Franck Ribery spielt beim FC Bayern München in Galaform: Wie Robben im Triplejahr

Franck Ribery (M.) war gegen Sevilla an beiden Toren direkt beteiligt.
© getty

Franck Ribery präsentiert sich beim FC Bayern München in Topform. Noch vor wenigen Monaten hatten viele den 34-Jährigen abgeschrieben, eine Verlängerung des im Sommer auslaufenden Vertrags galt als mindestens fraglich. Spätestens mit seinen Leistungen beim 6:0 gegen den BVB und beim 2:1 gegen den FC Sevilla spielte sich Ribery wieder in die erste Reihe. Dabei profitiert er von der Verletzung eines eigentlich gesetzten Leistungsträgers. Eine weitere Analogie zum Triplejahr.

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Sein Temperament bekommt er nicht mehr in den Griff. Wenn ein Gegner provoziert, rennt er bei Franck Ribery schon immer sperrangelweit offene Türen ein. Bei einem kleinen Scharmützel ist der Franzose immer dabei. So auch in der 13. Minute des Auswärtsspiels seines FC Bayern beim FC Sevilla.

Nach einem Foul gegen Franco Vazquez lässt sich Ribery provozieren. Wissam Ben Yedder pöbelt. Da lässt sich Ribery nicht zweimal bitten, rennt auf seinen französischen Landsmann zu und schubst ihn weg. Zwar nur leicht, dennoch zeigt diese Szene die größte Schwäche der Bayern-Legende.

Unter dem Strich geht die Gelbe Karte von Schiedsrichter Daniele Orsato in Ordnung. Ribery ging jedoch einmal mehr das Risiko ein, seine Mannschaft durch eine Unbeherrschtheit in einem wichtigen Spiel durch einen Platzverweis entscheidend zu schwächen. Wie im Champions-League-Finale 2013 gegen den BVB. Wie in gefühlt 1000 anderen Fällen gegen den BVB.

Ribery spielt entscheidende Rolle für FC Bayern gegen Sevilla

Doch wie in eben jenem Finale von Wembley bedeute die Szene für Ribery nicht die vorzeitige Dusche. Und wie in jenem Finale spielte Ribery in der Folge eine entscheidende Rolle für den Sieg der Bayern.

Auf seiner linken Außenbahn machte Bayerns Nummer 7 ordentlich Betrieb, ließ seine Gegenspieler stehen und bereitete fünf Torschüsse vor - die mit Abstand meisten aller Spieler. Ribery wirkte frisch, beinahe jugendlich in seiner Dynamik.

Nicht zuletzt war er an beiden Toren direkt beteiligt. Beim ersten Treffer brachte er den Ball von der Strafraumkante mit dem rechten Innenrist in Richtung langes Eck, Jesus Navas fälschte ihn unhaltbar ins kurze Eck ab. Das Siegtor bereitete Ribery schließlich mit einer perfekten Flanke auf Thiago vor.

Dass Jupp Heynckes ihn in der 79. Minute für Arjen Robben vom Platz nahm, war eine Auswechslung der Marke Dankeschön. Ribery bekam den verdienten Szenenapplaus.

Ulreich und Müller loben Ribery

"Frankie ist natürlich ein klasse Kicker", schwärmte Teamkollege Sven Ulreich später in der Mixed Zone des Estadio Ramon Sanchez-Pizjuan: "Er tut der Mannschaft unendlich gut. Wenn er seine Läufe und seine Dribblings ansetzt, ist das brutal wichtig für uns - und das mit seinen 35 Jahren. Er ist auf jeden Fall noch fit und kann in solchen Spielen den Unterschied machen."

Kapitän Thomas Müller stimmte seinem Keeper zu: "Er hat alles reingehauen, was er hatte. Er ist ein aktiver Spieler, der immer wieder den Ball haben will. Wir profitieren von seinen kreativen Momenten."

Ribery bereits gegen den BVB entscheidend

Nach seiner Galavorstellung gegen den BVB, als er ein Tor selbst erzielte und eines mit einem überragenden Sololauf gegen Lukasz Piszczek vorbereitete, lieferte Ribery die zweite Spitzenleistung in Folge ab. Seit Wochen performt er auf höchstem Niveau.

Eine Form, die noch vor wenigen Monaten nicht mehr möglich erschien. Zu Beginn der Rückrunde fehlte dem Franzosen die Spritzigkeit, er kam kaum noch an seinen Gegnern vorbei, hatte wenige Torbeteiligungen und wenige gelungene Aktionen. Dass die Diskussion darüber öffentlich überhaupt im Raum stand, ob es überhaupt sinnvoll wäre, den im Sommer auslaufenden Vertrag zu verlängern, ließ tief blicken.

Aber Kingsley Coman hatte seinem Landsmann mittlerweile den Rang abgelaufen. Er war in den entscheidenden Spielen bei Jupp Heynckes erste Wahl, weil er eben spritziger und mittlerweile sogar effizienter war. Für Ribery schien im Saisonendspurt nur die Rolle des Stand-by-Profis für die Spiele der Kategorie B zu bleiben.

Comans Verletzung ein harter Schlag für den FC Bayern

Entsprechend hart war der Schlag für den FC Bayern, als Coman sich Ende Februar einen Syndesmosebandriss zuzog und seitdem nicht mehr zur Verfügung steht. Die Formexplosion Riberys in den letzten Wochen macht den 21-Jährigen aber beinahe vergessen.

Die Situation könnte sich zu einer Analogie zum Triplejahr entwickeln. Damals war es Robben, der bei Jupp Heynckes nicht zur ersten Wahl für die wichtigsten der wichtigen Spiele gehörte. In den wichtigsten Spielen des Frühjahrs stand der Niederländer nicht in der Startelf.

Stattdessen setzte Heynckes im 4-2-3-1 auf Müller, Kroos und Ribery in der offensiven Dreierreihe. Erst als Kroos sich im Viertelfinal-Hinspiel gegen Juventus verletzte, war die Bahn für Robben frei. Später entschied er das Finale in Wembley gegen den BVB.

Noch ist die Geschichte nicht zu vergleichen, die großen Spiele sind noch nicht gespielt. Für den Moment hat sich Ribery jedoch vom Stand-by- in einen Unterschiedsspieler verwandelt.

Franck Ribery: Seine Champions-League-Statistiken beim FC Bayern

SaisonSpieleToreAssists
2008/2009847
2009/2010713
2010/2011421
2011/20121235
2012/20131215
2013/20141032
2014/2015631
2015/20167--
2016/20176-2
2017/20185-2

Alaba: "Ribery hat nie aufgehört, wichtig zu sein"

"Er hat nie aufgehört, wichtig zu sein", sagte sein Kumpel David Alaba bereits vor Wochen nach Riberys starker Leistung beim 6:0 gegen den HSV. Für die Identifikation der Fans mit der Mannschaft hat der Publikumsliebling das tatsächlich nie, sportlich schien es zumindest so, als sei er austauschbar geworden.

Entsprechend schien es auch alles andere als sicher, dass der FC Bayern Riberys Vertrag über den Sommer hinaus verlängern würde. Robben relativ sicher, Ribery auf der Kippe, so war die Stimmungslage.

Die Situation stellt sich mittlerweile anders da. Ribery ist in Galaform, war gegen den BVB und Sevilla einer der Besten, Robben war lange verletzt, gegen den BVB blass und gegen Sevilla zunächst auf der Bank.

Dass sich die Bayern-Bosse von solchen kurzfristigen Entwicklungen beeinflussen lassen, ist unwahrscheinlich. Die gefühlte Wahrheit hat sich dennoch verschoben.

Heynckes wichtiger Ratgeber für Zukunft von Robben und Ribery

Bis Ende April will der Verein geklärt haben, ob es mit den beiden Helden einer Dekade weitergeht. Heynckes bestätigte bei der Pressekonferenz in Sevilla, mit den Verantwortlichen über die Verträge der beiden gesprochen zu haben: "Ich habe da auch meine Meinung, werde mich da aber zurückhalten. Ich werde mit beiden so gut wie möglich bis zum Saisonende arbeiten. Die Entscheidung muss der Klub schon selbst treffen."

Ja, Heynckes wird in der nächsten Saison höchstwahrscheinlich nicht mehr auf der Bayern-Bank sitzen. Dennoch wird er ein wichtiger Ratgeber bleiben. Seine Meinung hat Gewicht. Und Riberys jüngste Leistungen werden diese Meinung nicht unbedingt verschlechtert haben.

Am Samstag wird Ribery 35 Jahre alt - da hatte sein Kollege Ulreich ihm etwas verfrüht einen Lenz draufgepackt. Einen Fünfjahresvertrag wird er nicht mehr unterschreiben. Die Spiegelstriche auf der Pro-Seite der Pro-und-Contra-Liste werden jedoch immer mehr.

Und das schönste Geburtstagsgeschenk wird sich der Franzose aller Voraussicht nach selbst machen: Sollte der FC Bayern die Meisterschaft erwartungsgemäß beim FC Augsburg perfekt machen, wäre es der achte deutsche Meistertitel für Ribery. Dann ist er Rekordhalter und zieht er mit Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Oliver Kahn und Mehmet Scholl gleich.

Der Legendenstatus ist ihm sicher. Im Herzen der Anhänger schon lange. Dann auch statistisch.

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