Jadon Sancho schnappte sich schnell den Spielball als Souvenir, dann schickte er seine eindringliche Botschaft ein zweites Mal um die Welt. "Es ist ein bittersüßer Moment für mich, denn es gibt wichtigere Dinge derzeit", schrieb Sancho bei Twitter und Instagram: "Wir dürfen keine Angst haben, uns für das einzusetzen, was richtig ist."
Sein Twitter-Profilbild hatte der englische Jungstar von Borussia Dortmund nach einem 6:1 (0:0) bei Schlusslicht SC Paderborn, das umgehend zur Nebensache wurde, schon geändert: In "Justice for George Floyd", jenen schwarzen Schriftzug auf dem gelben Shirt, das er beim Torjubel präsentiert hatte. Die Gelbe Karte dafür nahm er gerne in Kauf.
Jadon Sanchos Botschaft: Die Welt schaute zu
Auch weil die Bundesliga dieser Tage allein im Sport-Schaufenster steht, verbreitete sich der Aufschrei gegen Rassismus und Polizeigewalt in Windeseile. Zehntausende teilten die Botschaft, Millionen lasen sie, es antworteten unter anderem Frankreichs Weltmeister Kylian Mbappe, die anderen Köpfe der englischen Nationalmannschaft und NBA-Superstar Joel Embiid. In fast allen englischen Zeitungen war Sanchos Foto groß abgedruckt.
Der Tod des 46-Jährigen George Floyd infolge eines brutalen Polizei-Einsatzes in Minneapolis hatte die USA in Aufruhr versetzt. "Wir müssen helfen, einen Wandel einzuleiten. Wir müssen alle zusammenrücken und für Gerechtigkeit kämpfen", schrieb Sancho: "Gemeinsam sind wir stärker."
Seinen Trainer hatte er damit überrascht: Lucien Favre wusste von nichts. "Ich habe es nicht gesehen, ich habe es nach dem Spiel gehört, dass er ein Tor so gefeiert hat", sagte der Schweizer: "Ich kann das nicht beurteilen." Zumindest mit Achraf Hakimi hatte Sancho sich abgesprochen, denn der Marokkaner trug das Shirt ebenfalls.
Jadon Sanchos beeindruckendes Comeback in der Startelf
Ein Statement allerdings gab Sancho zuvor auch fußballerisch ab. Wegen Trainingsrückstandes hatte er beim Liga-Gipfel gegen Bayern München (0:1) nicht in der Startelf gestanden. Warum eigentlich? Nur fünf Tage danach schraubte er seine Bilanz auf 17 Saisontore und 17 Vorlagen, als jüngster Bundesligaspieler erreichte er die 30-Tore-Marke.
Seine Tage in Dortmund sollen derweil gezählt sein: Nach Informationen von SPOX und Goal will Sancho den BVB nach Ablauf der aktuellen Saison definitiv verlassen und in die Premier League wechseln. Sein Vertrag läuft noch bis 2022, eine Verlängerung ist ausgeschlossen. Besonders Manchester United und der FC Chelsea sollen interessiert sein, allerdings hat Sancho in seinem Vertrag keine Ausstiegsklausel - Dortmund müsste also zustimmen.
Einen seiner größten Fans hat er in der eigenen Mannschaft. "Jadon hat definitiv das Zeug dazu, einer der fünf größten Spieler der Welt zu werden", sagte Thomas Delaney. Allerdings beginne Sancho, auch in England den Erwartungsdruck zu spüren - davon war in Paderborn aber nichts zu sehen. Im Gegensatz zu Sanchos neuem Tattoo der Comicserie The Simpsons, das auch für eine gewisse Lockerheit spricht.
Jadon Sancho kämpft mit Borussia Dortmund um die Champions League
Nach einer Halbzeit, die der BVB benötigte, um die Bayern-Pleite abzuschütteln und den Tabellenletzten müde zu spielen, war Paderborn jedenfalls nur noch staunender Zuschauer. Die Dortmunder erhielten ihre komfortable Position im Vierkampf um die Champions-League-Plätze, die Sportdirektor Michael Zorc als neues Ziel ausgab.
Den Meistertitel, der bis zum vergangenen Dienstag das ambitionierte Sehnen gewesen war, hat Zorc abgeschrieben. "Es ist klar, Bayern wird am Ende wieder Meister", sagte er bei Sky. "Wir müssen schnellstmöglich die Champions-League-Qualifikation sichern und wollen Zweiter bleiben."
Aber, wie Jadon Sancho schrieb: Es gibt momentan ja Wichtigeres auf dieser Welt.