"Selbstsabotage": Harte Abrechnung mit der englischen Nationalmannschaft

SID
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© getty

Harry Kanes Engländern schlägt nach dem Desaster gegen den "Angstgegner" Island kurz vor EM-Start der Zorn Wembleys entgegen.

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Die Fans der Three Lions strömten zuhauf aus dem Stadion, Tausende Engländer hatten die Kathedrale des Fußballs bereits entgeistert verlassen - und dennoch schlug Harry Kane und seinen Mitspielern der "Zorn Wembleys" mit voller Wucht entgegen. Buhrufe hallten durch das weite Rund, das war kaum zu überhören, nachdem die EM-Hoffnungen einer ganzen Nation deutlich geschrumpft waren. Kurz vor Turnierstart ist die Insel in Aufruhr.

Das Team von Nationaltrainer Gareth Southgate habe durch die Pleite gegen den "Angstgegner" Island (0:1) alle Titelträume "ins Lächerliche" gezogen, schrieb die Boulevardzeitung The Sun. Nach der verpatzten Generalprobe fahre die Mannschaft, die eigentlich wieder einmal antritt, um die große Sehnsucht nach dem ersten Titel seit 1966 zu stillen, verfolgt vom "Geist von 2016" zum Turnier in Deutschland.

Das Blatt titelte in Anlehnung an das überraschende Achtelfinal-Aus vor acht Jahren gegen Island (engl. Iceland): "Return of the Ice Age", die Rückkehr der Eiszeit. Der Auftritt der "zerzausten" Three Lions sei nahe an "die Selbstsabotage früherer Jahre" herangekommen, schrieb der Telegraph. Der Daily Mirror bezeichnete das Team um Kapitän Kane kurzerhand als "Gareth's Boo Boys", nachdem es den "Zorn Wembleys" (BBC) zu spüren bekommen hatte.

Southgate gab zu, dass die Mannschaft "nicht genug Charakter gezeigt" habe, und er äußerte Verständnis für den Unmut. "Aber ich muss ruhig bleiben, denn ich kenne die Gründe. Ich weiß, was wir nächste Woche tun müssen", versprach der 53-Jährige, der sich auch aufgrund der Nicht-Nominierung erfahrener Kräfte wie Harry Maguire und Jack Grealish rechtfertigen muss.

Southgate könne "so viele cremefarbene Strickwaren tragen, wie er will, um kuschelig zu wirken", spottete die Sun, "aber er war in der Vorbereitung auf dieses Turnier äußerst rücksichtslos". Umso mehr ruhen die Hoffnungen nun auf Jude Bellingham, der nach dem Champions-League-Triumph mit Real Madrid gegen Island noch nicht dabei war. Ohne den Antreiber präsentierte sich der EM-Zweite von 2021 nach Ansicht des Guardian "besorgniserregend frei von Energie und Widerstand".

Kann sich England vor den Duellen mit Slowenien, Dänemark und Serbien in der Gruppe C noch einmal steigern? Auf der Insel hoffen sie, dass die schmerzhafte Pleite ein "gewaltiger Weckruf" (Sun) war. So oder so, es sei jedenfalls, das schrieb der Daily Mirror nach der "Ehrenrunde" der englischen Stars durch das fast menschenleere Wembley-Stadion, "der denkbar schlechteste Abschied".

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