Es kommt nur auf den Motor an

Von Alexander Maack
Früher Standard: Gerhard Berger schied 1994 aus, weil der Motor seines Ferrari den Geist aufgab
© getty

Auch ohne die elendig langen Waldgeraden fordert der Hockenheimring die Motoren extrem. Beim Deutschland-GP 2014 (alle Sessions im LIVE-TICKER) droht den Formel-1-Piloten neben technischen Problemen durch den hohen Vollgasanteil auch Benzinknappheit. Zudem ist eine gute Startposition eminent wichtig.

Cookie-Einstellungen

Streckendaten:

Name: Hockenheimring

Ort: Hockenheim

Länge: 4,574 Kilometer

Runden: 67

Renndistanz: 306,458 Kilometer

Kurven: 10 Rechtskurven, 7 Linkskurven

Darauf kommt es an:

Das Qualifying hat in Hockenheim eine entscheidende Bedeutung. Einzig Fernando Alonso gelang es nach dem Umbau der Strecke nach der Saison zur Saison 2002, das Rennen nicht aus der ersten Startreihe zu gewinnen. Der damalige Renault-Pilot fuhr 2005 von Rang 3, Kimi Räikkönen war nach seiner Pole mit einem Hydraulik-Effekt ausgeschieden.

Die Wichtigkeit der ersten Startreihe resultiert aus dem heutigen Streckenverlauf. Architekt Hermann Tilke wollte eigentlich die alte Hochgeschwindigkeitsstrecke im Wald einfach verbreitern, die Bauvorgaben hinderten ihn daran.

So entstand der neue, verkürzte Durchschnittskurs, der Überholmanöver am einfachsten in der Haarnadel von Turn 6 ermöglicht. Die DRS-Zone in der Parabolica, die als fünfte Kurve des Hockenheimrings deklariert wird, macht das Vorbeiziehen dort noch einfacher. Die zweite Möglichkeit, den Flügel flach zu stellen, bekommen die Fahrer in diesem Jahr erstmals vor dem engen Turn 2.

Auch wenn der Hockenheimring keine Hochgeschwindigkeitsstrecke mit kurzem Motodrom-Kurvengeschlängel mehr ist, stellt der Kurs die Ingenieure in diesem Jahr vor eine große Herausforderung. Im ersten Sektor gibt es drei Stellen, an denen die Fahrer im ersten Sektor noch immer über 290 km/h schnell sind, 65 Prozent der Strecke wird Vollgas gegeben - das fordert die Verbrennungsmotoren und die MGU-H der Powerunits extrem.

Hoher Spritverbrauch fordert gutes Management

Der traditionell hohe Benzinverbrauch könnte durch die Beschränkung auf 100 Kilogramm zum Problem werden. Die nötigen Einsparungen besorgt die durch die MGU-K wiedergewonnene Bremsenergie, trotzdem könnte das beste Management der Ressourcen am Sonntag entscheidend für den Sieg sein.

Insgesamt ist Hockenheim also eine Allround-Strecke, die sowohl lange Geraden als auch schnelle und langsame Kurven hat. Besonders in den Kurven 7, 10 und 12 muss das Auto gut ausbalanciert sein, sonst ist die Rundenzeit dahin. Der Ring ist zudem kurz, was zu einer der niedrigsten Rundenzeiten des Jahres führt. Trotzdem brauchen die Fahrer etwas weniger Abtrieb als vor zwei Wochen in Silverstone.

Allerdings gibt es in diesem Jahr zusätzlich zur neuen DRS-Zone drei weitere Änderungen an der Strecke. Bei der Anfahrt zu Turn 1 wurde ein Kunstgrasstreifen installiert. Das echte Gras am Kurvenscheitel von Turn 15 wird durch einen zweiten, höheren Kerb geschützt, der fünf Zentimeter hinter dem ersten liegt. Zudem soll in den beiden Zielkurven das Ansammeln von Regen, der am Sonntag möglich ist, durch eine verbesserte Drainage verhindert werden.

Reifen:

Soft und Supersoft. Zuletzt hatte Pirelli in Österreich die Kombination der beiden weichsten Mischungen dabei. Dort kamen Williams und Ferrari damit bestens zurecht. Doch es gibt ein anderes Problem, wie Motorsport-Chef Paul Hembery erklärt: "Die Arbeitsbelastung für die Teams und uns ist hier höher. Denn die einzigen konkreten F1-Daten von der Strecke sind schon zwei Jahre alt. Damals waren sowohl die Autos als auch die Reifen grundsätzlich anders als heute."

Folglich werden die Tests in den Freien Trainings am Freitag sehr wichtig, zumal die supersoften Slicks erstmals überhaupt auf dem Hockenheimring eingesetzt werden. "Die Teams müssen versuchen, in der vorhandenen Zeit so viele relevante Daten wie möglich zu bekommen", sagt Hembery: "Am Freitagnachmittag werden wir ein klareres Bild davon haben, wie viele Stopps wir erwarten können." Eins ist sicher: Die Fahrer müssen durch die Vielzahl an langsamen Kurven extrem auf die Hinterreifen achten und Schlupf vermeiden.

OPTA-Fakten zum Rennen:

  • Obwohl Sebastian Vettel in Silverstone seine beste Qualifyingleistung in dieser Saison egalisierte, überquerte er in keinem der Rennen, in dem beide Red Bull Piloten das Ziel erreichten, vor seinem Teamkollegen die Ziellinie.
  • Deutschland ist die Nation mit den meisten Fahrern in der laufenden Formel-1-Saison (4): Nico Rosberg, Sebastian Vettel, Nico Hülkenberg und Adrian Sutil.
  • Juan Manuel Fangio gewann 1954 als bis heute einziger Mercedes-Pilot in Deutschland.
  • Nur bei 6 von 60 Heimrennen in der Formel 1-Geschichte war ein deutscher Fahrer erfolgreich. Fünf der Siege wurden in Hockenheim erzielt, Sebastian Vettel gewann letztes Jahr auf dem Nürburgring.
  • Die letzten zwei Rennen in Hockenheim gewann Fernando Alonso, im Jahr 2012 stand er hier zuletzt auf der Pole-Position.
  • Am Sonntag feiert Chris Amon seinen 71. Geburtstag. Der Neuseeländer hält den Formel 1-Rekord für die meisten Pole-Positions (5), ohne je einen Grand Prix gewonnen zu haben.

Statistik:

Sieger 2012: Fernando Alonso (Ferrari), 1:31:05,862 Stunden

Pole-Position 2012: Fernando Alonso (Ferrari), 1:40,621 Minuten

Schnellste Rennrunde 2012: Michael Schumacher (Mercedes), 1:18,725 Minuten

Rundenrekord: Kimi Räikkönen (McLaren-Mercedes, 2004): 1:13,780 Minuten

Rekordsieger: Michael Schumacher - 4 (1995, 2002, 2004, 2006

Wetter-Prognose:

Freitag: leicht bewölkt, 33 Grad, 10 Prozent Regenrisiko

Samstag: leicht bewölkt, 34 Grad, 10 Prozent Regenrisiko

Sonntag: bewölkt, 28 Grad, 65 Prozent Regenrisiko

Zeitplan:

Freitag, 10 Uhr: 1. Training

Freitag 14 Uhr: 2. Training

Samstag, 11 Uhr: 3. Training

Samstag 14 Uhr: Qualifying

Sonntag, 14 Uhr: Rennen

Stand in der Fahrer- und Kontrukteurs-WM

Artikel und Videos zum Thema