Bayer zittert sich ins Achtelfinale

Bayer Leverkusen ging in Moskau mit 1:0 in Führung
© getty

Bayer Leverkusen hat in der Gruppenphase der Champions League den zweiten Sieg verpasst. Am 5. Spieltag kam die Werkself bei ZSKA Moskau nicht über ein 1:1 (1:0) hinaus. Da Tottenham am Abend gegen Monaco 1:2 verlor, steht Bayer im Achtelfinale.

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Vor 22.000 Zuschauern im der Arena CSKA in Moskau erzielte Kevin Volland nach einer hektischen Anfangsphase das 1:0 für die Werkself (16.). Bayer zog sich im Anschluss jedoch zu weit zurück und stellte das Offensivspiel nahezu komplett ein. Moskau belohnte sich für eine kämpferische Leistung und erzielte durch einen Strafstoß von Bibras Natcho (75.) den 1:1-Ausgleich

Bayer bleibt somit saisonübergreifend seit sieben Champions-League-Spielen unbesiegt (1 Sieg, 6 Remis) und baut seinen Vereinsrekord aus. Im Parallelspiel der Gruppe unterlag Tottenham Monaco mit 1:2. Somit steht Bayer im Achtelfinale.

Für Moskau hingegen ist zum vierten Mal in Folge in der Gruppenphase Schluss. Seit Saisonbeginn 2013/14 gelangen in 23 CL-Spielen lediglich 3 Siege, bei 6 Remis und 14 Niederlagen - kein Team verlor seit diesem Zeitpunkt so oft wie ZSKA.

Reaktionen:

Roger Schmidt (Trainer Bayer Leverkusen): "Natürlich hätten wir gerne die Führung ins Ziel gebracht. In der ersten Halbzeit haben wir es sehr gut gemacht. Wir sind verdient in Führung gegangen und hätten auch das zweite Tor machen können. Hinten raus hat Moskau viel riskiert. Dass wir hier nichts geschenkt bekommen, das war klar. Nach dem 1:1 hatten wir noch eine Riesenchance mit dem Pfostenschuss. Es ist nicht so einfach hier in Moskau, darum nehmen wir den Punkt gerne mit. Wir sind im fünften Champions-League-Spiel ungeschlagen, das sehe ich als sehr positiv an."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: ZSKA-Coach Slutskiy ändert sein Team im Vergleich zum letzten Pflichtspiel (1:0 in der Liga bei Arsenal Tula) auf einer Position: Dzagoev, Torschütze im Hinspiel, ersetzt Ionov in der ersten Elf. Keeper Akinfeev bestreitet sein 100. Spiel im Europapokal.

Leverkusen mit drei Änderungen nach dem 2:3 gegen Leipzig: Chicharito, Volland und Jedvaj rücken für Mehmedi, Baumgartlinger und Wendell in die Startelf. Mit 23 Jahren und 346 Tagen ist es die jüngste Leverkusener Startelf in einem CL-Spiel.

4.: Nach einer Bayer-Ecke starten zwei ZSKA-Akteure zum Konter. Am Ende heißt es zwei gegen zwei, wobei Golovin den Ball durchgesteckt bekommt, sich die Kugel dann aber zentral zu weit vorlegt. Leno kommt aus seinem Kasten und begräbt den Ball unter sich.

8.: Calhanoglou wird rechts im Strafraum großartig von Brandt in Szene gesetzt, doch der Türke schießt die Kugel aus spitzem Winkel nur knapp am langen Pfosten vorbei.

11.: Golovin hat nach einem Toprak-Fehler viel zu viel Platz auf rechts und stürmt auf Leno zu. Dann aber zögert er zu lange und scheitert an Leverkusens Schlussmann, der den Winkel prima verkürzt hat.

16., 0:1, Volland: Kampl passt den Ball in den Strafraum, ZSKA spielt auf Abseits. Prompt stehen zwei Leverkusener einen Schritt zu weit vorne, aber eben nicht Kevin Volland, der mittig im Strafraum alleingelassen mit einem satten Rechtsschuss trifft. Es ist Vollands erstes Tor in der Champions League.

19.: Chicharito zieht von der rechten Seite in die Mitte und schließt flach ab. Akinfeev schnappt sich die Kugel locker. Gleich drei Moskauer Verteidiger attackieren den Mexikaner im Strafraum übel. Doch die Pfeife des Schiedsrichters bleibt stumm. Wohl eine Fehlentscheidung.

30.: Dzagoev stoppt eine Flanke von Fernandes technisch stark und schießt sofort aus der Drehung. Der Ball streicht knapp über die Querlatte, da hätte Leno wohl die Fäuste nicht rechtzeitig hochgebracht.

38.: Calhanoglu bringt den Ball zur Mitte, Chicharito scheitert frei an Akinfeev, den Nachschuss drückt Toprak über die Linie. Wo war Moskaus Abwehr? Einen Schritt vorgerückt, diesmal hat die Abseitsfalle anders als beim 0:1 zugeschnappt.

69.: Ecke von links für ZSKA. Irgendwie gelangt der Ball nach mehreren Stationen zu Golovin in den Fünfmeterrraum, wo der Moskauer die Kugel durch die Beine von Leno befördert. Doch der Ball streift dessen Fuß und rollt nur gen Tor, sodass Leno noch eingreifen kann.

75., 1:1, Natcho (FE): Bei einer Flanke geht Henrichs zu ungestüm in den Zweikampf und räumt seinen Gegner im Strafraum um. Dafür zeigt Mallenco Gelb und auf den Punkt. Natcho lässt sich das nicht entgehen und netzt unten links ein.

80.: Volland kann sich auf rechts bis in den Strafraum durchtanken und schließlich aus rund zehn Metern abziehen. Doch der Ball küsst am langen Eck das Aluminium.

Fazit: Bayer lässt sich nach dem 1:0 wieder einmal die Butter vom Brot nehmen und kann nach einer schwachen zweiten Halbzeit sogar noch mit einem Punkt zufrieden sein.

Der Star des Spiels: Bibras Natcho. War nach dem Leverkusener Tor der Motor im russischen Mittelfeld. Leitete unzählige Angriffe ein und verteilte die Bälle stark auf die Außen. Hatte mit 80 Ballaktionen die meisten auf dem Feld. Behielt in der Schlussphase beim Elfmeter zudem die Nerven. Bei Bayer stark: Bernd Leno.

Der Flop des Spiels: Tin Jedvaj. Seine Leistung war sinnbildlich für den wackeligen Auftritt der Bayer-Hintermannschaft. War ein ums andere Mal nicht am richtigen Platz und eröffnete den Russen somit zahlreiche Chancen. Verlor die Mehrzahl seiner Zweikämpfe und vertändelte zudem in der Offensive viele gute Chancen.

Der Schiedsrichter: Alberto Undiano Mallenco (Spanien). Hatte zunächst wenig Probleme mit der Partie. Schritt lediglich ein, wenn es nötig war und hielt sich ansonsten zurück. Entschied sich beim Foul an Chicharito (19.) gegen einen Elfmeter - eine Fehlentscheidung.

Das fiel auf:

  • Bayer präsentierte sich zunächst als dominierende Mannschaft und riss den Ballbesitz an sich. Moskau hingegen stellte sich bei gegnerischem Ballbesitz in einem tiefen 4-4-2 dagegen. Doch die Russen agierten clever und hatten die deutlich besseren Chancen in der Anfangsphase (4. und 11.). Immer wieder profitierten sie von den großen Lücken in der Bayer-Hintermannschaft.
  • Die Taktik von Bayer war deutlich zu erkennen. Mit der Doppelspitze Volland und Chicharito wollte die Werkself den hüftsteifen Innenverteidigern Vasiliy und Aleksey Berezutskiy auf die Pelle rücken und somit die schwache Abwehr der Russen aushebeln (zuletzt in 26 CL-Spielen mindestens ein Gegentor, das ist laufender Negativrekord in der Königsklasse). Ständig liefen die Bayer-Akteure im Sprint hinter die Viererkette und wurden mit Bällen von Brandt und Calhanoglu gefüttert. Aus einer solchen Situation heraus fiel das 1:0.
  • Wirkliche Ruhe brachte Leverkusen das Tor allerdings nicht. Vielmehr befreite sich Moskau aus seiner defensiven Haltung und drückte aufs Gaspedal. Mit teilweise simplen Ballstafetten schafften es die Gastgeber, in die Gefahrenzone der Werkself zu gelangen. Bei Bayer schlichen zu viele Stockfehler und Unaufmerksamkeiten ein.
  • Nach dem Seitenwechsel gab es ein ähnliches Bild: Moskau blieb spielbestimmend und Bayer wurde tiefer in die eigene Hälfte gedrückt. Zwar entwickelten die Gastgeber keine zwingende Torgefahr, doch Leverkusen wirkte keineswegs sattelfest in den eigenen Aktionen. Entlastungsangriffe gab es fast gar nicht oder sie verpufften viel zu schnell.

ZSKA Moskau - Bayer Leverkusen: Die Statistik zum Spiel