Abgefuggt! Robben nach Augsburg!

Von Oliver Wittenburg
Arjen Robben sucht auf dem iPad eine günstige Zugverbindung nach Augsburg heraus
© Getty

Die Alternative Liste beschäftigt sich nach dem 10. Spieltag in erster Linie mit dem Transfer-Blockbuster des kommenden Winters. Ansonsten widmen wir uns der Schnabelpflege - anderes Wort für Sprachkritik - und stellen fest, dass die Euphorie in Hamburg keine Grenzen kennt und sich Dortmund und Bayern in einem gefährlichen Strudel befinden.

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1. Bed and Breakfast: Keine Ahnung, wie sich Skykommentatoren so ernähren, jedenfalls scheinen sie verinnerlich zu haben, dass das Frühstück die wichtigste Mahlzeit des Tages ist. Am Freitag bediente sich der diensthabende Sprecher beim Augsburger Remis gegen Werder auffallend häufig der Formulierung: 'XY hat wohl Z gefrühstückt'. Das ist sehr hübsch und weil "Sky" ja der Maßstab in Sachen Schickness ist, dringend nachzuahmen. Die AL wird im Folgenden selbst einige Frühstückskonstruktionen verwenden. Wer welche findet, kann sie gerne behalten und seinem eigenen Wortschatz unentgeltlich einverleiben.

2. Von Tax und Thurnis: Der schönste Versprecher des Wochenendes kam auch von "Sky". Der Reporter in Leverkusen hatte vermutlich den derzeit so hippen Magic Quirl gefrühstückt, als er von Schalkes Vorzeigespanier sprach: "Raul Gonzalo... Blancezzz", ließ er sich den wohlklingenden Namen munden. Dazu passt die Aussage eines Augsburgers, dem mit der Wurzel im Vornamen: "Mein Opa war ein gebürtiger Bracker."

3. Strudelpeter: Letztes Statement zum Thema 'Deutsche Sprache, schwere Sprache': Ähndie Möller hatte wohl einen Stoiber gefrühstückt, als er im Doppelpass bemerkte, Dortmund hätte sich gegen Köln "in einen Strudel gespielt". Vielmehr aber hätte es zu analysieren gegolten, in welchem Aggregatszustand die Kölner da im Westfalenstadion aufgelaufen waren. Das war nämlich schlecht. Klasse waren nur die FC-Fans, die in Ermangelung realer Anlässe Phantomtore feierten und sich die gute Laune nicht verderben ließen. Völlig daneben war dann allerdings die Aufarbeitung der Geschehnisse in der "ARD", wo Steffen S. sich mit ätzendem Sarkasmus über die Kölner Offensivbemühungen in der Schlussphase lustig machte. Das macht man nicht, das ist auch schlecht, außerdem kapieren das die Zuseher nicht, wenn ein Anstaltsreporter ganz offensichtlich einen Clown gefrühstückt hat.

4. Freier Fall: Apropos Möller. Während sich Dortmund gegen die Kölner Domspatzen in einen wahren Torstrudel hineinsteigerte, geraten die Bayern mehr und mehr in einen Abwärtsstrudel. Zwei Spiele in Serie ist der Rekordmeister wettbewerbsübergreifend sieglos. Mario Gomez wartet seit 395 Minuten auf einen Dreierpack und nur lumpige 40 Minuten blieb man zuletzt ohne einen Gegentreffer. Und die nächsten Gegner haben es faustdick hinter den Ohren: Ingolstadt, Nürnberg, Augsburg, das sind gleich drei Derbys, die die Bayern noch lange nicht gewonnen haben. Achtung, jetzt kommt der Oberhammer: Zu dem 1:2 in Hannover hat sicher auch die Rote Karte für Jerome Boateng beigetragen, die Schiedsrichter Manuel Gräfe im Anschluss an eine Strudelbildung zeigte.

5. Der einzige Ausweg: Wer ein regelmäßiger Leser der AL ist, hat sicher den Spannungsbogen registriert, der nun zum Hauptpunkt des Textes führt, der wiederum die reißerische Überschrift rechtfertigt. Mal ehrlich: Wie der vorhergehende Absatz schlüssig auseinandergesetzt hat, sind die Bayern am Arsch. Doch das nächste Problem steht schon in den Startlöchern: Es heißt Arjen Robben. Nichts als Scherereien hat man mit dem Mann: Entweder ist er verletzt und ruft obskure holländische Schamanen auf den Plan oder er spielt. Aber wo soll denn der Robben spielen? Soll Heynckes denn den Müller rausschmeißen? Oder den Kroos? Oder den Ribery? Oder soll er das System umstellen? Kann eigentlich alles nicht der Plan sein. Zum Glück für die Bayern gibt's die AL. Die kennt sich aus, die hilft, wo sie kann; am liebsten in Not geratenen Bundesligisten. Wie war die Frage noch gleich? Bayern: "Wo soll denn der Arjen spielen?" AL: "In Augsburg." ZACK! Zwei Wörter und die Welt ist wieder im Reinen. Die Bayern wären eine gewichtige Sorge los, müssten sich nicht ärgern, wenn er wieder Muskulatur hat, Heynckes muss nicht an der Aufstellung schrauben und Augsburg-Spiele hätten endlich einen Sinn. In der Fuggerstadt ist man ohnehin scharf wie Rettich auf Leihspieler aus München. Haben die selbst gesagt. Danke, AL.

6. Der letzte Beweis: Je besser es den Bayern geht, desto weniger erscheinen Uli und Kalle auf der Bildfläche. Am Sonntag aber tobten beide rum, als hätten sie Klaus Kinski gefrühstückt. Gemeinsam gingen sie auf Sergio Pinto von Hannover 96 los. "Eindeutig Täter", "Schauspieler", "Der gehört in den Zirkus", "Das ist unanständig", usw. Rummenigge empfahl dem üblen Gesellen zudem noch, in die Kirche zur Beichte zu gehen. Krass, wie den Bayern das easy going der ersten beiden Saisonmonate offenbar zu Kopf gestiegen ist.

7. Alle Achtung: Die Auszeichnung für die "Coolste Sau des Spieltags" geht ja wohl mal eindeutig an Mirko Slomka. Während an der Seitenlinie vor den Trainerbänken Boateng und Schulz Tätlichkeiten austauschten, ein Hannoveraner Betreuer durch die Szenerie kullerte wie sonst nur verdörrte Büsche durch die staubigen Straßen einer Wildwest-Geisterstadt und Pinto glaubhaft einen offenen Schienbeinbruch simulierte, ging Slomka im Hintergrund ganz lässig und mit unbeteiligter Miene spazieren, die Hände in den Taschen des dunklen Mantels vergraben, den Kragen hochgeschlagen, als ginge ihn das alles nichts an. Fragen wir uns natürlich, was der Mann gefrühstückt hatte. Zwei Novocain? Clint Eastwood?

8. Fink positive: Beim HSV kennt die Euphorie keine Grenzen. Kein Wunder: Denn auch im Anschluss an den dritten Trainerwechsel der Saison blieb man ungeschlagen und katapultierte sich vom sichersten aller Abstiegsplätze bis hart an die Grenze zur Relegationszone nach oben. Aber Achtung: Veh, Oenning, Cardoso und Arnesen starteten sogar mit Siegen in ihre jeweilige Ära...

9. Fink positive II: "Im dichten Fichtendickicht nicken dicke Finken tüchtig", sagt man ja so schön und das verheißt bestimmt nichts Gutes.

10. Schweinische Post: Wenn man als Autor der Alternativen Liste im Dienstplan bei SPOX drinne steht, bekommt man etwas mehr Post als sonst. Manches von dem "Material", was einem die lieben Kollegen zukommen lassen, kann man verwenden, das meiste nicht. Gestern erreichte mich eine Mail mit einem eindeutig obszönen Bild und der Aufforderung, mir dazu etwas einfallen zu lassen. Ich entschied mich, der Aufforderung nachzukommen, aber sachlich zu bleiben und hoffe inständig, der liebe Tommy ist zufrieden...

11. Auf dem Vormarsch: Kann der Himmel irgendwo rosaer sein als derzeit über Augsburg? Nicht möglich. Vier Punkte aus zwei Spielen holte man, zeigte den Abstiegsplätzen den Stinkefinger. Im Winter kommt Arjen Robben, und zwei Spieler traten am Samstag aber mal gehörig ins Rampenlicht. Jaha, der FCA ist hip, hipper geht's kaum.Jan-Ingwer Callsen-Bracker und Axel Bellinghausen hatten es tatsächlich geschafft, auf die Gästeliste der heißesten Samstagabendunterhaltungsshow östlich des Yukon zu rutschen. Schon einmal da, ließen beide die Gelegenheit nicht aus, vor einem Millionenpublikum alle Register zu ziehen. Was man da alles erfahren durfte! Z.B. hat Bellinghausen sein eigenes Format bei "Radio Fantasy" in Augsburg. Immer wenn er mit seinem Hund rausgeht, klingelt er den Sender an und erzählt dann, was er gerade so macht. Und der Kollege verriet, dass er durchaus auch Bracker-Callsen hätte heißen können. Es ist schon toll, wenn man hin und wieder so ein bisschen teilhaben kann am Leben der Reichen und Schönen.

Der 10. Spieltag im Überblick

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