"Schon mal hingesetzt, dass ich nicht gleich umkippe": Bundestrainer Julian Nagelsmann spricht über Anruf von Rudi Völler

Von Tim Ursinus
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© getty

Bundestrainer Julian Nagelsmann hat verraten, dass er sich auf den Anruf von Rudi Völler vorbereitet hat, als dieser ihm den Job bei der deutschen Nationalmannschaft anbot.

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"Der Anruf von Rudi Völler, dass er sich sehr gut vorstellen kann, dass ich Bundestrainer werde, war im positiven Sinne ein sehr, sehr besonderer Tag in diesem Jahr. Aber es gab auch andere emotionale gute wie auch schlechte Tage", sagte Nagelsmann im "Aktuellen Sportstudio" des ZDF und verriet: "Mein Berater hat mich vorgewarnt, dass wahrscheinlich gleich ein Anruf von Rudi Völler kommt, sodass ich nicht gleich aus allen Wolken falle. Ich war zu Hause im Büro und habe mich schon mal hingesetzt, dass ich nicht gleich im Stehen umkippe."

Dank seines Beraters habe er sich schon gedanklich "vorbereitet, was ich antworte und was ich sagen werde. Aber ich musste erstmal abwarten, was er sagt. Kann ja auch sein, dass er mich fragt, wie das Wetter in München ist. Aber ich konnte mir vorstellen, was er wollte, dementsprechend habe ich mir im Kopf ausgemalt, wie ich das Gespräch gestalten möchte."

Außerdem erklärte Nagelsmann, dass ihn die Entlassung beim FC Bayern München im März 2023 durchaus getroffen hätte. "Die Entlassung war natürlich schon ein Tag, der in Erinnerung bleibt", sagte er.

Anschließend habe er sich viele Gedanken gemacht. "Es war meine erste Entlassung. Ich glaube, sowas macht jeder Trainer mal durch, trotzdem war es nicht der schönste Tag. In dem Moment hat man sehr, sehr viele Gedanken im Kopf", erklärte der 36-Jährige.

In seinen ersten vier Spielen als Bundestrainer musste Nagelsmann bereits zwei Niederlagen hinnehmen. Beim vergangenen Lehrgang verlor Deutschland gegen die Türkei (2:3) und in Österreich (0:2).

DFB-Team: Nagelsmann wirbt für EM-Optimismus

Nagelsmann wirbt trotz zuletzt schwacher Ergebnisse für einen optimistischen Blick auf die Heim-EM im Sommer. "Es soll viel Vorfreude bringen. Wenn wir in München im Eröffnungsspiel stehen, sollten wir zuerst mal Freude spüren, und das Privileg, dass es etwas Besonderes ist, im eigenen Land eine EM spielen zu können", sagte Nagelsmann er.

Der Schwere der Aufgabe sei er sich bereits vor seinem Amtsantritt bewusst gewesen. "Ich wusste, dass es schwierig ist, eine sehr große, aber auch reizvolle Aufgabe, die wir alle gemeinsam meistern können. Eine Heim-EM - das werde ich nicht mehr erleben, viele andere Trainer auch nicht", sagte Nagelsmann.

In dem langen Interview zu nächtlicher Stunde warf er vermeintliche Gewissheiten über den Haufen, verabschiedete sich von Experimenten und legte auch beim Reizthema der vergangenen Wochen eine Kehrtwende hin: Er sieht Joshua Kimmich nun doch auf der Rechtsverteidiger-Position. "Josh ist hinten rechts eine Option", sagte der Bundestrainer - das habe er mit dem Bayern-Profi auch bereits so besprochen.

Generell will Nagelsmann seine Startelf deutlich defensiver ausrichten als zuletzt - Stichwort "Verteidigungsmonster". Daher sei auch die (kurze) Zeit von Kai Havertz als Schienenspieler auf der linken Seite definitiv vorbei. "Wir müssen ein bisschen was an der Kaderstruktur ändern", sagte Nagelsmann, er rückte damit von seinem Plan ab, die elf besten Fußballer aufzustellen.

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