Fragen zum WM-Aus von Timo Werner: Kommt dem DFB-Team der Ausfall des Stürmers teuer zu stehen?

Von Christian Guinin
Timo Werner wird das anstehende WM-Turnier in Katar verpassen.
© getty

Aufgrund einer Verletzung am Sprunggelenk wird Stürmer Timo Werner von RB Leipzig nicht an der kommenden Weltmeisterschaft in Katar teilnehmen können. Was heißt das nun für die deutsche Nationalmannschaft? Und welche Alternativen bieten sich für Bundestrainer Hansi Flick? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

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WM-Aus für Timo Werner: Was ist passiert?

Die deutsche Nationalmannschaft muss bei der kommenden Weltmeisterschaft auf Timo Werner verzichten. Beim 4:0-Sieg seines Klubs RB Leipzig am letzten Gruppenspieltag der Champions League gegen Schachtar Donezk musste der Stürmer nach nur 19 Minuten mit Schmerzen am Sprunggelenk ausgewechselt werden.

Tags darauf bestätigten die Leipziger, dass sich Werner einen Riss der Syndesmose im linken Sprunggelenk zugezogen hat und für den Rest des Kalenderjahres ausfallen wird. Da die Weltmeisterschaft in Katar zwischen dem 20. November und 18. Dezember stattfindet, wird der 26-Jährige für das Turnier nicht mehr rechtzeitig fit.

WM-Aus für Timo Werner: Wie fielen die Reaktionen aus?

Bundestrainer Hansi Flick äußerte nur wenige Minuten nach der Bekanntgabe Bedauern über Werners Verletzung. "Diese Nachricht ist ganz bitter. Für Timo persönlich tut es mir sehr leid, weil er die WM verpasst, die er unbedingt spielen wollte. Vor allem für das Team ist Timos Ausfall ein herber Verlust Wir müssen auf einen ausgezeichneten Stürmer mit einer starken Torquote auch im Nationaltrikot (...) verzichten."

Auch Werner selbst äußerte sich. "Sehr bitter!", schrieb er am Donnerstagabend auf Instagram. "Ich werde die nächsten Wochen ausfallen, leider auch die WM verpassen und RB Leipzig und das DFB-Team vom Sofa unterstützen müssen." Zudem bedankte er sich für die zahlreichen Genesungswünsche.

WM-Aus für Timo Werner: Was bedeutet das für das DFB-Team?

Unter Flick galt Werner in der Nationalmannschaft als Stürmer Nummer eins. In der abgelaufenen Nations-League-Saison kam der Leipziger in allen sechs Partien zum Einsatz, viermal stand er dabei in der Startelf. Mit zwei Toren und zwei Assists war er der torgefährlichste DFB-Akteur des Wettbewerbs.

Auch die Zahlen seit der Übernahme Flicks lesen sich nicht schlecht. Kein anderer Nationalspieler schoss mehr Tore als der 26-Jährige (acht Treffer), lediglich Leon Goretzka (7) und Marco Reus (5) bereiteten mehr Treffer vor (3 Assists von Werner). Darüber hinaus sammelte Werner unter Flick die zweitmeisten Minuten aller Nationalspieler.

Unterm Strich fehlt der DFB-Elf also der torgefährlichste Stürmer der jüngeren Vergangenheit. Auch bei seinem Verein zeigte sich Werner in dieser Spielzeit treffsicher. Für die Leipziger steuerte er wettbewerbsübergreifend in 16 Spielen neun Tore und vier Vorlagen bei. Lediglich Christopher Nkunku war an mehr RB-Treffern direkt beteiligt.

Timo Werner wird das anstehende WM-Turnier in Katar verpassen.
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Timo Werner wird das anstehende WM-Turnier in Katar verpassen.

WM-Aus für Timo Werner: Wer könnte ihn im DFB-Team ersetzen?

Unabhängig von Werners Verletzung entbrannte in den vergangenen Wochen eine weitläufige Diskussion, welche Akteure Flick im Sturm neben den vermeintlich gesetzten Werner und Kai Havertz mitnehmen könnte. Folgende Namen könnten nun in Betracht gezogen werden.

  • Niclas Füllkrug:

Als aktueller Top-Torjäger der Bundesliga (9 Tore in 12 Spielen) kursieren schon seit Wochen Stimmen, die die fixe Berufung des Bremer Stürmers in Flicks WM-Kader fordern. Füllkrug könnte der DFB-Elf als klassische Neuner Qualitäten mitbringen, die in der aktuellen Mannschaft eher rar gesät sind.

Das Problem: Füllkrug hat keinerlei internationale Erfahrung. Weder absolvierte er bis dato ein Spiel für die A-Nationalmannschaft, noch stand er in einer Europapokal-Begegnung auf dem Rasen. Mit lediglich einem Testspiel vor der Weltmeisterschaft (16. November gegen den Oman) könnte die Eingewöhnungszeit für den 29-Jährigen äußerst kurz ausfallen.

  • Youssoufa Moukoko:

Der Dortmunder befindet sich aktuell ebenfalls in bestechender Form. Beim BVB hat er nach anfänglichen Schwierigkeiten Neuzugang Anthony Modeste mittlerweile den Rang als Startelf-Stürmer abgelaufen. Allein in den letzten sechs Partien traf der 17-Jährige dreimal, zwei weitere Treffer bereitete er vor.

Auch hier ist allerdings die Erfahrung der Knackpunkt. Auch wenn Moukoko schon einige Champions-League-Partien auf dem Buckel hat, ist er mit seinen 17 Jahren noch sehr jung. Als Stürmer Nummer eins dürfte ihn Flick deshalb eher weniger sehen, als Joker käme er in Frage.

  • Lukas Nmecha:

Flick berücksichtigte den Stürmer schon während den Nations-League-Spielen ein ums andere Mal, Highlights konnte der 23-Jährige während seiner Einsätze aber selten setzen. In sieben Begegnungen unter Flick blieb er noch ohne Torbeteiligung.

Ähnlich schwach ist die Quote bei seinem Verein, dem VfL Wolfsburg. Bei den Niedersachsen ist er als Nummer eins im Sturm zwar gesetzt, seine Torausbeute ist aber auch hier eher mager. Lediglich dreimal traf er in zwölf Spielen. Stand jetzt wäre er keine gleichwertige Alternative.

  • Kevin Volland:

Das letzte Länderspiel des ehemaligen Bundesliga-Knipsers ist schon einige Zeit her. Zuletzt stand er vor knapp einem Jahr im DFB-Kader, beim 4:1-Sieg über Armenien durfte er ein paar Minuten ran. Seitdem schlägt sich Volland mit zahlreichen hartnäckigen Verletzungen herum, bei der AS Monaco kam er deshalb in dieser Saison erst zu neun Kurzeinsätzen, ehe er am Donnerstag im letzten EL-Gruppenspiel gegen Roter Stern Belgrad von Beginn an auf dem Feld stand und drei Tore markierte.

Für einen Einsatz bei der Weltmeisterschaft kommt er aber wohl trotzdem eher nicht in Frage. Für den WM-Kader fehlt ihm einfach die Spielpraxis auf höchstem Niveau.

  • Hany Mukhtar:

Erst kürzlich wurde der 27-Jährige als zweitbester Torjäger der MLS zum MVP (Most Valuable Player) der US-amerikanischen Fußball-Liga ausgezeichnet. 23 Treffer erzielte er für seinen Klub, den Nashville SC, in der 2022er-Spielzeit.

Auch wenn die Qualität in den USA selbstredend nicht mit der in Europa vergleichbar ist, äußerte Mukhtar zuletzt gegenüber Sport1 Hoffnungen, auf eine DFB-Nominierung. "Ausgeschlossen finde ich das nicht. Träumen darf man", sagte er Ende September.

  • Mario Götze:

Erst kürzlich sprach sich Ex-Manager Horst Heldt gegen eine Teilnahme des inzwischen 30-Jährigen an der Weltmeisterschaft aus. "Ich würde mich freuen, wenn er nicht dabei ist. Das würde ihn wieder belasten, würde ihm nicht guttun", sagte Heldt bei Sky. Auch Götze selbst wollte sich mit der WM zunächst nicht befassen. "Für mich ist das kein Thema. Ich konzentriere mich auf meine Spiele und Themen. Das ist das Allerwichtigste", sagte er.

Der Ausfall von Werner könnte für Götze jedoch neue Möglichkeiten eröffnen. Als falsche Neun lief er bereits während des WM-Turniers in Brasilien an vorderster Front auf, die Stürmer-Position wäre für ihn also nichts völlig Unbekanntes. Bei Eintracht Frankfurt spielt Götze zudem aktuell wieder groß auf. Erst ein einziges Pflichtspiel verpasste er seit seinem Wechsel im Sommer zur SGE, unter Trainer Oliver Glasner gehört er zum absoluten Stammpersonal.

  • Jonathan Burkardt:

Mit guten Leistungen beim FSV Mainz 05 brachte sich der 22-Jährige für eine Rolle als Backup-Stürmer bei Hansi Flick ins Gespräch. Burkardt brächte als bulliger Stoßstürmer - ähnlich wie Füllkrug - eine neue taktische Komponente ins DFB-Spiel. Ihm werden Außenseiterchancen zugerechnet.

  • Mergim Berisha:

Ähnlich wie Burkardt machte Berisha vornehmlich durch gute Leistungen bei seinem Verein auf sich aufmerksam. Beim FC Augsburg entwickelte sich die Leihgabe von Fenerbahce schnell zum zentralen Spieler der Offensive - sieben Torbeteiligungen hat er in acht Einsätzen vorzuweisen. Dass es für Flicks Kader reicht, ist aber trotz Werners Verletzung eher unwahrscheinlich.

Timo Werner: Seine Statistiken im DFB-Dress

NationalteamDeutschland
Spiele55
Tore24
Assists6
Gespielte Minuten3.561
Debüt22.03.2017
Alter beim Debüt21 Jahre, 16 Tage
Trainer beim DebütJoachim Löw
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