Der neue DFB-Boss Fritz Keller: Walter-Patenkind, Aldi-Lieferant, Grindel-Gegner

Fritz Keller könnte neuer DFB-Präsident werden.
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Aus dem beschaulichen Breisgau ins Rampenlicht: Bisher kannten mehr Weinkenner als Fußball-Fans Fritz Keller. Dabei gibt es zahlreiche interessante Fakten über den neuen DFB-Präsidenten.

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Der DFB-Bundestag hat den erfolgreichen Gastronom und bisherigen Präsidenten des SC Freiburg am Freitag zum Nachfolger von Reinhard Grindel gewählt.

Wer genau ist Fritz Walter Keller und wie kam er zu seinem Vornamen? Acht Fakten über den neuen Mann an der DFB-Spitze.

Fußball-Junkie

Auch wenn er nicht besonders gut auf seinen Vater zu sprechen ist ("er war ein Despot"), so hat Franz Keller seinem Sohn immerhin die Fußballbegeisterung mitgegeben. Der Senior war ein früher Edelfan der DFB-Auswahl ("Schon mein Vater hatte einen Fußballknall") und als solcher auch beim Wunder von Bern 1954 im Stadion. Die anschließende Siegerparty feierten Herbergers Helden ungestört auf Kellers schon damals renommierten Weingut im Örtchen Oberbergen vor den Toren Freiburgs, erst nach zweieinhalb Tagen erfuhr die Presse davon.

Fritz Walters Patenkind

Drei Jahre nach dem WM-Triumph kam Fritz Walter Keller am 2. April 1957 zur Welt - die beiden Vornamen erhielt er als Reminiszenz an seinen berühmten Patenonkel: DFB-Kapitän Fritz Walter. "Er war ein guter Freund und oft hier bei uns mit Tante Italia zu Besuch", berichtete der 62-Jährige. "Er ist ein großes Vorbild."

Trotz des prominenten Paten hielt sich Kellers Talent aber in Grenzen, hinzu kam das Verbot des Vaters, in einen Verein eintreten zu dürfen. "Ich kam erst zum Fußball, als ich die Unterschrift meines Vaters nachmachen konnte", hat er erzählt. "Mein Talent war sehr beschränkt. Ich war sehr schnell, aber der Ball war nicht mein Freund."

Spitzenwinzer

Abseits des Sportplatzes war Keller junior umso erfolgreicher. Schon unter den Eltern erhielt das heimische Hotel und Restaurant "Schwarzer Adler" 1969 einen Michelinstern, den es bis heute besitzt. Überregional bekannt ist der Südbadener zudem für seine herausragenden Weine, wegen derer er 2018 vom Gault&Millau Weinguide zusammen mit seinem Sohn Friedrich zu Deutschlands Winzer des Jahres gekürt wurde. Darüber hinaus vertreibt er in Zusammenarbeit mit kleineren Weingenossenschaften die "Edition Fritz Keller" bei Aldi.

Sportclub-Fan

Auch seine Sympathie für den wenige Kilometer entfernten Sportclub Freiburg sorgte für Ärger mit dem Vater, denn der war eingefleischter Anhänger des traditionsreicheren und früher auch erfolgreicheren Freiburger FC. Als Langzeit-Präsident Achim Stocker Fritz Keller kurz vor dem Bundesliga-Aufstieg ins SC-Präsidium holen wollte, versuchte Keller senior vergeblich, das zu verhindern. 18 Jahre arbeitete das Duo danach erfolgreich zusammen, ehe Fritz Keller nach Stockers Tod 2010 das Präsidentenamt übernahm. Dieses wird er nun abgeben.

Königsmörder

Vor zwölf Jahren ging ein Riss durch Freiburg. Damals beschloss die SC-Führung unter maßgeblichem Einfluss von Keller die Trennung vom 16 Jahre lang unangefochtenen Trainer Volker Finke. In den Monaten danach musste vor allem Keller viel Kritik einstecken und wurde von den zahlreichen Finke-Sympathisanten sogar als "Königsmörder" bezeichnet.

"Nach 16 Jahren ist es Zeit für einen Generationswechsel. Es muss ein Neuanfang möglich sein", sagte Keller seinerzeit. Interessant in dem Zusammenhang: Kellers badischer Landsmann Jogi Löw wird nach der EM 2020 ebenfalls 16 Jahre beim DFB tätig sein...

Grindel-Gegner

Fast vergessen scheint heute, dass der im Frühjahr zurückgetretene Reinhard Grindel 2016 mit einer überwältigenden Mehrheit von 250 Stimmen bei gerade mal fünf Gegenstimmen zum DFB-Präsidenten gewählt worden war. Zwei dieser Gegenstimmen kamen vom SC Freiburg. "Die Ausführungen des Präsidenten haben mich nicht davon überzeugen können, dass der notwendige Wille da ist, die dringend erforderlichen Reformen anzugehen. Das Signal zu setzen, war mir wichtig", sagte Keller, der den Berufspolitiker Grindel schon damals skeptisch sah. Nun muss er zeigen, dass er es besser machen wird.

Fritz Keller (hier mit Jogi Löw) könnte neuer Präsident des DFB werden.
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Fritz Keller (hier mit Jogi Löw) könnte neuer Präsident des DFB werden.

Amateurversteher

Kellers großer Vorteil ist, dass er im Gegensatz zu fast allen Vorgängern seit Gerhard Mayer-Vorfelder sowohl bei den Profis als auch bei den Amateuren gut vernetzt ist. Unter anderem sitzt er im DFL-Aufsichtsrat, so dass die lobenden Worte von Bundesliga-Bossen wie Rummenigge, Hoeneß, Völler und Watzke nicht verwundern.

Der Sportclub ist mit rund 20.000 Mitgliedern nicht nur im Frauen- und Junioren-Fußball vertreten, sondern auch im Breitensport. "Er ist die ideale Person, um Profi- und Amateurfußball zu verbinden", sagte Freiburgs Trainer Christian Streich: "Denn der Fritz kommt von einem Dorf und kennt sich aus bei den Amateuren, weil er fußballverrückt ist und immer auf den Kickplätzen war, auch in Kiechlinsbergen und in Bahlingen."

Machtlos-Präsident

Im vergangenen November wurde Keller als SC-Präsident wiedergewählt, gleichzeitig wurde sein Einfluss extrem beschnitten und fast alle operativen Kompetenzen wurden auf die beiden hauptamtlichen Vorstände Oliver Leki und Jochen Saier übertragen. Der Machtverlust soll Keller sehr geschmerzt haben.

Auch beim DFB könnte er nun der Präsident mit der geringsten Machtfülle in der Verbandsgeschichte werden. Denn die Verantwortung für den gesamten Profi-Fußball inklusive EM-Ausrichtung 2024 wird nach der Satzungsänderung bei der hauptamtlich geführten DFB GmbH mit den Geschäftsführern Friedrich Curtius und Oliver Bierhoff liegen. Keller ist dann als Präsident des ehrenamtlichen DFB e.v. vor allem für die Amateure, den Nachwuchs und die sozialen Projekte zuständig. Und der lukrative Sitz in den Gremium von FIFA und UEFA geht an DFB-Vizepräsident Dr. Rainer Koch.

Hinzu kommt, dass Keller weiterhin seinem Hauptjob als Winzer und Gastronom in der Heimat nachgehen will und daher allein aufgrund der Distanz zum Verbandssitz in Frankfurt weniger Einfluss nehmen kann. "So wird der Präsident zum Sekretär", kommentierte die Süddeutsche Zeitung schon, nachdem die Kandidatur Mitte August offiziell bekannt gemacht wurde.

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