Es stellt sich die Frage: Welche Wege genau wählten die Trainer der Bundesliga eigentlich? Da wäre die viel diskutierte Fünferkette, die vor allem gegen Ende der Hinrunde des Öfteren Anwendung fand, da wäre auch die Sechserkette der Frankfurter Eintracht sowie diverse Variationen mit Viererkette. Nur auf die Anzahl der Abwehrspieler lässt sich das Herangehen natürlich nicht reduzieren. Manche Mannschaften versuchten es mit höherem Pressing, manche mannorientiert im Mittelfeld, ein Team gar mit einer Art Libero.
Die Variationen waren zahlreich und in den meisten Fällen erfolglos, weil Guardiola am Ende doch immer eine Lösung fand. Die auf dem Papier mutigste Variante war ausgerechnet die, die in einem 3:1-Sieg resultierte. Doch der Reihe nach.
Bloß kein Gegentor: Die Sechserkette
Die sicherlich defensivste Variante wählte Frankfurt gegen den Rekordmeister. Armin Veh ließ seine Spieler anfangs noch in einem 4-4-2-Block verteidigen, aus dem Spieler extrem aggressiv herausrückten, mit fortschreitender Spieldauer griff er zuerst zur Fünfer- und aufgrund der zunehmenden Bayern-Dominanz mehr oder weniger freiwillig zur Sechserkette.
Für mobile Nutzer: Frankfurts Sechserkette am Strafraum
In der Ausführung sollte man sie allerdings vielleicht eher als 4+2erkette bezeichnen, rutschte Frankfurt doch nur bei tiefem Ballbesitz der Münchner so eng auf eine Linie zusammen. Dann sind die Vorteile allerdings schnell gefunden. Die eigenen Flügelspieler verfolgen die Läufe der Bayern auf dem Flügel, die Außenverteidiger können den Halbraum abdecken oder eine 2-gegen-1-Überzahl herstellen.
Teilweise fiel auch ein Mittelfeldspieler mit zurück in die Kette, während ein Flügelspieler auf den Außen attackierte. Damit konnten die Schnittstellenläufe der Münchner gut verfolgt werden und die Seitenwechsel auf Costa waren stets gut abgesichert. Dennoch bringt eine solche flache Einteilung wie im 6-3-1 natürlich auch seine Nachteile mit sich.
Die Koordination gestaltet sich schwierig, man lässt den Gegner sehr nah heran ans eigene Tor, ein eigenes Umschalten nach Ballgewinn ist stark abhängig von Einzelaktionen, denn die Formation ist sehr, sehr flach gestaffelt. Allerdings: Frankfurt schaffte es, den Ballführenden konstant unter Druck zu setzen, ohne sich dabei Gedanken über den Raum hinter sich machen zu müssen und holte damit immerhin einen Punkt.
Erste Wahl: Die Fünferkette
Etwas weniger flach, dafür aber nicht nur in der letzten halben Stunde angewendet, nutzten viele Mannschaften gegen den FC Bayern die Fünferkette in der Abwehr. Auch hier ist die Schlussfolgerung eigentlich einfach. Die Schnittstellen werden nicht weniger, dafür aber kleiner. Manche Vorteile der Sechserkette sind immer noch vorhanden, beispielsweise das schnelle Verschieben bei einem Seitenwechsel, gleichzeitig fällt aber die eigene Koordination etwas einfacher.
Für mobile Nutzer (GIF): Hamburgs Mischung aus 4-5-1/5-4-1
Großer und oft genutzter Vorteil der Fünferkette ist die Möglichkeit, Spieler beim Zurückfallen zu verfolgen oder deren Aufdrehen Richtung Tor nach einem Anspiel zu verhindern. Was in einer Viererkette große Lücken reißt, kann in einer Fünferkette leicht aufgefangen werden. Mancher mag es auch interpretieren wie die Hertha, gänzlich auf das Abseits verzichten und im Ernstfall die Viererkette mit einem zusätzlichen Mann absichern.
Die Möglichkeiten in der Tiefenstaffelung sind ein wenig besser, das Umschalten oder Erspielen zweiter Bälle ist dennoch schwer. Schiebt man die Fünferkette eine Reihe weiter nach vorne und verteidigt in einem flachen 4-5-1 lassen sich manche Vorteile transferieren. Der HSV setzte auf ein 4-5-1/5-4-1-Mischsystem (siehe GIF rechts), bei dem der defensive Halbraum von einem etwas aus dem Mittelfeld nach vorne rückenden Verteidiger abgesichert wurde. Der stets breite, ballferne Spieler der Bayern wurde beinahe in Manndeckung genommen.
Große Probleme eröffneten sich den Mannschaften allerdings im Raum zwischen Abwehr und Mittelfeld. Werden dort die Abstände zu groß, nutzen das Spieler wie Thomas Müller gnadenlos. Die Anspiele erleichtern sich zudem, wenn die herausrückenden Bewegungen nicht gut aufgefangen werden. Dann geht die Kompaktheit verloren, einzelne Spieler verlieren sich im gegnerischen Spielaufbau und werden simpel überspielt.
Die mutigere Variante: Doppelspitze
Wer sich gegen die Bayern nicht komplett verschanzen möchte, wählt eine Variante mit zwei Stürmern, beispielsweise in einem 4-4-2 oder einem 4-1-2-1-2, also einer Raute im Mittelfeld. Thomas Tuchel leitete seinen BVB mit eben dieser Raute an und ging damit durchaus ein Risiko. Zwar ist die Tiefe ideal besetzt, das Spiel zwischen die Linien fällt extrem schwer und vor allem ist die Mitte in Überzahl besetzt, die Flügel sind aber angreifbar.
Für mobile Nutzer: Leverkusens hohes Pressing im 4-2-2-2
Um diese Schwäche aufzufangen, müssen die Halbspieler der Raute enorme Laufarbeit leisten und über 90 Minuten hochkonzentriert mitarbeiten. Einfache Fehler lassen den eigenen Außenverteidiger ins gezückte Messer laufen. Dafür lässt sich Bayern gut in die weniger gefährlichen Räume locken und das ohne dem eigenen Tor zu nahe zu kommen.
Ähnliches sieht das 4-4-2 oder 4-2-2-2 im Falle von Bayer Leverkusen vor. Beide Grundordnungen sind relativ einfach strukturiert und in hoher Kompaktheit nur schwer zu überwinden. Die flache Vier im Mittelfeld lässt zwar Lücken in Sachen Halbräume und Zwischenlinien, dafür kann aber der gegnerische Spielaufbau mit zwei Stürmern exzellent gelenkt werden.
Wer das hoch interpretiert wie etwa der VfB oder Leverkusen, muss allerdings eine eingespielte Leistung an den Tag legen, denn die Bayern sind vor allem in Person von Jerome Boateng gegen ein hohes Pressing brandgefährlich.
Der Nationalspieler eröffnet nicht nur gekonnt durch auftretende Lücken, sondern auch mittels des langen Balls enorm präzise und findet so meist Robert Lewandowski. Nicht minder interessant: Die angetäuschten Pässe, die den Gegner kurz verschieben lassen, um dann doch in die andere Richtung zu spielen. Dazu binden die Bayern natürlich ohne Probleme Neuer in den Aufbau mit ein.