Busunfall im Prinzenpark

Torschützen unter sich: Edinson Cavani (l.) und Branislav Ivanovic
© getty

Der FC Chelsea präsentiert sich im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League in Paris in der Defensive ungeordnet wie lange nicht. Offensiv gelingt wenig bis nichts. PSG hingegen ging mit einem angeknockten Trainer in die Partie. Laurent Blanc bastelt sein Team notgedrungen um und setzt Jose Mourinho matt. Ob er dennoch im Amt bleibt, hängt wohl vom Rückspiel ab.

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Als Branislav Ivanovic in der 37. Minute zur Führung einnickte, hörte man ein lautes Seufzen auf den Rängen des Prinzenparks. Das, was es zu verhindern galt, trat ein.

Einen Rückstand gegen dieses Team aufzuholen? Ein Ding der Unmöglichkeit.

Dazu sind Mannschaften von Mourinho in der Defensive zu stark, zu gut organisiert. Wenn die Blues in der Fremde einmal in Front gegangen sind, machen sie meist das, wofür sie inzwischen bekannt sind: Sie parken den Bus.

In der eigenen Hälfte wird dann ein Bollwerk errichtet, das für kaum einen Gegner noch zu knacken ist. Gegen Paris schaffte man dies jedoch nicht, nicht auf dem Rasen und auch nicht vor der Partie.

Denn als der Chelsea-Bus in die Katakomben des Prinzenparks einbog, krachte er mit ordentlichem Anlauf gegen die Betonmauer der engen Einfahrt. Fensterscheiben zerbrachen, der Bus war an der Seite mächtig ramponiert. Ein Sinnbild für das Spiel der Blues.

Defensive Unordnung bei Chelsea

Denn vor allem nach dem Seitenwechsel wurde die sonst so disziplinierte Chelsea-Defensive ein ums andere Mal vom Gastgeber aus Paris durcheinander gewirbelt. Sowohl Ibrahimovic (11./59./90.), Matuidi (12.) als auch Cavani (34./80.) hatten hochprozentige Chancen. Speziell mit der Tempoverschärfung der Pariser nach der Pause kamen die Engländer gar nicht zurecht.

Immer wieder stand man zu weit vom Gegner entfernt und fand in den Zweikämpfen eigentlich kaum noch statt. Dass es letztlich nur ein Gegentor gab und 14 Torschüsse nicht das Ziel fanden, war Torhüter Thibaut Courtois zu verdanken. "Wenn er heute nicht gewesen wäre und er keinen absoluten Sahnetag erwischt hätte, hätten wir heute gewonnen. Da bin ich mir absolut sicher", sagte David Luiz nach der Partie.

"Paris war näher am Sieg dran"

Auch der hin und wieder etwas sture Mourinho musste offen und ehrlich zugeben, dass Paris mehr vom Spiel hatte. "Ich denke, das 1:1 spiegelt die beiden unterschiedlichen Hälften wider. Wenn man aber danach geht, wer die besseren Chancen kreiert hat und die Torhüterleistung von Thibaut Courtois betrachtet, muss man ehrlich sein: Paris war näher am Sieg dran."

Doch auch offensiv war vom Tabellenersten aus England eigentlich gar nichts zu sehen.

Während es mit der ersten echten Gelegenheit direkt das Tor gab, brachte es das Team fertig, im zweiten Durchgang keinen einzigen Torschuss aufs gegnerische Gehäuse abzufeuern. Bezeichnend, dass die Führung der Blues eine reine Abwehr-Co-Produktion war.

Terry schlug die Flanke in die Mitte, Cahill leitete den Ball per Hacke weiter, Ivanovic vollstreckte. "Chelsea hatte eine Chance - die haben sie allerdings genutzt", konstatierte Luiz. Die sonst so brandgefährlichen Hazard, Fabregas und Costa wurden komplett aus dem Spiel genommen. Und das, obwohl die Vorzeichen für Chelsea vor dem Spiel alles andere als schlecht waren.

Sorgen bei PSG

Durch das blamable Aus im FA-Cup bescherte man sich selbst ein freies Wochenende vor dem Spiel in Paris. Hinzu kam, dass beim Gegner aus Paris die Alarmglocken schrillten.

Eine mehr oder weniger schwerwiegende Formschwäche in der Liga und angebliche Querelen innerhalb der Mannschaft machen den Franzosen aktuell das Leben schwer. PSG-Coach Blanc verzockte sich beim letzten Ligaspiel gegen Caen mächtig. Eine ganze Handvoll angeschlagener Spieler schickte er ins Rennen und wurde im Verlauf des Spiels gezwungen, fünf Akteure verletzt vom Feld nehmen.

Mit Cabaye, Lucas und Aurier mussten deshalb letztlich drei Stammspieler zusehen. Da auch Thiago Motta angeschlagen war, improvisierte Blanc. Erstmals seit seiner Ankunft in Paris spielte David Luiz im zentralen Mittelfeld an der Seite von Verratti und Matuidi.

Doch genau diese massive Dreierreihe vor der Abwehr war der Schlüssel für das dominante Auftreten der Franzosen. "PSG war heute deutlich besser im Spiel und gefährlicher als wir. In drei Wochen müssen wir besser spielen", sagte Courtois nach dem Spiel.

Erinnerungen ans letzte Jahr

Im Prinzenpark nahm man das wohlwollend auf. Denn vor allem aufgrund der Ergebniskrise und Platz drei in der Liga werden dort die Zweifel am "Projekt PSG" immer lauter.

Innerhalb von drei Jahren wolle man die Champions League gewinnen, ließ Scheich Nasser Al Khelaifi vor der letzten Saison verlauten. Nicht wenige sagen, dass vor dem Hintergrund des Financial Fairplays der Geldgeber inzwischen bereits die Lust verloren hat und das Engagement zumindest deutlich reduzieren wolle, sollte PSG in dieser Spielzeit nicht mindestens bis ins Halbfinale kommen.

Der speziell nach dem letzten Ligaspiel heftig in der Kritik stehende Blanc wird sich letztlich an der Leistung im Rückspiel messen lassen müssen. Ein Achtelfinal-Aus dürfte der Franzose auch mit dem Titel in der Liga nicht gutmachen können. Vor allem eine Aufgabe wird dabei im Vorfeld des Rückspiels von zentraler Bedeutung sein: Die Erinnerungen an die vergangene Saison muss aus den Köpfen der Spieler.

Denn ähnlich wie in dieser Runde schaffte man damals im Viertelfinale mit einem 3:1 im heimischen Prinzenpark ein gutes Ergebnis im Hinspiel. Damals musste man dann jedoch nach einem 0:2 an der Stamford Bridge die Koffer packen.

Die Voraussetzungen haben sich allerdings etwas geändert. Mit dem erzielten Auswärtstor würde den Engländern eigentlich sogar ein 0:0 reichen. Und dazu müssten sie nur wieder den Bus vor dem Tor parken, - was sie eigentlich so gut können. Eigentlich.

Paris St. Germain - Chelsea FC: Die Statistik zum Spiel

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