Die Nobodys der Königsklasse

Von Sebastian Schramm
Die Nobodys der aktuellen Champions-League-Saison wollen für ordentlich Furore sorgen
© Getty

Die Champions League sitzt in den Startlöchern. Neben den arrivierten Top-Klubs wie dem FC Barcelona oder dem FC Bayern, wollen vor allem die unbekannten Teams fur Furore sorgen. Otelul Galati und Co. gehen zwar als große Außenseiter in die Gruppenphase (20.30 Uhr im LIVE-TICKER und bei Sky), unterschätzen sollte man sie aber auf keinen Fall. SPOX stellt die Mannschaften vor und schätzt die Chancen der einzelnen Teams ein.

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Otelul Galati

Qualifiziert durch: direkte Teilnahme (Rumänischer Meister)

Das Roundup: Der Verein aus der Hafen- und Industriestadt Galati durchbrach in der letzten Saison die quasi im Grundgesetz verankerte Vorherrschaft der Hauptstadt-Klubs Steaua und Dinamo Bukarest. Sogar die neureichen Vereine aus Urziceni und Cluj konnten der Truppe nicht das Wasser reichen. Das Gehalt der Spieler ist mäßig, aber es kommt pünktlich, was für rumänische Verhältnisse wohl schon ein gewisses Faustpfand darstellt. Überhaupt ist Galati finanziell nicht gerade auf Rosen gebettet. "Große Gehaltsunterschiede würden das Team spalten und alles würde auseinanderbrechen", sagt Präsident Marius Stan.

Doch die Verantwortlichen machen aus der Not eine Tugend und setzen auf junge Talente aus der Region. Trainer Dorinel Munteanu, ehemaliger Bundesligaprofi bei Wolfsburg und Köln, vertraut den jungen Spielern und setzt auf ein kompaktes 4-2-3-1-System. Aus einem engmaschigem Netz im Mittelfeld soll der Gegner durch überfallartige Konter überrascht werden. Mit Ilie, Ibeh und Antal stehen Munteanu extrem schnelle und wendige Spieler zur Verfügung, die derartige taktische Vorgaben perfekt umsetzen können. Allerdings könnte die Anfälligkeit bei Standardsituationen zu einem Problem werden. Der augenscheinlich größte Nachteil wird aber aller Voraussicht nach die Unerfahrenheit der Mannschaft auf europäischer Bühne sein. Kein einziger Spieler hat bisher in der Königsklasse Erfahrungen sammeln können.

Player to watch: Sergiu Costin (32). Der Kapitän von Galati ist der verlängerte Arm von Trainer Munteanu. Mit seiner taktischen Disziplin und seiner robusten Zweikampfführung hält der Innenverteidiger die Defensive der Rumänen zusammen und sorgt somit für Stabilität. Außerhalb des Platzes hat Costin ein eher ruhiges Gemüt, die jungen Spieler orientieren sich an ihm. Die Königsklasse wird der Höhepunkt seiner Karriere.

SPOX-Fazit: Für den rumänschen Meister wird es verdammt schwer. Mit Manchester United, dem FC Basel und Benfica Lissabon wurde Galati in der Auslosung nicht gerade vom Glück geküsst. Ziel wird vor allem sein, so lange wie möglich die Optionen für einen dritten Tabellenplatz zu wahren, um sich noch für die Europa League qualifizieren zu können. Ein Spaziergang wird es für die anderen Vereine allerdings nicht, die Rumänen sind unheimlich heimstark.

Trabzonspor

Qualifiziert durch: ersetzt den türkischen Meister Fenerbahce

Das Roundup: "Natürlich sind wir stolz darauf, dass wir die Türkei in der Königsklasse vertreten dürfen. Wir hätten uns aber eine andere Form der Teilnahme gewünscht." Präsident Sadri Sender bringt es wohl für die meisten auf den Punkt. Fenerbahce, der eigentliche Teilnehmer der Champions League, wurde im Zuge des immer noch gärenden Manipulationsskandals auf Drängen der UEFA vom türkischen Verband gesperrt, somit wurde der Weg für Trabzonspor in die Gruppenphase frei. Trainer Senol Günes, bereits zum dritten Mal Trainer bei Trabzon, kann auf einen ausgewogenen Kader zurückgreifen. In seinem 4-2-3-1-System ist die Defensive das Prunkstück. In der abgelaufenen Saison stellte Trabzon mit lediglich 23 Gegentreffern die beste Hintermannschaft der Süper Lig. Das Defensivgerüst um die Innenverteidiger Kacar und Glowacki, sowie dem Sechser Zokoro bildet das Rückgrat der Truppe. Vorgabe ist, möglichst schnell die Zweikämpfe zu gewinnen, um dann postwendend Druck über die Außen zu erzeugen. Dort warten mit dem dribbelstarken Halil Altintop und Publikumsliebling Alanzihno zwei extrem gefährliche Spieler. Allerdings hat Trabzonspor zwei große, in sich greifende Probleme: Die heimische Liga hat erst am 9. September begonnen, somit fehlt der Mannschaft noch Wettkampfpraxis. Auf hohem Niveau konnte sich Trabzon noch nicht einspielen, was durch die Kader-Umstrukturierung (Egemen, Selcuk, Umut und Jaja haben den Verein verlassen) noch viel schwerer wiegt.

Player to watch: Burak Yilmaz (26). Von der türkischen Presse hochgejubelt, konnte Yilmaz über einige Zeit die hochgesteckten Erwartungen nicht erfüllen. Disziplinlosigkeiten und eine nicht immer profihafte Einstellung verbauten dem torgefährlichen Mittelfeldspieler einen früheren Durchbruch. In der letzten Saison wartete Yilmaz aber dann mit 19 Toren auf und wurde prompt von Guus Hiddink zur Nationalmannschaft eingeladen, wo er auf Anhieb zum Stammspieler und Leistungsträger avancierte.

SPOX-Fazit: Bis auf den eindeutigen Favoriten Inter Mailand scheint die Gruppe sehr ausgeglichen. Mit ZSKA Moskau und dem OSC Lille sind zwei Mannschaften vertreten, mit denen sich die Türken auf Augenhöhe wähnen können. Um sich aber für die K.o.- Runde zu qualifizieren, muss Trabzonspor in jedem Spiel eine absolute Top-Leistung abrufen. Schwer wiegen könnte die Unerfahrenheit, die in großen Teilen der Mannschaft vorhanden ist. Aufgrund der Kaderstärke muss aber die Europa League das Mindestziel darstellen.

Teil 2: Nikosia, Pilsen und Borissow

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