Felix Magath: "Ich bin heute der bessere Trainer als damals bei Bayern"

Von Tim Ursinus
Felix Magath glaubt nach dem Klassenerhalt mit Hertha BSC, dass er als Trainer im Vergleich zu seinen erfolgreichen Jahren in den 2000ern besser geworden ist.
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Felix Magath glaubt nach dem Klassenerhalt mit Hertha BSC, dass er als Trainer im Vergleich zu seinen erfolgreichen Jahren in den 2000ern besser geworden ist. Darüber hinaus kritisierte er den FC Bayern für den Umgang mit Robert Lewandowski.

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"Die Antwort ist ja", sagte Magath im Interview mit dem Schweizer Blick auf die Frage, ob er im Vergleich zu seiner Zeit beim FC Bayern, den er 2005 und 2006 zum Double führte, eine Steigerung seiner Fähigkeiten sehe. "Ich hoffe, dass ich mit meinem aktuellen Wissensstand und meiner Erfahrung heute der bessere Trainer als damals bei Bayern bin", ergänzte er.

Der 68-Jährige hatte Hertha BSC zum Saisonendspurt übernommen und letztlich in der Relegation vor dem Abstieg bewahrt. Anschließend sagte er zufrieden: "Ich gehe nach Hause und hacke Holz." Nun bestätigte Magath, dass er diesen Satz nicht nur so dahergesagt hatte: "Das ist mein Job daheim. So kam ich nach der erfolgreichen Rettung nach Hause und machte das, was ich davor auch gemacht habe: Ich hackte Holz."

Mit der Rettung des Hauptstadtklubs hatte er sich auch selbst etwas bewiesen. "Ich war ja ein paar Jahre raus aus der Bundesliga. Ich wollte auch mir selbst beweisen, dass ich so eine schwierige Situation immer noch lösen kann", erklärte Magath.

Dass die Entwicklung in den vergangenen Jahren mehr zu jungen Trainern geht, könne er zudem nicht ganz nachvollziehen. "Man eignet sich über Jahre etwas an im deutschen Fußball - und dann verschenkt man diese Erfahrung sehr häufig. Da frage ich mich wirklich, wie es so weit kommen konnte", sagte Magath, der nie aufgehört habe, sich zu entwickeln.

Felix Magath glaubt nach dem Klassenerhalt mit Hertha BSC, dass er als Trainer im Vergleich zu seinen erfolgreichen Jahren in den 2000ern besser geworden ist.
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Felix Magath glaubt nach dem Klassenerhalt mit Hertha BSC, dass er als Trainer im Vergleich zu seinen erfolgreichen Jahren in den 2000ern besser geworden ist.

Magath: Medizinball? "Vereine hatten kein Geld"

Dass er häufig auf seine Trainingsmethoden mit einem Medizinball reduziert wird, stört ihn aber. Damit "wollen mich manche in die Ecke einer veralteten Trainingsphilosophie stellen. Und dabei ist es ganz einfach zu erklären. Als ich anfing, Fussball zu spielen, hatten die meisten Vereine kein Geld. So musste man kreativ trainieren, mit dem, was es gab: Sprossenwände zum Beispiel in der Schulturnhalle oder eben mit dem Medizinball", sagte Magath.

Während seiner Zeit bei der Hertha habe er auf das Sportgerät nur "einmal im Rahmen eines Trainings-Zirkels in den ersten drei Wochen" zurückgriffen, "also vielleicht bei 0,5 Prozent meiner Trainingsarbeit bei Hertha BSC".

Magath weiter: "Es wird oft von Magath und dem Medizinball geredet. Aber selten davon, dass meine Mannschaften kaum Probleme mit Verletzungen hatten. Dass beim Magath meistens alle fit waren."

Dass sich Spieler bei seinen Einheiten oft übergeben hätten, relativierte er ebenfalls: "Das ist sehr selten vorgekommen, und solche Zuspitzungen werden mir und meiner Trainingsarbeit einfach nicht gerecht". Sein Spitzname "Quälix" störe ihn aber nicht: "Das ist ein Markenzeichen und eine Auszeichnung. Wenn Sie Leistung bringen wollen, müssen Sie über Ihre Grenzen gehen. Das können Sie nicht nebenbei machen, das ist dann eben auch anstrengend."

Magath kritisiert Bayern wegen Lewandowski

Außerdem bezog Magath Stellung zur Causa um Robert Lewandowski, der den FC Bayern verlassen will. Das sei ein "Grundsatzproblem. Ältere Spieler, die viel für einen Verein getan haben, werden manchmal auch zum Problem. Für einen Trainer ist das kaum lösbar." FCB-Coach Julian Nagelsmann hatte zuletzt stets betont, den Polen weiterhin in seiner Mannschaft haben zu wollen.

Lewandowski besitzt noch einen Vertrag bis 2023, will diesen aber nicht erfüllen und strebt einen Wechsel im Sommer an. "Ich glaube, dass man als Verein so ein Thema wie die Vertragslaufzeiten frühzeitig aktiv angehen und nicht warten sollte, bis man dazu gezwungen wird", betonte Magath und führte aus: "So, wie es jetzt ist, ist es eine unschöne Situation für alle Beteiligten. Er war bis zuletzt super erfolgreich bei Bayern München. Normalerweise müssten alle nur zusammen glücklich sein."

Magath sprach auch über seinen ehemaligen Vorgesetzten Uli Hoeneß, der sein Präsidentenamt bei den Bayern 2019 niedergelegt hatte. "Schauen Sie unsere ehemalige Bundeskanzlerin an. Wenn jemand über einen längeren Zeitraum eine Position innehat, dann ist es anschließend für den, der nachkommt, immer problematisch", sagte er.

Auf die Verantwortlichen um Vorstandschef Oliver Kahn, Präsident Herbert Hainer und Sportvorstand Hasan Salihamidzic war in den vergangenen Monaten von außerhalb viel Kritik eingeprasselt, weil sie sich unter anderem zu brisanten Themen nicht klar geäußert hatten.

Hoeneß' Meinung ist bei Fragen zum deutschen Rekordmeister hingegen weiterhin gefragt. Erst kürzlich äußerte er sich zur viel diskutierten Zukunft von Lewandowski. "Er hat den FC Bayern seit 1980 aufgestellt und zu dem gemacht, was er heute ist. Und jetzt von ihm zu verlangen, er soll von heute auf morgen gehen? Das wird ihm nicht gerecht. Seine Nachfolger können ihn ja nicht einfach zum Bergwandern schicken", sagte Magath.

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