Atletico holt sich den Pott

Von Für SPOX in Hamburg: Benny Semmler
Fulhams Torjäger Bobby Zamora (r.) konnte im Finale keine Akzente setzen
© Getty

Atletico Madrid geht als erster Sieger der neu geschaffenen Europa League in die Geschichte ein! Die Mannschaft von Quique Sanchez Flores bezwang im Finale am Mittwoch den FC Fulham mit 2:1 (1:1, 1:1) nach Verlängerung.

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Der Held des Abends war Diego Forlan. Der Angreifer von Atletico Madrid erzielte vier Minuten vor dem Ende der Verlängerung den Siegtreffer für die Spanier. "Es ist ein Traum, solche Tore zu schießen. Es war das richtige Timing", strahlte der Matchwinner.

Vor 49.000 Zuschauern in der Arena in Hamburg brachte Forlan (32.) seine Mannschaft bereits in der ersten Halbzeit in Führung. Nur fünf Minuten später gelang Simon Davies aber der Ausgleich für den FC Fulham.

Die Highlights und Tore im ran-Video

Mit der kuriosen Bilanz von nur drei Siegen in der gesamten Europacup-Saison holt sich Atletico den zweiten europäischen Titel der Vereinsgeschichte - und zum zweiten Mal feiern die Madrilenen den Triumph in Deutschland: 1962 holten sich die Spanier den Europapokal der Pokalsieger mit einem 3:0-Sieg im Entscheidungsspiel gegen den AC Florenz in Stuttgart.

"Es ist traurig, das Finale zu verlieren. Wir hatten viele Spiele in der Saison. Das war der Grund. Wir haben in den letzten Minuten geschwächelt. Wir hätten nur noch ein bisschen durchhalten müssen, dann wären wir im Elfmeterschießen gewesen", sagte Fulham-Trainer Roy Hodgson.

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Vor dem Spiel: Beide Mannschaften schonten während der Woche in der Liga praktisch das gesamte Stammpersonal und präsentieren nun wieder ihre ausgeruhte Europa-Garde. Fulham bangte vor der Partie noch um die angeschlagenen Leistungsträger Zamora und Duff, beide sind aber rechtzeitig fit und stehen in der Startelf.

12.: Pfostenschuss von Atletico! Murphy mit einem Fehlpass im Mittelfeld. Aguero stürmt auf das Tor zu und legt links rüber zu Forlan. Der nimmt die Kugel an, zieht mit links im Strafraum ab - an den rechten Pfosten!

20.: Chance für Fulham: Davies kommt nach einem Gewühl an der Strafraumkante an den Ball, fackelt nicht lange und zieht ab - sattes Pfund! De Gea ist aber auf dem Posten.

32., 1:0, Forlan: Simao kommt kurz vor dem Sechzehner an den Ball und legt rechts rüber zu Agüero. Der nimmt den Ball mit der Brust an und will mit links aufs Tor schießen. Ein Glück für Madrid, dass er den Ball nicht richtig erwischt und sein Schussversuch bei Forlan landet, der die Kugel aus sechs Metern über die Linie drückt. Roch nach Abseits, aber die Fahne bleibt unten.

37., 1:1, Davies: Der Ausgleich aus dem Nichts! Zuerst ist es Zamora, der links im Strafraum frei steht, aber den richtigen Zeitpunkt zum Schuss verpasst. Über Duff und Gera landet der Ball dann wieder in der Mitte bei Zamora, der gegen Assuncao ins Kopfballduell geht. Von dort springt der Ball zum langen Pfosten, wo Davies frei steht, die Kugel direkt nimmt und problemlos ins Tor hämmert.

Halbzeit-Fazit: Atletico dominierte die Partie und ging verdient in Führung. Der Ausgleich für Fulham dagegen fiel aus dem Nichts.

60.: Gera setzt sich über links durch und flankt scharf und flach nach innen. Von Lopez in Höhe des Elfmeterpunktes springt der Ball zu Davies, der nicht lange fackelt und direkt draufhält - De Gea hält stark.

101.: Forlan sucht Agüero in der Mitte, doch der verliert - natürlich - das Kopfballduell gegen die deutlich größeren Abwehrspieler aus Fulham. In der Folge kommt Forlan wieder an die Kugel und bringt sie scharf und flach von der rechten Grundlinie in die Mitte. Schwarzer ist unten und wehrt die Kugel ab.

116., 2:1, Forlan: Jurado schickt Agüero auf der linken Seite steil. Der behauptet die Kugel gegen Hughes und passt mit rechts auf den kurzen Pfosten nach innen. Dort hat sich Forlan gelöst und drückt die Kugel aus kurzer Distanz über die Linie. Keine Chance für Schwarzer.

Fazit: Als sich schon alle auf ein Elfmeterschießen eingestellt haben, sorgte erneut das Duo Forlan/Agüero für die Entscheidung. Atletico war die etwas aktivere Mannschaft, insofern ist der Sieg nicht unverdient.

Star des Spiels: David De Gea. Der 19-jährige Torhüter von Atletico Madrid gehört unbestritten zu den größten Talenten im spanischen Fußball - gegen Fulham zeigte er warum. Ließ sich nicht von der Endspiel-Atmosphäre verunsichern und strahlte viel Ruhe und Souveränität aus. War aufmerksam in der Strafraumbeherrschung und reaktionsschnell auf der Linie. Ein Mann für die Zukunft - und neben Diego Forlan und Sergio Agüero ein Schlüssel für den Triumph in der Europa League.

Gurke des Spiels: Dickson Etuhu. Der Nigerianer personifizierte im zentralen Mittelfeld die enorme Nervosität des FC Fulham. Brachte in der ersten Hälfte praktisch keinen Pass zum Mitspieler, ging umständlich in die Zweikämpfe und verursachte so immer wieder gefährliche Freistöße für Atletico. Fiel, völlig verunsichert, auch in der 2. Halbzeit deutlich ab, als der Rest der Mannschaft sich steigerte.

Pfeife des Spiels: Nicola Rizzoli. Der Italiener hatte kaum Mühe mit der Partie und leitete das Spiel entsprechend ohne große Gesten sehr zurückhaltend. Insgesamt eine solide Leistung, auch wenn das Tor für Atletico doch stark nach Abseits roch.

Lehren des Spiels: Vor dem Anpfiff spürte man im Hamburger Nieselregen rund um die Arena noch eine gute Portion Wehmut. Eigentlich wollte der HSV vor eigenem Publikum dieses Finale spielen, am besten gegen den großen FC Liverpool, doch der Traum zerplatzte im Halbfinale. Und so spielte also der Neunte der Primera Division gegen den Zwölften der Premier League, vom Klang her nicht unbedingt ein Klassiker im internationalen Fußball.

Allerdings: Niemand steht zu Unrecht in einem Finale - und beide Teilnehmer brachten auch das nötige Endspiel-Flair ins Stadion. Vor allem die beiden Fan-Gruppen sorgten für eine beeindruckende Stimmung auf der Tribüne; auf dem Platz brauchten die Spieler gut zehn Minuten, um sich an die Atmosphäre und die jeweils historische Chance zu gewöhnen.

Atletico bekam die Nervosität als erster in den Griff, dominierte die Partie und erspielte sich erste Gelegenheiten. Die Führung durch Forlan nach gut einer halben Stunde war entsprechend völlig verdient - der Ausgleich für Fulham nur fünf Minuten später dagegen fiel aus dem Nichts.

Dafür deuteten die Londoner zu Beginn der zweiten Hälfte an, wie sie Juventus Turin, die Roma, Wolfsburg und den HSV aus dem Wettbewerb gekegelt haben: Mit der charakteristischen Mischung aus Athletik, Homogenität, Beharrlichkeit und Geradlinigkeit erzeugte Fulham deutlich mehr Druck, während Atletico zu passiv agierte. So musste immer wieder der starke David De Gea im Tor der Spanier retten.

Unter dem Strich aber blieben die Engländer letztlich zu bieder, um die Abwehr von Atletico über einen längeren Zeitraum ernsthaft zu beschäftigen.

Und so reichte den Spaniern in der Verlängerung ein Fehler von Murphy und ein Auftritt des kongenialen Sturmduos um Geschichte zu schreiben: Der erste internationale Titel seit dem Triumph von 1962.

Atletico Madrid - FC Fulham: Daten und Fakten zum Spiel