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Bayerns Zentrumsspieler: Toni Kroos, Philipp Lahm und Thiao Alcantara (v.l.)
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Dem Bayern-Mittelfeld kommt in London (20.30 Uhr im LIVE-TICKER) entscheidende Bedeutung zu. Trainer Pep Guardiola versammelt im Zentrum die pure Spielintelligenz und lässt sich dadurch sogar Träume erfüllen. Aber es gibt auch einen Verlierer.

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Pep Guardiola hatte eine gewisse Vorahnung, als er im Sommer 2013 nonchalant öffentlich den Wunsch äußerte, mit Thiago Alcantara einen guten Bekannten in den Kader des FC Bayern München aufzunehmen. "Ich will ihn, weil ich glaube, dass er unsere Qualität erhöhen wird", sagte Guardiola damals.

Glauben heißt bekanntlich nicht wissen und wenn ein hoch talentierter, aber noch recht unerfahrener Spieler aus seinem gewohnten Umfeld herausgerissen wird, muss dieser Spieler auch nicht per se funktionieren.

Bei Thiago ist das anders. Schon vor seiner Verletzung, die ihn im Herbst zu zwei Monaten Pause zwang, zeigte der 22-Jährige beim FC Bayern sein Können. Dann gab er in Dortmund sein Comeback und war maßgeblich am 3:0-Sieg der Münchner beteiligt.

Thiago unverzichtbar

Seitdem ist Thiago fester Bestandteil im dicht besiedelten Bayern-Mittelfeld, lediglich beim 4:0 gegen Freiburg letzten Samstag stand er nicht in der Startelf. Er hat Guardiolas Vorahnung bestätigt und sogar Chefkritiker Matthias Sammer überzeugt.

"Thiago ist ein fantastischer Spieler, was er spielt, ist Weltklasse", sagte Bayerns Sportvorstand nach dem 5:0 gegen Frankfurt, als Thiago mit 177 Ballkontakten einen neuen Bundesligarekord aufstellte.

Thiago verkörpert exakt den Spielertypen, den Guardiola bei der Besetzung des Mittelfelds bevorzugt: klein, wendig, technisch perfekt und mit einer bemerkenswerten Auffassungsgabe ausgestattet. In einem System, in dem der Trainer von seinen Spielern fordert, immer mehrere Spielzüge vorauszudenken, ist Thiago unverzichtbar.

Er ist auf der Achter-Position für die Balance zuständig, agiert auf extrem engem Raum und ist am stärksten in das Ballbesitzspiel eingebunden.

Mammutaufgabe für Lahm

Im Hinspiel des Achtelfinals der Champions League beim FC Arsenal (20.30 Uhr im LIVE-TICKER) wird Thiago wieder das Zentrum mit Philipp Lahm bilden. Lahm hat sich längst etabliert im Mittelfeld und Guardiola sieht bislang keinerlei Veranlassung, den Kapitän wieder in die Viererkette zu schieben.

In Guardiolas System mit drei zentralen Mittelfeldspielern hat Lahm mehrere Aufgaben zu lösen. Im Spielaufbau reiht er sich zwischen die Innenverteidiger ein, um den Außenverteidigern ein weites Aufrücken zu ermöglichen.

Gleichzeitig ist er aus der tiefen Position für den ersten Ball zuständig, soll aber auch beim Gegenpressing dafür sorgen, dass die Abstände zwischen Defensiv- und Offensivspielern nicht zu groß werden. Indem er aufrückt, um frühe Ballverluste des Gegners zu provozieren, geht Lahm ein hohes Risiko ein.

Diese Position setzt eine hohe Spielintelligenz voraus. Und genau deshalb spielt dort Lahm. "Ich habe in den ersten Trainingseinheiten gemerkt, dass Lahm für das Mittelfeld geschaffen ist", sagte Guardiola am Dienstag in London.

"Ich habe früh erkannt, dass er die dafür nötigen strategischen Fähigkeiten mitbringt. Philipp kennt das Spiel perfekt, deshalb kann er auch jede Position spielen: Verteidigung, Mittelfeld, Stürmer. Er trifft immer die richtigen Entscheidungen im richtigen Moment. Es ist ein Traum für mich, dass Philipp mein Spieler wurde."

Götze oder Kroos?

Das Duo Thiago/Lahm hat sich in den letzten Wochen und Monaten als beste Lösung für Guardiola herauskristallisiert. Auf der dritten zentralen Position, der offensiveren der beiden Achter, war Toni Kroos lange Zeit gesetzt, hat aber zuletzt etwas an Kredit eingebüßt.

Auch weil Mario Götze aufgrund seiner Qualität, auch auf engsten Räumen fast immer Lösungen parat zu haben, sei es durch ein Dribbling oder einen Pass, perfekt geeignet ist für diese Rolle.

Den lange verletzten Strategen aus der Triple-Saison blieb dagegen zuletzt nur die Beobachterrolle. Uns es ist aktuell schwer vorstellbar, dass sich für Bastian Schweinsteiger und Javi Martinez daran in absehbarer etwas ändern wird. Dafür haben Lahm, Thiago, Kroos und Götze zu viel Qualität und viel zu wenig falsch gemacht in den letzten Spielen.

Zudem gibt es die Doppelsechs, wie sie Schweinsteiger und Martinez unter Jupp Heynckes als kongeniales Duo bekleideten, nicht bei Guardiola. Schweinsteiger und Martinez kamen in der letzten Saison laut OPTA gemeinsam auf durchschnittlich 69 Ballkontakte pro Spiel, Lahm und Thiago stehen bei 96. Thiago hat bemerkenswerte 1,38 Ballkontakte pro Minute.

Top-Werte für Schweinsteiger

Heynckes legte großen Wert auf zweikampfstarke, robuste Spieler im Zentrum. Matinez hat stets die besten Werte, selbst bei seinen wenigen Einsätzen in dieser Saison. Mit 62,4 Prozent gewonnener Zweikämpfe liegt der Spanier weit vorne. An der Seite von Schweinsteiger gewann Martinez 2012/13 fast 60 Prozent, Lahm und Thiago kommen "nur" auf knapp 55 Prozent.

Dafür haben die Bayern bei der Passgenauigkeit unter Guardiola noch einmal zugelegt. 91,4 Prozent aller Pässe von Lahm und Thiago kommen an, Kroos hat sogar einen Wert von 92,8 Prozent, selbst in der gegnerischen Hälfte sind es noch 91,2.

Ihm am nächsten kommt Schweinsteiger. Der Vize-Kapitän liegt bei der Passquote (91,9 bzw. 89 Prozent) und den Ballkontakten (1,20 pro Minute) auf Rang zwei.

Kein Platz mehr für Martinez

Mit Schweinsteiger auf der Sechs oder der defensiveren, strategischen Acht würden die Bayern kaum an Qualität verlieren. Guardiola bezeichnet es als "großes Glück", dass Schweinsteiger wieder an Bord ist. Er wird seine Spiele bekommen, sich aber arg gedulden müssen, wenn die großen Spiele anstehen.

Auch Martinez bleibt eine Option im Mittelfeld, allerdings hat Guardiola auffällig oft betont, dass er im Spanier einen exzellenten Innenverteidiger sieht und ihn zuletzt gegen Freiburg auch dort eingesetzt. Für eine dauerhafte Rückkehr ins Mittelfeld von Martinez gibt es keine Anzeichen.

Im Emirates Stadium am Abend werden Schweinsteiger und Martinez jedenfalls nur auf der Bank sitzen. Das ist für Spieler dieser Qualität schwer zu verdauen. Philipp Lahm setzte im "kicker" auf Kollegialität.

"Man darf sauer sein, aber nie auf Kosten der Mannschaft. Wenn es tatsächlich Stars sind, werden sie die Entscheidung des Trainers immer akzeptieren", sagte Lahm. Als perfektes Puzzle-Teil für Guardiola muss sich der Kapitän damit nicht auseinandersetzen.

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