BVB: Kalkulierte Defizite

Lukasz Piszczek sicherte dem BVB den knappen 2:1-Sieg in Bremen
© getty

Borussia Dortmund gewinnt mit Mühe 2:1 bei Werder Bremen. Die Leistung ist kein großer Fortschritt gegenüber der Hinrunde. Trainer Thomas Tuchel lächelt die Probleme in diesem Fall aber erstmal weg.

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Borussia Dortmund kam mit einer blauen Hüfte davon. Die Szene des Tages war natürlich das Foul von Werder-Torhüter Jaroslav Drobny an Marco Reus. Der Tscheche kam im Laufduell um den Ball erheblich zu spät gegen den deutschen Nationalspieler und hinterließ deutliche Abdrücke seiner Stollen in Reus' Hüft- und Oberschenkelgegend.

"Marco Reus hat richtig was abbekommen. Wenn Sie die Bilder gesehen haben, können Sie sich vorstellen, wie schmerzhaft das war", sagte Trainer Thomas Tuchel, der das große Fass der Fouldiskussion aus der Hinrunde aber nicht aufmachen wollte.

In gewisser Weise hatte der Platzverweis auch Symbolcharakter für die gesamte Partie. Der BVB war eigentlich gewandter und diesen Tick schneller als Werder, aber die Borussia musste gewaltig leiden an diesem Nachmittag.

Tuchel: "Das hat uns sehr geärgert"

Dortmund begann gut, sehr gut sogar und ließ die Bremer überhaupt nicht zur Entfaltung kommen. Beim BVB passten die Raumaufteilung, die Bewegungen, das Tempo und das Passspiel. Vor allem im Angriff funktionierten die Positionswechsel von Reus und Andre Schürrle gleich blendend. Die Anfangsviertelstunde machte Hoffnung, dass Dortmund die Abwesenheit von Pierre-Emerick Aubameyang aufgrund des Afrika-Cups ohne größere Probleme übersteht.

Aber der BVB konnte das Niveau nicht halten, er fand es in der restlichen Spielzeit überhaupt nicht wieder. "Wir haben Bremen leichtfertig und unnötig ins Spiel zurückgelassen und ein offenes Spiel zugelassen", analysierte Tuchel. Sein Team habe es versäumt, die sich bietenden Konterchancen vernünftig zu Ende zu spielen und insgesamt zu schlampig agiert. "Deshalb haben wir nie richtig Ruhe gehabt. Das hat uns sehr geärgert."

Tuchel sieht über Defizite hinweg

Der sonst so kritische Tuchel beließ es aber bei dieser Ermahnung, er war nicht nach Bremen gekommen, um gleich am ersten Spieltag nach der Winterpause wieder für Schlagzeilen zu sorgen. Dabei hätte sich Tuchel durchaus bei seiner viel beachteten Pressekonferenz in Frankfurt bedienen können. Denn 75 Minuten war der Auftritt seiner Mannschaft ein einziges Defizit.

Selbst gegen zehn Bremer bekam der BVB das Spiel nicht unter Kontrolle. Die hohe Intensität der Anfangsphase verflog schnell, die Mannschaftsteile wirkten im weiteren Verlauf lose, technisch gab es erhebliche Mängel. Am Ende wies Dortmund nur eine Passquote von 74,4 Prozent auf.

Tuchel war sich dieser Probleme bewusst, während des Spiels war er mehrmals fuchsteufelswild an der Seitenlinie aktiv. Im Nachgang lächelte er die Themen aber in aller Ruhe weg. "Ich habe mir vor dem Spiel fest vorgenommen, mich zu freuen, wenn wir gewinnen - egal wie. Wir sind hierher gefahren, um zu gewinnen. Deshalb lasse ich mir das nicht vermiesen", sagte Tuchel.

Bleibt der BVB so wankelmütig?

Am Ende stand auch der erste Sieg nach zwei Unentschieden in der Liga in Folge und damit der zumindest vorübergehende Sprung auf Rang vier. Das offizielle Ziel direkte Champions-League-Qualifikation haben die Verantwortlichen in der Winterpause nochmal herausgestellt.

Ein erfolgreicher Start tut da sicherlich gut, auch wenn spielerisch noch massig Luft nach oben ist. Den Dortmundern ist klar, dass sie sich steigern müssen, aber auch, dass sie sich steigern können.

Zwei Wochen hat Tuchel Zeit, um ohne Einschränkungen mit der Mannschaft im Training zu arbeiten, die Partien in Mainz und gegen Leipzig haben es aber in sich. Dann starten die englischen Wochen - und davon wollen sie beim BVB bis zum Ende auch noch einige haben.

Der kurzfristige Ausgang dieses Prozesses? Offen! "Vielleicht müssen wir anerkennen, dass wir dieses Jahr nicht so stabil sind", sagte Tuchel, der seiner jungen Mannschaft diese Wankelmütigkeit auf der Pressekonferenz zugestand. "Vielleicht müssen wir lernen, damit umzugehen, dass wir eine Unausgewogenheit in unserem Spiel in Kauf nehmen müssen."

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