Elfer-Fluch beendet! Bayer erdrückt Hertha

Hakan Calhanoglu traf vom Punkt
© Getty

Bayer Leverkusen ist erfolgreich ins neue Bundesliga-Jahr gestartet. Am 17. Spieltag setzte sich die Werkself 3:1 (2:1) gegen Hertha BSC durch und beendete dabei ihren Elfmeter-Fluch.

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Vor 26.904 Zuschauern in der BayArena brachte Ömer Toprak die Werkself früh in Führung (12.). Zuvor musste Bayers Verteidiger Aleksandar Dragovic bereits verletzungsbedingt ausgewechselt werden (8.).

Nach zuvor vier verschossenen Elfmetern in der Bundesliga traf Bayer in Person von Hakan Calhanoglu erstmals wieder vom Punkt - das 2:0 (36.). Kurz vor der Pause kam die Hertha durch Valentin Stocker allerdings zum Anschlusstreffer (44.). Damit trafen die Berliner in den letzten 14 Bundesliga-Auswärtsspielen in Leverkusen - neuer Vereinsrekord.

Calhanoglu besorgte mit seinem ersten Bundesliga-Doppelpack für Leverkusen die Entscheidung (88.). Bayer gewann damit nach drei sieglosen Heimspielen wieder in der BayArena und verkürzt mit nun 24 Punkten den Rückstand auf die fünftplatzierte Hertha auf sechs Punkte. Die Berliner gewannen dagegen nur eines der letzten acht Auswärtsspiele in der Liga.

Karim Bellarabi feierte nach dem am 2. Spieltag erlittenen Muskelbündelriss und insgesamt 134 Tagen Pause sein Comeback.

Die Reaktionen:

Roger Schmidt (Trainer Leverkusen): "Für uns war es ein sehr guter Abschluss der Hinrunde. Wir haben nicht perfekt gespielt, aber gut genug, um zu gewinnen. Ich habe eine ausgeglichene erste Halbzeit gesehen, nach der Pause sind wir mit mehr Schwung aus der Kabine gekommen. Letztendlich haben wir uns den Sieg verdient."

Pal Dardai (Trainer Hertha): "In der ersten Halbzeit haben wir alles ganz gut unter Kontrolle gehabt, aber durch zwei Standardsituationen zwei Tore kassiert. Wir hatten die Möglichkeit zum 2:2, aber diese leider nicht genutzt. Ich bin nicht unzufrieden. Jetzt weiß ich, wie wir in der nächsten Woche arbeiten müssen."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Im Vergleich zum 1:1 in Köln im Dezember gibt es bei der Werkself drei Veränderungen: Für Yurchenko, Havertz und Mehmedi (alle Bank) beginnen Chicharito, Baumgartlinger und Bellarabi.

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Bei den Gästen gibt es gegenüber dem 2:0 gegen Darmstadt zwei Wechsel: Brooks und Esswein ersetzen Kalou (Afrika Cup) und Hegeler (Wechsel zum englischen Zweitligisten Bristol City).

8.: Bitter für Bayer! Dragovic prallt bei einem Klärungsversuch mit Darida zusammen und fällt unglücklich. Nach kurzer Behandlung ist klar: Es geht nicht weiter. Tah kommt.

12., 1:0, Toprak: Nach einem Calhanoglu-Freistoß von der rechten Seite kann Stocker im Gestocher den Ball nicht klären und schießt zu allem Überfluss auch noch Plattenhardt an. Chicharito setzt nach, die Kugel landet am Fünfer irgendwie bei Toprak, der sie direkt ins Netz haut.

36., 2:0, Calhanoglu (HE): Brandt setzt sich rechts im Strafraum durch, bringt die Hereingabe und Plattenhardt ist bei seiner Grätsche mit der Hand am Ball. Elfmeter! Calhanoglu tritt an und zimmert den Ball links unten ins Tor!

44., 2:1, Stocker: Plattenhardt flankt von rechts an den Elfmeterpunkte, wo sich Brooks im Kopfballduell durchsetzt. Leno kratzt die Kugel im linken Eck noch von der Linie. Der Ball landet allerdings direkt vor Stockers Füßen, der zum Anschluss einschießt.

46.: Leverkusen schaltet rechts über Bellarabi schnell um. Der passt von der Grundlinie in den Rückraum zu Chicharito, dessen Abschluss haarscharf am rechten Pfosten vorbeisaust.

56.: Aufregung im Hertha-Strafraum! Nach einer Calhanoglu-Ecke klärt Plattenhardt einen Chicharito-Kopfball kurz vor der Linie nach oben weg. Den herunterfallenden Ball boxt Jarstein nur einen Meter weiter, wo Toprak zum Kopfball geht und Brooks mit sehr hohem Bein klärt. Bayer fordert Elfmeter, Stieler pfeift nicht.

73.: Der eingewechselte Haraguchi hat rechts viel Platz, flankt scharf in die Mitte, wo Stocker geschickt durchlässt. Am langen Pfosten steht Ibisevic komplett blank und zieht direkt ab. Leno taucht ab und fängt den Ball mit einer überragenden Parade!

88., 3:1, Calhanoglu: Kampl ist im Strafraum rechts frei durch, weiß dann aber nicht so recht, wohin mit dem Ball. Er lupft ihn zurück zu Calhanoglu, der aus 13 Metern volley abzieht - links in den Winkel!

Fazit: Verdienter Bayer-Sieg, wenngleich kurzzeitig mit Herz in der Hose. Denn: Bayer verpasste lange die Vorentscheidung und musste sich dann bei Leno für dessen überragenden Reflex bedanken.

Der Star des Spiels: Hakan Calhanoglu. Letztlich der Mann des Spiels. Brach Bayers Elfmeter-Fluch selbstbewusst und besorgte am Schluss sehenswert die Entscheidung. War immer wieder im Spiel gefährlich: Kam auf sechs Torschüsse und drei Schussvorlagen.

Der Flop des Spiels: Alexander Esswein. Sollte im Konterspiel seine Schnelligkeit einbringen, verpasste das aber gänzlich. Wirkte in seinen wenigen Aktionen unglücklich, wusste sich auch nicht durchzusetzen. Kam so gerade mal auf 21 Ballaktionen und eine extrem schwache Passquote von 50 Prozent.

Der Schiedsrichter: Tobias Stieler. Die Entscheidung auf Elfmeter bei Plattenhardts vermeintlichem Handspiel war definitiv hart, aber nachvollziehbar. Beim 2:1 ebenfalls korrekt, dass Stocker nicht im Abseits stand. Bei der kniffligen Szene mit Brooks' hohem Bein (56.) ließ er wohl zurecht weiterlaufen.

Das fiel auf:

  • Hertha versuchte, nach Ballverlusten in der gegnerischen Hälfte direkt zu pressen und schob mit dem gesamten Team vor. Sobald die Chance auf eine schnelle Rückeroberung der Kugel dahin war, ging es im Kollektiv schnell zurück hinter die Mittellinie. Das verhinderte in vielen Fällen Bayers schnelles Umschalten.
  • Leverkusen spielte die frühe Führung in die Karten. Die Werkself agierte anschließend viel abwartender und gestaltete den Spielaufbau sehr geduldig, was aber auch Herthas kompakter Staffelung im Zentrum geschuldet war. Tat sich mal eine Lücke auf - oft auf der rechten Seite über den sehr engagierten Comebacker Bellarabi -, ging es dann mal schnell nach vorne. Die Gastgeber verzettelten sich aber zu häufig rund um den Strafraum.
  • So ordentlich die Hertha gegen den Ball arbeitete, so wenige Lösungen fanden die Gäste im Spiel nach vorne. Das 2:1 kurz vor der Pause war zu dem Zeitpunkt nicht abzusehen, da Bayer Tempo und Gegner in der Phase kontrollierte.
  • Die Werkself stürmte mit viel mehr Tempo aus der Pause. Während Hertha in den ersten Minuten noch um die Ordnung der ersten Hälfte bemüht war, überrannte Leverkusen die Gäste auf den Flügeln. Die Berliner schafften es kaum noch, sich aus der eigenen Hälfte zu befreien, weil Bayer bis zur 60. Minute immer mehr Druck aufbaute - und weil die Idee fehlte, die eigenen Offensivleute in Szene zu setzen.

Leverkusen - Hertha: Die Statistik zum Spiel