Schalke holt verdientes Remis bei Galatasaray

Von Jochen Tittmar / David Kreisl
Jermaine Jones (2.v.l.) erzielte kurz vor der Pause den wichtigen Ausgleich für Königsblau
© Getty

Der FC Schalke 04 hat sich im Hinspiel des Champions-League-Achtelfinals durch ein 1:1 (1:1) bei Galatasaray eine gute Ausgangsposition für das Weiterkommen erarbeitet. Damit bleiben die Knappen in der Königsklasse weiter ungeschlagen.

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Vor 50.278 Zuschauern in der Istanbuler Turk Telekom Arena brachte Burak Yilmaz mit seinem siebten CL-Saisontor die Gastgeber in Führung (12.). Kurz vor der Pause glich Schalkes Jermaine Jones aus (45.).

Damit steht S04 zwar bei nur einem Sieg aus den letzten zwölf Pflichtspielen, bleibt aber in der Königsklasse in dieser Saison weiterhin ungeschlagen und hat durch das Auswärtstor gute Chancen, sich für das Viertelfinale zu qualifizieren.

Reaktionen:

Jens Keller (Trainer Schalke 04): "Wir waren sehr aggressiv, sehr engagiert. Das war eine Mannschaftsleistung, wir haben sehr kompakt gearbeitet und auch fußballerisch sehr viele Dinge richtig gemacht. Ich bin sehr zufrieden, wie die Mannschaft heute aufgetreten ist."

Jermaine Jones (Schalke 04): "Im Ganzen sind wir schon sehr zufrieden. Wenn man das ganze Spiel betrachtet, haben wir sehr gut gespielt. Die kleinen Fehler müssen wir abstellen. Aber wir haben heute ein ganz anderes Gesicht einer Schalker Mannschaft im Vergleich zur Bundesliga gesehen."

Julian Draxler (Schalke 04): "Die Leistung war absolut positiv. Wir haben gefightet bis zum geht nicht mehr. Das Stadion - ich habe sowas selten erlebt, noch nie eigentlich - wir haben gegen 60.000 gespielt, gegen eine gute Istanbuler Mannschaft. Ich würde sagen, am Ende ein Tor zu wenig, aber wir haben durch unseren Kampf eine gute Ausgangsposition. Wir können positiv ins Rückspiel gehen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Gala schickt Melo und Drogba aufs Feld, Kurtulus und Umut nehmen auf der Bank Platz. Somit stehen Sneijder und Drogba erstmals gemeinsam in der Startelf.

Auch bei S04 gibt es zwei Veränderungen: Kolasinac spielt für Fuchs hinten links und der von einer Einblutung im Auge wieder genesene Huntelaar - für Raffael - gibt die einzige Sturmspitze.

1.: Jones macht Sabri auf links nass, zieht zum Strafraum und zieht Richtung langes Eck ab. Muslera fischt den Ball aus dem Winkel. Den Rebound legt Bastos per Kopf zu Huntelaar ab, doch Nounkeu ist dazwischen.

12., 1:0, Burak: Böser Fehlpass von Neustädter in der Vorwärtsbewegung. Über Sneijder und Drogba landet der Ball bei Selcuk, der Burak bedient. Der Stürmer lupft den Ball per Hacke über Höwedes hinweg in den Strafraum und vollstreckt souverän.

16.: Farfan mit der Ecke von rechts. Am kurzen Pfosten köpft Höwedes die Kugel an den linken Pfosten, wo es sowohl Huntelaar als auch Matip verpassen, den Ball ins leere Tor zu drücken.

18.: Sneijder lupft Drogba den Ball links in den Strafraum. Der Ivorer schießt aus spitzem Winkel mit links, Hildebrand wehrt den Ball zum Elfmeterpunkt ab. Von dort hämmert Altintop die Kugel an die Latte.

20.: Farfan spielt rechts am Strafraum Doppelpass mit Draxler und taucht ein. Sein Pass von der Grundlinie in die Mitte wird von Semih nur hauchdünn neben den rechten Pfosten abgefälscht.

38.: Altintop mit dem langen, flachen Schlag auf Drogba. Der schüttelt drei Schalker ab und schickt Burak links in den Strafraum. Dessen Linksschuss wehrt Hildebrand zur Ecke ab.

45., 1:1, Jones: Nounkeu stoppt an der Mittellinie einen hohen Ball fatal herunter. Huntelaar schickt Farfan halbrechts auf die Reise. Der passt in Überzahl rechts rüber zum mitgelaufenen Jones, der ihn frei vor Muslera Ball ins Tor knallt.

55.: Farfan schickt Draxler auf rechts, der legt den Ball von der Grundlinie zurück zum Elferpunkt. Farfan schießt mit links im Fallen, Sabri blockt mit den Händen ab, die jedoch angelegt waren.

75.: Wieder Farfan auf Draxler, der den Ball von rechts halbhoch an den Elferpunkt bringt. Huntelaar zieht direkt ab - weit drüber.

77.: Eine eigentlich harmlose Flanke verlängert Drogba am Sechzehner per Kopf. Burak startet und schließt aus zehn Metern ab - hauchdünn am langen Pfosten vorbei!

Fazit: Gute Leistung von S04 auf einem schwer zu bespielenden Platz. Mit etwas mehr Klarheit in der Offensive hätte man Galatasaray eine Niederlage beibringen können.

Der Star des Spiels: Jermaine Jones. Unermüdlicher Rackerer und wie gewohnt mit der nötigen Aggressivität gegen den Ball. Schalke gehörte das Zentrum - dank ihm. Dazu auch offensiv mit starken Aktionen in der Umschaltbewegung, wie vor dem wichtigen Ausgleichstor, bei dem er eiskalt vollstreckte. Blöd nur, dass er wegen seiner dritten Gelben Karte im Rückspiel fehlen wird.

Der Flop des Spiels: Wesley Sneijder. Das Spiel lief weitestgehend an ihm vorbei, auch seine Offensiv-Laufwege ins Zentrum brachten keine Änderung. In der Offensive mit nur einer brauchbaren Aktion vor Altintops Lattenschuss, in der Defensive aber mitverantwortlich dafür, dass Schalke oft über rechts durchbrechen konnte. Sneijder zog es in der Defensivbewegung zu sehr ins Zentrum, Riera war somit oft auf sich allein gestellt.

Der Schiedsrichter: William Collum. Der Schotte kommt zwar von der Insel, die lange Leine hatte er aber nicht dabei. Zog eine sehr konsequente und teils kleinliche Linie durch. Bestrafte Muslera früh für Zeitspiel und Jones für das Fordern einer Gelben Karte. Eine solche hätte Semih zwingend für sein grobes Einsteigen gegen Bastos bekommen müssen. Richtig die Entscheidung, Sabris Handspiel nach Farfans Schuss nicht mit Elfmeter zu bestrafen (55.).

Die Trainer:

Fatih Terim ließ seine beiden prominenten Winterneuzugänge erstmal gemeinsam von der Leine. Da das aber kaum funktionierte, reagierte er umgehend und brachte zur Pause Amrabat, um Schalkes Drang über Galas linke Seite einzudämmen. Wechselte zudem Eboue als Rechtsverteidiger für den enttäuschenden Altintop ein, Sabri übernahm dessen Position im rechten Mittelfeld.

Jens Keller setzte bei seinem Debüt in der Königsklasse etwas überraschend auf Youngster Kolasinac, der ihn nicht enttäuschte und eine sehr abgeklärte und souveräne Leistung zeigte. Der engagierte Auftritt von Kellers Truppe dürfte die Diskussionen um ihn zumindest etwas beruhigen.

 

Das fiel auf:

 

  • Schalke ganz anders als zuletzt in der Bundesliga mit einem sehr selbstbewussten Spielvortrag. Die Knappen waren von Beginn an hellwach, liefen viel und zogen ihre Angriffe mit viel Tempo auf. Viele davon liefen über die rechte Seite, da Sneijder im Spiel gegen den Ball weit einrückte und so Höger mit Farfan oft Überzahlsituationen kreieren konnte.
  • Galas Tor und weitere Chancen im ersten Abschnitt resultierten aus Unkonzentriertheiten in der Vorwärtsbewegung der sehr hoch stehenden Schalker. Nach der Führung wich Drogba gelegentlich auf den linken Flügel aus und ließ Sneijder zu Burak aufstoßen.
  • Schalkes gute Raumaufteilung mit den einrückenden Außen machte das Zentrum phasenweise sehr eng und provozierte Ballverluste der Türken. Die reihten in der Defensive dann zwei sehr eng hintereinander stehende Viererketten aneinander und ließen sich teils zu tief fallen. S04 gelang es aber zu selten, in den Rücken der Abwehr zu kommen.
  • Bei Galatasaray stimmten die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen oft nicht. Das fing bereits ganz vorne bei Drogba und Burak an, die von allen defensivtaktischen Aufgaben befreit waren und so große Löcher zu den Sechsern klaffen ließen. Auch der Viererkette fehlte es mitunter an der nötigen Abstimmung, so dass es oft viel zu intuitiv erschien, wer den Ballführenden attackieren sollte.
  • Den Gästen sollte der Auftritt im Istanbuler Hexenkessel das Zutrauen in die eigene Stärke wieder ein Stück weit zurückgeben. Schalke war physisch wie taktisch stärker und verdiente sich das Unentschieden durch eine geschlossene Mannschaftsleistung. Mit ein wenig mehr Geradlinigkeit im letzten Spielfelddrittel wäre sogar ein Auswärtssieg drin gewesen.

Galatasaray - FC Schalke 04: Daten zum Spiel