Grüne Karte für die Bundesliga?

Von Martin Grabmann
Huszti (r.) hatte nach seinem Treffer sein Trikot ausgezogen und den Zaun bestiegen
© Getty

Szabolcs Huszti von Bundesligist Hannover 96 konnte es kaum glauben, als Schiedsrichter Deniz Aytekin ihm nach seinem Siegtor gegen Werder Bremen die Gelb-Rote Karte zeigte, weil er mit seinem Jubel gleich gegen zwei Regeln verstoßen hatte. Nachdem der DFB den Einspruch des Vereins gegen die folgende Sperre zurückgewiesen hat, werden Rufe nach einer "grünen Karte" laut, um in Zukunft angemessen auf entsprechende Vergehen reagieren zu können.

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Nach Vorbild des Hockey sollen Spieler hiermit für zwei Minuten vom Platz gestellt werden können. Auch im Handball und beim Eishockey haben die Schiedsrichter entsprechende Möglichkeiten. "Schlimme Fouls und Trikotausziehen werden gleich gesetzt und mit Gelb bestraft. Dann müssen sie eben noch eine Grüne Karte für leichtere Vergehen einführen", sagte Hannover-Boss Martin Kind der "Bild".

Auch Werder-Trainer Thomas Schaaf kann sich die Einführung einer Zeitstrafe vorstellen: "Grundsätzlich ist die Idee nicht schlecht, sie sollte aber erst mal getestet werden." Kritischer äußert sich Philipp Lahm, der beim Platzverweis vom Wochenende vor allem Huszti in der Verantwortung sieht: "Über eine Zeitsperre kann man sicherlich diskutieren. Aber man muss auch sagen: Die Spieler wissen Bescheid. Ich weiß, dass ich eine Gelbe Karte kriege, wenn ich mein Trikot ausziehe. Und eine Gelbe Karte kriege, wenn ich am Zaun hochklettere."

Schmadtke: "Kein Freund davon"

Hannovers Sportdirektor Jörg Schmadtke entpuppt sich sogar als kompletter Gegner der Zeitstrafe, obwohl sie vermutlich am Wochenende eine Sperre für Huszti verhindert hätte: "Ich bin kein Freund davon. Im Großen und Ganzen hat sich die bestehende Regel ja bewährt."

Damit positioniert er sich genau entgegengesetzt zu Wolfsburgs Felix Magath, der die Zeitstrafe seit Jahren fordert: "Die soll eine Bestrafung signalisieren, jedoch nicht den Ausschluss vom Spiel. Das sollte, wenn möglich, immer mit elf gegen elf Mann beendet werden."

IFAB entscheidet

Ob eine "grüne Karte" tatsächlich eingeführt wird und damit die Zeitstrafe Einzug in den Fußball hält, entscheiden aber weder die Bundesligavereine, noch DFL oder DFB.

Die Entscheidungshoheit über die international einheitlichen Fußballregeln liegt beim International Football Association Board (IFAB), bestehend aus vier Vertretern der FIFA und je einem Vertreter der ältesten Fußballverbände aus England, Schottland, Wales und Irland. Für schnelle Entscheidungen und Mut zur Veränderung ist das IFAB allerdings nicht bekannt.

Szabolcs Huzsti im Steckbrief

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