FC Bayern München: Nachwuchsleiter Holger Seitz von Jamal Musialas Entwicklung überrascht

Von Philipp Schmidt
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© getty

Holger Seitz, Leiter der Nachwuchsabteilung des FC Bayern, sieht den FCB in der Talentförderung "sehr gut aufgestellt". Dass Jamal Musiala trotz seines früh erkennbaren Talents bei den Profis derart durchstarten konnte, hat ihn derweil überrascht.

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"Dass er den Durchbruch bei uns schaffen würde und dazu in der Lage ist, zu den ersten Elf beim FC Bayern zu gehören, haben wir ihm hier beim Campus alle zugetraut. Jamal ist nun einmal ein absolutes Ausnahmetalent. Aber ich bin ganz ehrlich: Dass er so schnell in der Bundesliga und sogar der Champions League zurechtkommen würde, habe ich damals nicht voraussehen können", erklärte Seitz im Interview mit web.de.

2020 absolvierte Musiala zwei Spiele bei den Bayern-Amateuren unter Seitz, ehe es zu den Profis ging. Mit Alphonso Davies absolvierte ein weiterer Leistungsträger der ersten Mannschaft einige Spiele für die Zweitvertretung, den Kanadier bezeichnete Seitz als "richtig guten Typen mit einem sehr guten Charakter! Er ist sehr geerdet, extrem bodenständig und arbeitet sehr intensiv an sich. Zudem hat er natürlich eine hohe fußballerische Qualität."

Als Davies im Alter von 18 Jahren nach München kam, sei es in erster Linie darum gegangen, "sich auf und neben dem Platz zu akklimatisieren und die Spielidee des FC Bayern München mit viel Ballbesitz kennenzulernen. Dass ihm die Integration auf und neben dem Fußballplatz sehr schnell gelungen ist, hängt meiner Meinung nach auch mit seinem gesamten Werdegang zusammen." Dabei spielte Seitz darauf ab, dass Davies mit seiner Familie bereits aus Ghana nach Kanada auswanderte.

FC Bayern: Zweite Mannschaft "unbedingt notwendig"

Die zweite Mannschaft bezeichnete Seitz als "unbedingt notwendig", um Nachwuchsspieler an den Herrenfußball heranzuführen. "Es sind zwei völlig unterschiedliche Aufgaben, mit der U19 in der Junioren-Bundesliga und mit der 2. Mannschaft in der Regionalliga zu spielen. In der Regionalliga treffen unsere jungen Spieler auf abgezockte und erfahrene Herren-Fußballspieler von Mannschaften wie der SpVgg Unterhaching oder den Würzburger Kickers." Neben der kompett anderen Zweikampfführung nannte Seitz als Argument auch den Druck, Auswärtsspiele vor gegnerischen Fans zu bestreiten.

Mit der zweiten Mannschaft, die aktuell mit 22 Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Unterhaching nur auf Platz sechs in der Regionalliga steht, sei mittelfristig wieder der Aufstieg das Ziel. "Allerdings ist uns der Weg dahin wichtig. Wir möchten keinen Aufstieg erkaufen, indem wir zu viele externe und erfahrene Spieler dazu holen. Wir haben mit Timo Kern nur einen erfahrenen Spieler in der Mannschaft. Alle anderen Spieler sind sehr jung." Ziel sei es nun, dass sich die Youngster "an das höhere Tempo und die höhere Athletik gewöhnen".

Kritisch sieht Seitz die Tatsache, dass jungen Spielern am Bayern-Campus sehr viele Aufgaben abgenommen werden und so die Persönlichkeitsentwicklung zu kurz kommt: "Als junger Trainer neigt man dazu, den Spielern bestmögliche Rahmenbedingungen zu bieten, damit sie sich voll auf den Fußball konzentrieren können und sich weiterentwickeln. Heute glaube ich, dass das nicht der richtige Weg ist. Weniger ist manchmal mehr."

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