BVB - Borussia Dortmunds Dauer-Baustelle: Warum Merih Demiral die Lösung sein könnte

Von Oliver Maywurm
Merih Demiral könnte zum BVB wechseln.
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Merih Demiral könnte sich diesen Sommer dem BVB anschließen. Wäre der Verteidiger von Juventus Turin eine passende Lösung für Borussia Dortmunds Probleme im Abwehrzentrum?

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Wenn man Merih Demiral so beim Fußballspielen zuschaut, bekommt man rasch diese romantischen Gedanken. Die von dem Innenverteidiger, der wirklich noch ein richtiger Verteidiger ist. Dem man in jeder Sekunde auf dem Rasen anmerkt, dass es seine absolut oberste Prämisse ist, die gegnerischen Stürmer davon abzuhalten, ein Tor zu erzielen.

Nun wäre es alles anderes als fair, den 23-jährigen Türken von Juventus Turin darauf zu beschränken, hat er doch auch im Spielaufbau und mit Ball am Fuß überdurchschnittliche Qualitäten. Aber dieses Abwehr-Gen ist möglicherweise genau das, was Borussia Dortmund an Demiral so sehr gefällt. Was dem BVB in den letzten Jahren mitunter vielleicht hier und da fehlte, um mal wieder den ganz großen Meisterwurf zu landen.

Nach Informationen von SPOX und Goal haben die Dortmunder Verantwortlichen bereits Kontakt zu Demirals Berater aufgenommen und Juventus erwartet zeitnah ein erstes offizielles Angebot der Westfalen, das nach Gusto der Italiener am besten bei rund 40 Millionen Euro liegen sollte. Knapp die Hälfte der Summe also, die Dortmund von Manchester United für Jadon Sancho erhält.

Demiral zum BVB? Nur zwei fitte Innenverteidiger im Kader

Bedarf hat der BVB im Abwehrzentrum bekanntlich. Vier Innenverteidiger stehen derzeit im Kader - jedoch fällt Soumaila Coulibaly, 17-jähriger Neuzugang von Paris Saint-Germain, mit einem Kreuzbandriss noch lange aus. Und Dan-Axel Zagadou kehrt nach einer Knie-OP voraussichtlich frühestens Ende September zurück, wird zudem nach dann mehr als halbjähriger Pause noch einige weitere Zeit benötigen, um wieder in Topform zu kommen.

Blieben also mit Mats Hummels und Manuel Akanji nur zwei zurzeit fitte, echte Innenverteidiger im Aufgebot des DFB-Pokalsiegers. "Natürlich haben wir aktuell nicht gerade zu viele Innenverteidiger. Wir werden die Situation weiterhin genau beobachten. Es ist jetzt aber auch nicht so, dass wir in Panik geraten", sagte Manager Michael Zorc jüngst der Bild-Zeitung.

Mit Demiral würde der BVB jedenfalls eine der größten Baustellen im Kader langfristig mit einem Mann von internationaler Klasse schließen können. Vor allem die angesprochene kompromisslose Spielweise des EM-Teilnehmers macht Demiral für Dortmund interessant, sowohl mit Hummels als auch mit Akanji würde er sich gut ergänzen.

Sein hervorragendes Timing im Zweikampf zählt zu Demirals größten Stärken, auch sein erstklassiges Kopfballspiel imponiert. "Demiral kann aggressiv sein, ist immer nah an seinem Gegenspieler und antizipiert gut", brachte es der frühere Bayern- und Juventus-Verteidiger Medhi Benatia einst bei Tuttosport auf den Punkt.

Merih Demiral könnte zum BVB wechseln.
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Merih Demiral könnte zum BVB wechseln.

Merih Demiral: Mit 18 von Fenerbahce nach Portugal

Benatia hatte Turin schon verlassen, als Demiral im Sommer 2019 für 18 Millionen Euro von Sassuolo zu Juventus kam, nachdem er einen eher ungewöhnlichen Weg nach oben hingelegt hatte. Bei Fenerbahce wurde der 1,90-Meter-Mann ausgebildet, fünf Jahre verbrachte er im Nachwuchs des Istanbuler Topklubs. Mit 18 sah Demiral bei Fener dann jedoch keine Perspektive mehr, verließ den Verein noch vor seinem ersten Profieinsatz.

Vitor Pereira, damals im Sommer 2016 wie auch heute wieder Fenerbahce-Trainer, setzte lieber auf erfahrene Spieler. "Demiral hätte sich durchgesetzt, wenn er Einsatzchancen bekommen hätte", sagte Demirals ehemaliger Fener-Jugendcoach Hasan Özdemir im April 2020 dem TV-Sender Tivibu Spor. "Er hätte wenigstens auf der Bank Platz nehmen oder in den Pokalspielen zum Einsatz kommen können."

Neben der fehlenden Aussicht auf den Durchbruch in der ersten Mannschaft sei Demiral aber auch finanziell damals von Fenerbahce enttäuscht gewesen, führte Özdemir aus. "Für Merih war das angebotene Gehalt zu wenig. Er wollte schließlich ohne Fenerbahce weitermachen. Ich habe mich damit abgefunden, dass er seinen Weg künftig ohne uns weitergehen wird."

Merih Demiral: Alanyaspor, Sassuolo, Juventus

Dann wurde es zunächst ungewöhnlich, schloss sich Demiral 2016 doch dem kleinen portugiesischen Klub AC Alcanenense an. Mit 18 war er plötzlich ganz alleine in einem fremden Land, musste sich bei einem No-Name-Verein für höhere Aufgaben empfehlen - und tat das: Anfang 2017 wurde er an das B-Team des Lissabonner Spitzenklubs Sporting verliehen, erkämpfte sich dort in seiner ersten kompletten Spielzeit 2017/18 einen Stammplatz in der zweiten portugiesischen Liga.

2018 holte Alanyaspor Demiral dann zurück in die Türkei, nach einem halben Jahr dort zog er weiter zu Sassuolo. Und weil er dort auf Anhieb bewies, auch in der Serie A bestehen zu können, stand wiederum nur ein halbes Jahr später plötzlich Juventus auf der Matte.

Bei den Bianconeri musste er sich knapp ein halbes Jahr lang gedulden, spielte so gut wie gar nicht. Dann, rund um den Jahreswechsel von 2019 auf 2020, startete Demiral aber plötzlich durch, verdrängte Matthjis de Ligt auf spektakuläre Art und Weise aus der Stammelf. Schon damals, Anfang 2020, soll Dortmund Interesse an ihm angemeldet haben - doch dann kam der 12. Januar 2020 und Demiral wurde jäh ausgebremst.

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Merih Demiral für Allegri offenbar nicht unverzichtbar

Im Topspiel bei der AS Rom traf er mit seinem bis heute einzigen Tor für Juventus erst zur 1:0-Führung, musste nach nicht einmal 20 Minuten dann aber mit einem Kreuzbandriss ausgewechselt werden. Mehr als ein halbes Jahr lang musste er aussetzen, erst Anfang August 2020 konnte Demiral sein Comeback feiern.

Besonders bitter: Die vergangene Saison begann Demiral zunächst als Stammspieler, hatte dann aber wieder mit Verletzungsproblemen zu kämpfen und konnte schließlich nur 24 Pflichtspiele absolvieren. Und obwohl weiter ungewiss ist, ob Giorgio Chiellini dem Klub noch ein weiteres Jahr erhalten bleibt und auch Leonardo Bonucci mit 34 Jahren nicht mehr der Jüngste ist, will Juves alter und neuer Trainer Massimiliano Allegri Demiral trotz dessen Vertrages bis 2024 offenbar nicht zwingend halten.

Für 40 Millionen Euro dürfte Demiral den Klub daher verlassen, mit dem FC Everton, Atalanta Bergamo und der Roma gibt es weitere namhafte Interessenten. Dortmund hätte gute Gründe, ihnen im Rennen um den 24-maligen Nationalspieler das Nachsehen zu geben.

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