Diego zwischen Traum und Wirklichkeit

SID
Am Donnerstag wird Diego mit Atletico Madrid gegen Hannover 96 antreten
© Getty

Das Beste sollte für ihn gerade gut genug sein. Schließlich sah sich Diego selbst auch immer als gut genug für das Beste. Also fing er vor ein paar Jahren an zu träumen. Von Engagements bei den größten Klubs der Welt. Von regelmäßigen Auftritten in der Champions League. Von einer tragenden Rolle in der brasilianischen Nationalmannschaft.

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Auch heute träumt der hochbegabte Spielmacher noch. Wirklich vorangekommen, ist er dabei nicht. Seit Diego Werder Bremen 2009 verließ, stagniert seine Karriere bestenfalls.

Er ist inzwischen 27 Jahre alt und spielt beim zweitbesten Verein Madrids, im zweitbesten europäischen Wettbewerb. Atletico statt Real, Europa League statt Champions League. Am Donnerstag (21.05 Uhr) kommt Hannover 96 zum Viertelfinal-Hinspiel ins Estadio Vicente Calderon.

Diego hat gerade einen Muskelfaserriss auskuriert und hofft auf sein Comeback in der Startelf. Am vergangenen Wochenende reichte es nur zu einem 20-minütigen Einsatz. 0:1 verlor Atletico bei Real Saragossa. In der Primera Division belegt man nur Rang acht. Zu wenig für jemanden, der die Welt im Sturm erobern wollte.

In Turin begann die Karriere zu knicken

In Bremen war Diego ein Star. Publikumsliebling, Spielmacher, Vorbereiter, Torschütze. Das weckte Begehrlichkeiten. Bei ihm selbst und auch bei anderen Klubs. Das große Geld und der nächste Schritt auf der Karriereleiter lockten. Rund 25 Millionen Euro Ablöse überwies der italienische Rekordmeister Juventus Turin an Werder und freute sich auf einen Spieler mit Weltklassepotenzial.

Doch Diego zauberte nur ein paar Wochen. Wenn es um Fußball geht, ist es im Piemont mit der Geduld nicht weit her. Juventus suchte einen Käufer, der Südamerikaner erlebte seinen ersten Karriereknick.

In Wolfsburg sitzt der Euro locker, wenn es um Fußball geht. Also wechselte Diego zum VfL. Dank eines Jahresgehalts von angeblich zehn Millionen Euro wirkte auf den Brasilianer plötzlich auch Retorte reizvoll.

Doch Diego zauberte nur ein paar Wochen. Wolfsburg stand im Tabellenkeller, der Spielgestalter konnte daran nichts ändern. Am Ende wollte er es offenbar auch nicht mehr. Es kam zum Eklat.

Ehemaliger Schüler Özil läuft Diego den Rang ab

Diego hatte sich für das abschließende Saisonspiel 2011 bei 1899 Hoffenheim offenbar selbst als Retter eingeplant. Trainer Felix Magath sah das anders. Elf andere Spieler sollten die Wolfsburger zum Klassenerhalt schießen. Also stand Diego noch während der Mannschaftssitzung auf und ging. Aus dem Raum, aus dem Hotel, aus der Bundesliga. Heute bezeichnet der Brasilianer seine Flucht als Fehler. Er hat gelernt. Zu spät.

Magath schob ihn im vergangenen Sommer zu Atletico ab. Auf Leihbasis, ohne Gebühr. Im Sommer muss Diego eigentlich zum VfL zurück. Dort hat er noch einen Vertrag bis 2014. Doch dort will man ihn nicht mehr. "Ich gehe davon aus, dass Diego in Madrid bleibt oder einen neuen Verein findet. Ich gehe nicht davon aus, dass er nach Wolfsburg zurückkehrt", sagt Magath und gibt sich in Sachen Diego schmallippig.

Beim VfL baut man auf andere. Bei den größten Klubs der Welt ebenfalls. Mit Mesut Özil hat Diego noch unregelmäßigen Kontakt. Der deutsche Nationalspieler war in Bremen einst der Schüler des Spielmachers. Auch Özil spiel heute in Madrid. Beim besten Klub der Stadt, im besten europäischen Wettbewerb. Real statt Atletico, Champions League statt Europa League. Für Özil ist das Beste gerade gut genug.

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