Nach Hass in München: Jens Lehmann dachte vor WM 2006 über DFB-Rücktritt nach

Kein Hass, aber auch keine Liebe: Jens Lehmann (l.) zusammen mit Oliver Kahn.
© getty

Jens Lehmann hat 2005 wegen Anfeindungen in der Allianz Arena über einen Rücktritt aus der deutschen Nationalmannschaft nachgedacht. Zudem beichtete der ehemalige DFB-Torhüter, bei welchem Derby er das einzige Mal Angst gehabt hat.

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Die Erlebnisse beim Eröffnungsspiel der Münchner Arena ein Jahr vor der Heim-WM bei einem Spiel der Nationalelf gegen den FC Bayern mit Kontrahent Oliver Kahn im Tor sind Lehmann nachhaltig in Erinnerung geblieben.

"Das größte Ausmaß der Rivalität habe ich in München erlebt. Bei jedem Ball, der zu mir kam, wurde ich ausgepfiffen, beleidigt und beschimpft", erinnerte sich der 50-Jährige am Donnerstag bei einer Veranstaltung auf der Sportbusiness-Messe SPOBIS. "Da habe ich gedacht: Jetzt trete ich aus der Nationalmannschaft zurück, denn hier ein Jahr später das erste WM-Spiel zu spielen, wird nicht einfach. Aber zum Glück habe ich es mir anders überlegt."

Kurz vor der WM im eigenen Land entschied sich der damalige Bundestrainer Jürgen Klinsmann im Torwartduell gegen Kahn und für Lehmann als Nummer 1 beim Turnier. "Mein Vorteil war sicherlich, dass ich mit Konkurrenz groß geworden bin. Ich habe nie zu hören bekommen: Egal, was passiert, du spielst. Egal, ob in Schalke, Mailand, Dortmund oder bei Arsenal. Deshalb war ich erfahrener im Umgang mit Rivalität", erklärte Lehmann.

Dies führte er vor allem auf die Erfahrungen auf seiner ersten Profistation zurück: "Ich hatte Glück, dass ich bei Schalke sehr früh erlebt habe, was Druck ist und wie extrem ich mich verbessern muss, um diesem Druck standzuhalten. In dem Zusammenhang habe ich da Perfektion erreicht, deshalb war der Druck am Ende nicht mehr so groß."

Jens Lehmann: "Habe Oliver Kahn nie gehasst"

Die Rivalität mit dem ursprünglichen Stammkeeper Kahn, mit dem die DFB-Auswahl 2002 Vize-Weltmeister geworden war, habe er aber immer nur sportlich gesehen, betonte Lehmann: "Ich habe Oliver nie gehasst - aber ich habe ihn auch nie geliebt."

Ähnlich sei es bei seinem Duell mit Manuel Almunia um den Platz im Arsenal-Tor gewesen. Er war ein netter Kerl und toller Mensch, hat aber immer gedacht, ich hätte ihn gehasst", berichtete der 61-malige Nationalspieler. "Als ich den Verein verlassen habe, habe ich ihm gesagt: Ich musste spielen und deshalb auf dem Platz so sein, wie ich war, aber ich mag dich echt. Das hat ihn sehr überrascht."

Trotz zahlreicher Derbys mit Schalke gegen Dortmund und umgekehrt sowie mit Arsenal gegen Londoner Teams ist Lehmann ein ganz anderes Derby in bleibender Erinnerung geblieben: "Beim Spiel mit Stuttgart in Karlsruhe war die gewaltbereiteste Atmosphäre, die ich erlebt habe. Als wir mit dem Bus ins Stadion gefahren sind, habe ich das erste Mal Angst gehabt."

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