Zieht Euch warm an, Champions!

Stoffel Vandoorne (l.) legte ein Bilderbuch-Debüt hin, Pascal Wehrlein überzeugte abermals
© xpb

SPOX-Redakteur Alexander Maack bewertet nach jedem Grand Prix die fahrerischen Leistungen der Formel-1-Piloten und stellt sein persönliches Driver-Ranking auf. Teil 2 der Saison 2016: Der GP von Bahrain. In der Wüste beeindruckten die Nachwuchspiloten Max Verstappen, Pascal Wehrlein und Stoffel Vandoorne. Die Routiniers in den Topteams können anfangen zu zittern.

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Platz 1, Romain Grosjean: Beim zweiten Grand Prix der Saison schafft der Franzose den Sprung an die Spitze des Driver-Rankings. Während er in Australien noch extrem von der roten Flagge nach der Karambolage zwischen Fernando Alonso und Esteban Gutierrez profitierte, fuhr Grosjean in Bahrain aus eigener Kraft auf Platz 5. Das einzig am soliden Auto von Haas festzumachen, wäre falsch.

Grosjean erwischte auf dem Sakhir International Circuit ein perfektes Rennen. Sein Glück war, dass Nico Hülkenberg ihn in Q2 noch von Platz 8 verdrängte. So war Grosjean der bestplatzierte Pilot in der Startaufstellung, der sich seine Reifen frei aussuchen durfte. Haas schickte ihn überraschend auf superweichen Slicks ins Rennen. Doch damit nicht genug. Auch bei den nächsten beiden Stopps bekam Grosjean die weichste verfügbare Mischung. Dauer-Hammer-Time!

Entschlossen und mit grandioser Übersicht hatte er sich beim Start an Hamilton vorbeigedrängt. Diese Fähigkeiten bewies er im ganzen Rennverlauf. Immer wieder musste er nach den Boxenstopps überholen, immer wieder löste er die Aufgaben souverän, ohne sein Auto ein einziges Mal zu gefährden. Ein perfektes Wochenende. Ferrari wird sich die Daten des Franzosen ganz genau angucken, sollten sie das Cockpit von Kimi Räikkönen zur Saison 2017 neu besetzen.

Platz 2, Max Verstappen: Der niederländische Youngster hat seinen Fehler beim Saisonauftakt eingesehen und sich beim Team entschuldigt. Zu emotional sei er gewesen. Das stimmt. In Sakhir legte er dieses Manko komplett ab. Obwohl der Toro Rosso für den Wüstenkurs nicht gerade optimal ist, holte er Platz 6 heraus.

Was Verstappen stark macht, ist sein Gespür für Überholmanöver - ähnlich dem Torinstinkt von Thomas Müller. Der 18-Jährige positioniert sich fast immer genau dort, wo er sein muss, um an seinem Kollegen vorbeizukommen. Das bewies er in Bahrain zum wiederholten Mal.

Platz 3, Nico Rosberg: Der Vizeweltmeister gewann in bester Vettel-Manier: Start gewonnen, Vorsprung in den ersten Runden im Vollgas-Modus erarbeitet und dann eine kleine Sonntagsfahrt veranstaltet. Rosberg kam in Bahrain nie in Bedrängnis. Trotzdem die Konzentration zu halten und fehlerfrei den Zielstrich zu erreichen, ist aber auch eine Leistung.

Die Quali-Niederlage gegen Lewis Hamilton mag geschmerzt haben, doch 0,077 Sekunden Rückstand führen im Driver-Ranking zu keinem riesigen Punktabzug. Rosberg hatte seinen Teamkollegen bis auf diese eine Runde das gesamte Wochenende über im Griff. Fünf Siege in Folge - jeder Formel-1-Pilot, der eine solche Serie hinlegte, wurde anschließend Weltmeister.

Platz 4, Daniel Ricciardo: Die Mär von Bahrain als reiner Motorenstrecke entlarvte der Australier. Platz 5 im Qualifying? Mit dem Renault-Antrieb? Klar! Ricciardo brannte eine Fabelrunde in den Asphalt. Er nutzte die Vorteile des Red Bull optimal: Bremsstabilität, mechanischer Grip, Einlenkverhalten in die Kurven - all das zeichnet das Auto aus Milton Keynes aus und wird in Bahrain belohnt.

Nur einen kleinen Patzer leistete sich der 26-Jährige, bevor er auch im Rennen als Vierter, das erreichte, was in seinem Auto möglich war: Er fuhr sich am von Bottas getroffenen Hamilton-Mercedes die rechte Endplatte des Frontflügels ab. Die Leistung seines Autos schmälerte das offensichtlich nicht. Einmal mehr ein überzeugendes Argument, endlich die wirbelgenerierenden Kleinstteile einzudämmen, die nahes Auffahren in Kurven unmöglich machen. Aber das ist ein anderes Thema.

Platz 5, Stoffel Vandoorne: London-Tokyo-Bahrain ist eine ungewöhnliche Flugroute, um in Sakhir an den Start zu gehen. Das McLaren-Juwel dürfte der Monstertrip trotzdem elektrisiert haben. Seit der Saison 1992 hatte kein Belgier mehr einen Punkt in der Formel 1 eingefahren. Vandoorne schaffte es bei seinem Debüt und erfüllte sich damit mehr seinen Kindheitstraum von der Königsklasse.

"Ich glaube, ich habe gezeigt, wozu ich fähig bin. Jetzt heißt es abwarten", sagte er nach dem Rennen. Am GP2-Meister führt nach seinem Einstand zur Saison 2017 kein Weg mehr vorbei. Er muss ein Cockpit bekommen, nachdem er Jenson Button sogar in der Qualifikation hinter sich ließ, obwohl er vor dem GP von Bahrain noch nie im aktuellen McLaren-Honda saß. Alles andere als ein Einsatzcockpit für Vandoorne wäre eine Bankrotterklärung für die Motorsport-Nachwuchsförderung.

Version 1: McLaren verzichtet auf sein Veto-Recht und setzt Vandoorne bei einem Honda-Kundenteam ins Auto. Version 2: Vandoorne bekommt wie Vorgänger Hamilton direkt bei McLaren die Chance. Dann wäre Buttons Karriere allerdings vorbei. "So ein Wochenende ist ein massiver Boost für das Vertrauen und es ist auch ein Boost für seine Karriere", sagte Rennleiter Eric Boullier.

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