Thomas Broich im Interview: "Mit meinen Eskapaden wäre das früher explodiert"

Thomas Broich spielte sieben Jahre bei Brisbane Roar.
© getty
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SPOX: Haben Sie jemals überlegt, noch einmal in Europa anzugreifen?

Broich: Nie. Ich habe nicht mal dran gedacht, innerhalb Australiens zu wechseln oder nach Asien, wo ich ganz anders hätte verdienen können. Ich war so happy, dass ich einen Verein, ein Umfeld und eine Liga hatte, die perfekt zu mir gepasst haben. Ich wollte nicht reich werden oder noch anderswo Trophäen gewinnen. Ich wollte nur glücklich sein. Die Entscheidung habe ich nie bereut.

SPOX: Ihnen waren Statussymbole nie wichtig?

Broich: Es ist ja alles irgendwie Status. Ob ich mir jetzt ein teures Auto gönne oder mir so ein Image aufbaue. Das ist zwar immateriell, aber das war meine Form von Status. Das ist mittlerweile weg. Früher war ich vielem gegenüber so kritisch. Mittlerweile ist mir das egal. Solange Leute im Umgang miteinander nett sind, ist alles gut.

SPOX: Social-Media-Kanäle sind nach dieser Definition ebenso Statussymbole. Wie stehen Sie dazu?

Broich: Ich bin da sehr offen. Ich halte nichts davon, sich gegen den Zeitgeist zu stemmen. Schlussendlich kommt es darauf an, wie man darauf reagiert. Es wird immer die geben, die einen gut finden und die, die einen nicht leiden können. Jeder, der heute im öffentlichen Raum auftritt, ist automatisch auch Zielscheibe.

Mesut Özil und die Diskussion um Körpersprache

SPOX: Eine Zielscheibe ist auch Mesut Özil, abgesehen von politischen Themen vor allem wegen seiner Körpersprache. Fühlen Sie sich an Ihre eigene Situation erinnert?

Broich: Das hat in mir tatsächlich etwas ausgelöst. Ich hatte Trainer, die wohlwollend zu mir gesagt haben, ich solle an meiner Körpersprache arbeiten. Darauf habe ich bockig reagiert. Plötzlich wollte mir jemand vorschreiben, wie ich zu gucken habe. Aber ich habe gelernt, dass es gut ist, Ratschläge anzunehmen. Ich hatte zeitlebens Leute in wichtigen Positionen, die das Beste für mich wollten. Die Körpersprache war da ein zentrales Thema. Für mich war das ein Angriff auf meine Persönlichkeit.

SPOX: Sie konnten nicht daran wachsen.

Broich: Leider, denn ich konnte mehr Präsenz durchaus vertragen. Es ist ja Fakt, dass wir durch unsere Mimik, Gestik und unsere Haltung wirken.

SPOX: Aber ist die Körpersprache nicht wirklich Teil der Persönlichkeit?

Broich: Nur wenn du dich darüber definierst. Wenn ich heute fettige Haare habe und jemand zu mir sagt: "Du hast heute ein Vorstellungsgespräch. Wasch dir doch die Haare und ziehe vielleicht keinen Hoodie an, sondern ein Hemd. Dann kommst du besser rüber." Dann kann ich auf stur schalten oder denken, ich will den Job, ich will mich gut präsentieren. Es geht darum, was Sinn ergibt. Wenn es viele Leute sagen, ist wahrscheinlich etwas dran.

Thomas Broich: Stationen als aktiver Fußball-Profi

ZeitraumVerein
2000 - 2001SpVgg Unterhaching
2001 - 2003SV Wacker Burghausen
2004 - 2006Borussia Mönchengladbach
2006 - 20091. FC Köln
2009 - 20101. FC Nürnberg
2010 - 2017Brisbane Roar