Benzema-Comeback in Frankreichs EM-Kader nach über fünf Jahren - Bayern-Quartett um Tolisso dabei

Von SPOX
Karim Benzema steht völlig überraschend im vorläufigen Kader der französischen Nationalmannschaft für die Europameisterschaft im Sommer.
© getty

Karim Benzema steht völlig überraschend im vorläufigen Kader der französischen Nationalmannschaft für die Europameisterschaft im Sommer. Trainer Didier Deschamps nominierte am Dienstagabend den Angreifer von Real Madrid, den er seit mehr fünfeinhalb Jahren nicht mehr in die Equipe Tricolore berufen hatte. Laut L'Equipe soll er das Trikot mit der Nummer "19" erhalten.

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Die Entscheidung kommt unerwartet, nachdem zuvor nichts auf eine EM-Teilnahme des in Ungnade gefallenen Benzema hingedeutet hatte. Im Gegenteil: Verbandschef Noel Le Graet, der als Intimfeind des 33-Jährigen gilt, hatte bereits 2019 bei RMC Sport erklärt, Benzemas "Abenteuer mit Frankreich" sei "vorbei" .

Benzema absolvierte nach seinem Debüt 2007 81 Länderspiele für Frankreich und erzielte 27 Tore. Nach einer Sextape-Erpressungsaffäre um seinen ehemaligen Mitspieler Mathieu Valbuena wurde er nicht mehr nominiert. Dadurch verpasste Benzema unter anderem die Teilnahme an der Heim-EM 2016 und die Weltmeisterschaft 2018 in Russland, bei der Les Bleus den Titel gewannen.

Deschamps allerdings erläuterte die Begnadigung bei TF1 so: "Niemand kann die Zeit zurückdrehen und etwas ändern. Was zählt, ist das hier und jetzt. Es gab wichtige Schritte und der wichtigste war, dass wir uns getroffen haben. Lange haben wir über alles gesprochen. Dann habe ich nachgedacht und bin zu der heutigen Entscheidung gekommen."

Der ehemalige Mittelfeldspieler betonte, sowohl er also auch Benzema hätten dieses persönliche Gespräch "gebraucht". Er habe seine persönlichen Befindlichkeiten immer hinten angestellt, denn: "Die französische Nationalmannschaft ist nicht mein Eigentum. Auch wenn ich weiß, dass ich im Moment in der Verantwortung stehe."

Domenech freut sich über Benzemas Frankreich-Comeback

In den vergangenen Jahren hatte Benzema mehrfach via Twitter über seine Nicht-Berücksichtigungen geklagt. Unter anderem forderte der Franzose mit algerischen Wurzeln vor rund eineinhalb Jahren von FFF-Boss Le Graet, dieser solle ihn für einen anderen Verband freigeben: "Wenn Sie denken, dass ich fertig bin, lassen Sie mich für ein Land spielen, für das ich spielberechtigt bin, und wir werden sehen", verlangte Benzema.

Sportlich gab es selten Zweifel an den Fähigkeiten des viermaligen Champions-League-Siegers. In dieser Saison zeigte er teils herausragende Leistungen für Real Madrid und erzielte in 45 Pflichtspielen 29 Tore. Dazu lieferte er noch acht Assists.

Ex-Nationaltrainer Raymond Domenech reagierte positiv auf Deschamps' Entscheidung. Er sagte bei L'Equipe d'Estelle: "Wäre ich an seiner Stelle gewesen, hätte ich mich auch gefragt, ob ich weiter widerstehen könnte. Spieler wie (Wissam) Ben Yedder oder (Olivier) Giroud bieten auf seiner Position nicht dieselben Garantien wie Benzema. Das bahnte sich für mich also ein wenig an. (...) Wenn Didier sich normalerweise für etwas entscheidet, dann zieht er es durch. Nun hat er gezeigt, dass er Frankreich über sein eigenes Befinden stellt. Das ist größer und stärker als alles, was sie bisher getan haben."

Bayern-Quartett und Thuram dabei - Upamecano nicht

Frankreich ist bei der Europameisterschaft Gegner der deutschen Nationalmannschaft. Die beiden Titelanwärter bekommen es am 15. Juni in München miteinander zu tun. Außerdem treffen Benzema und Co. in der Gruppenphase noch auf Ungarn (19.6.) und Portugal (23.6.).

Neben Benzema nominierte Deschamps außerdem ein Quartett aus Spielern des FC Bayern München. Neben Kingsley Coman, Benjamin Pavard und Lucas Hernandez ist auch Corentin Tolisso überraschend im EM-Aufgebot, obwohl er über drei Monate aufgrund eines Sehnenrisses pausieren musste.

Zuletzt hatte der 26-Jährige jedoch beim 2:2 der Münchner gegen Freiburg sein Comeback gegeben. Aus der Bundesliga ist außerdem Marcus Thuram von Borussia Mönchengladbach nominiert - nicht dabei sind hingegen überraschend Anthony Martial von Manchester United und auch Bayern-Neuzugang Dayot Upamecano von RB Leipzig.

Aus dem Weltmeister-Kader von 2018 fehlen Alphonse Areola (PSG), Nabil Fekir (Real Betis), Blaise Matuidi (Inter Miami), Steven N'Zonzi (Rennes), Florian Thauvin (Marseille), Benjamin Mendy (Manchester City), Samuel Umtiti (Barcelona), Adil Rami (Boavista) und Djibril Sidibe (Monaco).

 

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