsprozess nichts mehr zu tun, so der 56-Jährige weiter: "Das erinnert mich so ein bisschen an das Verhalten von Donald Trump, der brachiales Unrecht begeht und dann noch Twittermeldungen hinterherschießt, die die Menschen nur noch zur Verzweiflung bringen."
Der Internationale Sportgerichtshof CAS hatte am Montag die vom Kontrollgremium der Europäischen Fußball-Union (UEFA) verhängte zweijährige Europapokalsperre gegen den vom FC Liverpool entthronten englischen Meister wegen Verstoßes gegen die Regeln des Financial Fair Play (FFP) aufgehoben und die Strafzahlung von 30 Millionen auf zehn Millionen Euro reduziert.
Guardiola hatte nach dem Urteil für ein Foto in den sozialen Netzwerken glücklich und befreit in die Kamera gelächelt, bereits vor dem Urteilsspruch gab er sich stets siegesgewiss und hatte jegliche Schuld seines Vereins immer zurückgewiesen. Aber nicht nur die Aktionen des Spaniers sieht Müller dabei äußerst kritisch.
"Das Verhalten der Eigentümer und der Funktionäre von Manchester City war im Gesamten unter aller Kanone", sagte der heutige Studiengangsleiter Sportmanagement an der Hochschule Fresenius in Köln: "Die Anwälte und die Führung des Klubs sind wie mit Panzern gegen die Regularien des Financial Fair Play und gegen das Verfahren vorgegangen."
Guardiola: "Man sollte sich bei uns entschuldigen"
Guardiola selbst bezeichnete dagegen die Aufhebung der Sperre als "guten Tag für den Fußball" und holte zu einem Rundumschlag gegen seine Widersacher aus. "Hört auf, hinter unserem Rücken zu tuscheln - kommt auf den Platz!", rief Guardiola am Dienstag den Kontrahenten um Meister FC Liverpool mit Teammanager Jürgen Klopp zu.
Klopp hatte zuvor betont, er "denke nicht, dass es ein guter Tag für den Fußball war". Guardiolas ewiger Rivale Jose Mourinho von Tottenham Hotspur sprach von einer "schändlichen Entscheidung".
"Man sollte sich bei uns entschuldigen. Was wir getan haben, war richtig", hielt Guardiola dagegen: "Wir wurden nicht gesperrt, weil wir die Regeln des Financial Fair Play befolgt haben - sonst wären wir ja gesperrt worden." Und weiter, erneut an die vielen City-Gegner gerichtet: "Sie haben abseits des Platzes verloren. Jetzt müssen sie uns auf dem Platz besiegen, das ist Sport."
Guardiola: Wurde behauptet, dass City betrügt und lügt
Der frühere Bayern-Coach meinte, die Entscheidung des Internationalen Sportgerichtshofes CAS am Montag habe ihn "unglaublich glücklich" gemacht. "Sie hat bewiesen, dass alles, was die Leute behauptet haben, unwahr ist."
Es sei behauptet worden, dass City "betrüge und lüge", die Unschuldsvermutung habe nie gegolten, behauptete er. Es sei "schwer" gewesen, diesem Verdacht ausgesetzt zu sein. Dabei spiele City doch "unter denselben Regeln wie all die anderen Elite-Klubs".
Zur Vermutung, er könne nun leichter davon überzeugt werden, seinen 2021 auslaufenden Vertrag zu verlängern, äußerte sich Guardiola nicht konkret. "Vielleicht", sagte er, "aber jetzt ist nicht die Zeit, um über Verträge zu sprechen. Ein weiteres Jahr ist eine lange, lange Zeit für einen Trainer. Ich war und bin glücklich."
Müller: CAS-Urteil hat "immense negative Auswirkungen"
Müller hätte sich dagegen auch aus dem deutschen Fußball mehr kritische Reaktionen erwartet. "Ich wundere mich über das dezente Schweigen der deutschen Fußball-Protagonisten", sagte er. "Sowohl DFB und DFL als auch die Klubs, die im internationalen Wettbewerb dabei sind, hätten sich aus meiner Sicht schnell zu Wort melden und ihre Überraschung und Entsetzen über dieses Urteil zum Ausdruck bringen müssen."
Müller erkennt im vom CAS gesprochenen Urteil "immense negative Auswirkungen" und "Wettbewerbsnachteile" für den deutschen Fußball. "Wir könnten deshalb die besten deutschen Spieler an die mit Investorengeldern finanzierten englischen Klubs verlieren", sagte der 56-Jährige.
Es könne "nicht im Sinne des deutschen Fußballs und von Joachim Löw" sein, dass Spieler wie Timo Werner (FC Chelsea) oder Kai Havertz zu finanzstarken ausländischen Klubs wechseln, so Müller weiter.
Die Sorgen und Nöte der deutschen Fußballfans seien mit diesem Urteilsspruch nur "noch größer geworden", so Müller: "Ich spüre die Empörung bei den ganzen Fußballfans. Wir müssen gucken, dass die Popularität des Fußballs nicht nachlässt",erklärte er.