Bayern München und der dünne Kader: Hat der BVB denn mehr Tiefe?

Von Oliver Maywurm
Emre Can, Leon Goretzka
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Nach den Transfer-Versäumnissen im Sommer ist der zu dünne Kader immer wieder Thema rund um den FC Bayern, auch Thomas Tuchel macht kein Geheimnis aus seiner Meinung dazu. Aber wie sieht die Personaldecke des Rekordmeisters eigentlich im Vergleich zum BVB aus?

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Eigentlich sollten am Deadline Day am 1. September noch zwei namhafte Spieler beim FC Bayern unterschreiben: Palhinha und Armel Bella-Kotchap. Ein Sechser und ein Innenverteidiger hätten dem Kader des Rekordmeisters sicherlich noch gut zu Gesicht gestanden - doch beide kamen bekanntlich dann doch nicht an die Säbener Straße.

"Ein bisschen dünn, ein bisschen wenig", sei der Kader der Bayern, monierte Trainer Thomas Tuchel danach bei Sky. Im Vorfeld des Topspiels gegen Borussia Dortmund am Samstag (18.30 Uhr) wurde die nicht sonderlich breite Personaldecke des FCB nun wieder verstärkt Thema: Joshua Kimmich fehlt rotgesperrt, Matthijs de Ligt verletzte sich gegen Saarbrücken und hinter dem Einsatz von Leon Goretzka und Dayot Upamecano steht noch ein Fragezeichen.

Aber ist der BVB eigentlich mit mehr Tiefe in seinem Kader gesegnet als die Bayern? SPOX macht den Vergleich.

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BVB vs. FC Bayern: Die Kadertiefe im Abwehrzentrum

Das Abwehrzentrum gilt als eine der Problemzonen des FCB, was die Breite angeht. Allerdings ist die Besetzung bei Bayern sehr ähnlich tief oder eben nicht tief wie jene des BVB.

Beide haben drei Innenverteidiger von Top-Format zur Verfügung: de Ligt, Min-jae Kim und Dayot Upamecano bei Bayern. Mats Hummels, Nico Schlotterbeck und Niklas Süle bei Dortmund. Dahinter steht dann jeweils eine auf Bundesliga-Niveau noch unerfahrene Alternative (Tarek Buchmann bei Bayern und Antonios Papadopoulos beim BVB).

Dass drei Top-Innenverteidiger für Vereine dieser Größenordnung vielleicht einer zu wenig sind, fiel bei Bayern bisher lediglich deswegen mehr auf als bei Dortmund, weil man in München mehr Pech mit Verletzungen hatte. Für das Erstrundenspiel im Pokal bei Preußen Münster fiel beispielsweise das gesamte Trio aus, insgesamt verpasste der nun erneut verletzte de Ligt schon vier Partien und Upamecano deren fünf.

Beim BVB könnten die Sorgen auch schnell groß werden, sollte sich mal ein Innenverteidiger verletzen. Bis dato war das in dieser Saison aber eben noch nicht der Fall.

Derweil hat man auch ähnliche Voraussetzungen, wenn es darum geht, welche Spieler von anderen Positionen im Notfall in der Innenverteidigung aushelfen könnten. Hier ist Bayern mit Goretzka, Noussair Mazraoui und Kimmich etwas besser aufgestellt als der BVB, bei dem dafür eigentlich nur Emre Can so wirklich infrage kommen würde.

Thomas Tuchel, FC Bayern
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Die Kadertiefe von Bayern und BVB im Vergleich: Die Außenverteidiger

João Cancelo verließ München nach seiner Leihe wieder, Josip Stanisic wurde nach Leverkusen verliehen und dann gab Bayern auch noch Benjamin Pavard an Inter Mailand ab - ohne einen Ersatz zu verpflichten. Die rechte Abwehrseite war daher auch im Fokus bei den kritischen Stimmen rund um den zu dünnen Kader des Meisters.

Mit Mazraoui und Bouna Sarr stehen nur zwei Spieler im Bayern-Kader, deren Hauptposition rechts hinten liegt. Rein quantitativ ist der BVB da zumindest auf den ersten Blick besser aufgestellt: Edin Terzic stehen mit Julian Ryerson, Marius Wolf, Thomas Meunier und Mateu Morey grundsätzlich vier Optionen für die rechte Abwehrseite zur Verfügung. Aber Morey bleibt das unglaubliche Verletzungspech weiter treu, der Spanier fällt erneut schon länger aus. Und Meunier stand nach Muskelverletzung zuletzt gegen Frankfurt erstmals in dieser Saison im Bundesliga-Kader.

Eigentlich sollte der Belgier im Sommer gehen, ein Transfer kam aber nicht zustande. Jüngst deutete Terzic dann an, dass Meunier sicherlich noch eine Option wäre, so er denn einsatzbereit ist. "Wenn er so weiter trainiert, wird er nicht mehr lange auf seine Chance warten müssen", sagte der BVB-Coach. Die Breite rechts hinten ist beim BVB also tatsächlich etwas größer als bei den Bayern, wenngleich auch nicht signifikant auffällig. Zumal der FCB mit Kimmich und Konrad Laimer auch noch zwei sehr gute Aushilfs-Rechtsverteidiger in der Hinterhand hat.

Auf der linken Abwehrseite ist man beim BVB mit Ramy Bensebaini als einzigem echten Linksverteidiger auf den ersten Blick sehr dünn aufgestellt. Allerdings können Ryerson und Wolf problemlos auch links hinten aushelfen, zuletzt hatte Ryerson ohnehin auch manchmal den Vorzug vor Bensebaini erhalten.

Die Bayern sind in Sachen Linksverteidiger indes keineswegs dünner aufgestellt als Dortmund. Mit Alphonso Davies und dem jedoch bisher meist verletzten Raphael Guerreiro hat der FCB zwei der besten linken Abwehrspieler der Bundesliga im Kader. Hinzu kommt mit Frans Krätzig eine talentierte weitere Option.

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Hat der BVB einen tieferen Kader als Bayern? Das Mittelfeldzentrum

Die Bezeichnung "Holding Six" hatte nach Tuchels Forderung im Sommer zuweilen schon Kultstatus erreicht. Der FCB-Coach wollte noch einen defensiv denkenden Sechser, bekam ihn aber bekanntlich nicht.

Dadurch ist das Mittelfeldzentrum der vielleicht zentrale Aspekt in der Diskussion um Bayerns mangelnde Kadertiefe. Und durch Kimmichs Rotsperre sowie Goretzkas Handverletzung erhält das Thema ausgerechnet vor dem Kracher in Dortmund zusätzliche Brisanz.

Denn neben Kimmich und Goretzka hat Tuchel in Laimer lediglich noch eine weitere natürliche Option für seine Doppelsechs. Hier hat der BVB tatsächlich diesen einen Top-Spieler mehr im Kader, der schon ausreicht, um die personelle Situation entspannter sehen zu können.

Statt deren drei verfügt der BVB nämlich über vier erstklassige Optionen für die Zentrale: Emre Can, Salih Özcan, Felix Nmecha und Marcel Sabitzer. Selbst wenn zwei von ihnen gleichzeitig ausfallen, muss Terzic nicht viel basteln, sondern kann ganz einfach den beiden weiteren Akteuren vertrauen. Ein Dortmunder Vorteil, der umso deutlicher aufzeigt, welch ein folgenschweres Versäumnis die geplatzte Verpflichtung eines weiteren Sechsers für die Bayern war.

Dennoch muss man auch relativieren, dass Bayern in einem fitten Guerreiro oder möglicherweise auch in Jamal Musiala noch sehr gute Aushilfsoptionen für die Doppelsechs hätte. Auch die Talente Krätzig und Aleksandar Pavlovic, den Tuchel in der Pressekonferenz am Freitag als Alternative benannte, stünden theoretisch bereit.

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Die Kadertiefe von Bayern und BVB im Vergleich: Die Offensiven sind das Prunkstück

In der Offensive ist Bayerns Kader nun wahrlich nicht zu dünn. Für die drei Positionen hinter dem Mittelstürmer hat Tuchel mit Leroy Sané, Kingsley Coman, Jamal Musiala, Thomas Müller, Serge Gnabry und Mathys Tel gleich sechs herausragende Optionen. Und im Angriffszentrum ist die Besetzung mit Harry Kane und den beiden Backups Eric Maxim Choupo-Moting und Tel ohnehin stark.

Beim BVB ist die Tiefe sehr ähnlich gut: Julian Brandt, Marco Reus, Donyell Malen, Karim Adeyemi, Giovanni Reyna und Jamie Bynoe-Gittens für die offensive Dreier-Reihe. Niclas Füllkrug, Sébastien Haller und Youssoufa Moukoko für die Neun. Was die Breite in der Offensive angeht, nehmen sich Bayern und der BVB also kaum etwas.

FC Bayern München: Die nächsten Spiele

DatumWettbewerbGegner
4. November, 18.30 UhrBundesligaBorussia Dortmund (A)
8. November, 21 UhrChampions LeagueGalatasaray (H)
11. November, 15.30 UhrBundesliga1. FC Heidenheim (H)
24. November, 15.30 UhrBundesliga1. FC Köln (A)

 

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