Alonso triumphiert endlich wieder in Barcelona

Von Alexander Maack
Fernando Alonso hat seinen fünften Startplatz in Barcelona in seinen zweiten Saisonsieg verwandelt
© getty

Formel-1-Vizeweltmeister Fernando Alonso hat zum zweiten Mal nach 2006 den Großen Preis von Spanien gewonnen. Der Ferrari-Pilot verwies bei seinem Heimrennen in Barcelona Lotus-Pilot Kimi Räikkönen und Teamkollege Felipe Massa auf die Plätze. Weltmeister Sebastian Vettel wurde Vierter.

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Damit blieb der 25-jährige Heppenheimer vor seinem Teamkollegen Mark Webber, der nach einem schlechten Start auf Position elf zurückgefallen war, sich anschließend wieder vorarbeitete und schließlich auf Platz fünf die schwarz-weiß-karierte Flagge sah.

Trotzdem war Vettel nach dem Rennen angefressen. Von Startplatz drei fiel er einen Rang zurück. Die Schuld sah er bei Pirelli: "Der neue harte Reifen war ein Griff ins Klo." Der italienische Reifenproduzent hatte die härteste Mischung nach den Erfahrungen des Saisonstarts verändert, um sie haltbarer zu machen.

Das gesamte Ergebnis in der Übersicht

Der Plan ging nicht auf. Statt der angestrebten zwei bis drei Stopps brauchten die meisten Fahrer vier Reifenwechsel. "Heute waren es zu viele. Wir haben es nicht richtig gemacht, zu aggressiv", twitterte Pirelli-Motorsportdirektor Paul Hembery nach dem Rennen: "Wir nehmen Änderungen vor, wahrscheinlich ab Silverstone."

Neben Red Bull dürfte sich auch Mercedes über die Ankündigung freuen. Nico Rosberg hatte nach seiner zweiten Pole-Position in Folge ebenfalls Probleme mit den abbauenden Reifen und wurde deshalb nur Sechster. Dabei hielt er in den letzten Runden Paul di Resta (7.) im Force India immerhin noch hinter sich.

Hamilton: "Kann nicht langsamer"

Dem Wiesbadener erging es immerhin noch besser als Teamkollege Lewis Hamilton. Der Brite fiel von Startplatz zwei zwischenzeitlich auf Platz 15 zurück. Als sein Renningenieur Peter Bonnington ihn anwies, den linken Hinterreifen zu schonen, funkte Hamilton: "Ich kann nicht noch langsamer fahren."

Am Ende reichte es für den 28-Jährigen deshalb mit einer Runde Rückstand nur zu Platz zwölf. In den Kampf um die Punkte konnte Hamilton somit nicht mehr eingreifen. "Das war eine Erfahrung, die ich nicht nochmal durchmachen möchte", erklärte er frustiert. Bei Mercedes sinkt offenbar die Stimmung weiter.

"Man sieht die Gesichter der Mechaniker und Ingenieure", erklärte Motorsportchef Toto Wolff: "Das ist etwas, das nahezu körperliche Schmerzen bereitet. Ohne das jetzt zu übertreiben: Wir müssen das Problem lösen." Das Auto sei zwar pfeilschnell, würde aber mit viel Benzin nicht funktionieren. "Das Rennergebnis ist natürlich eine Katastrophe", gestand der Österreicher ein.

Nico Rosberg gewinnt den Start

Am Start bereitete der höhere Reifenverschleiß den Silberpfeilen selbstverständlich noch keine Probleme. Rosberg kam ordentlich weg und hielt Teamkollege Lewis Hamilton hinter sich. Davon profitierte Vettel, der sich außen auf Platz zwei vorbeischob.

Den besten Start der Führungsgruppe erwischte unterdessen abermals Alonso. Er ging direkt nach Kurve zwei an Räikkönen vorbei und überholte auch Hamilton ohne Probleme. Lediglich das zaghafte Manöver gegen Vettel blieb ohne Erfolg.

Rosberg nutzte in der Folge als Führender die überragende Performance seines Silberpfeils im letzten Sektor. Er fuhr Runde um Runde ausreichend Abstand für die DRS-Zone auf der Start-Ziel-Geraden heraus und verteidigte somit Platz eins.

"Der erste Stint war wirklich super. Ich habe kontrollieren können, meine Pace machen können, konnte die Konkurrenz gerade noch so hinter mir halten", sagte Rosberg nach der Zieldurchfahrt: "Ich dachte, dass ich vielleicht gewinnen kann. Ich dachte: 'Okay, es wird sicher ein Mega-Stau hinter mir sein, aber vielleicht kann ich die hinter mir halten.'"

Ferrari-Taktik beschert Fernando Alonso die Führung

Ferrari reagierte jedoch sofort und holte Lokalmatador Alonso in Runde zehn, und damit einen Umlauf vor den Führenden Rosberg und Vettel, an die Box. Es war der Grundstein für den Sieg. Der Spanier konnte den Weltmeister in der Folge direkt nach dessen Stopp überholen, kam jedoch vorerst nicht an Rosberg vorbei.

Allerdings verhielten sich die harten Reifen am Mercedes W04 offenbar nicht wie gewünscht. "Ab dem zweiten Stint ging es sowas von nach hinten los", erklärte Rosberg: "Bevor ich wieder meine Reifen wie in Bahrain kaputtgemacht hätte, habe ich Stück für Stück alle vorbeigelassen."

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Alonso übernahm deshalb in Runde 15 vor Turn 1 die Führung. Rosberg verlor innerhalb von nur zehn Kurven drei Plätze, weil Vettel nach Kurve fünf und Massa in der zweiten DRS-Zone vorbeigingen.

Dabei war der Brasilianer nach seiner Strafversetzung wegen Blockierens nur von Position neun ins Rennen gegangen. "Ich war nach dem Qualifying ein wenig enttäuscht", gab der Brasilianer anschließend zu: "Das Rennen lief sehr gut für uns. Unser Auto war fantastisch."

Schon in der ersten Runde machte Massa die vor dem Start verlorenen Plätze gut. "Dann habe ich weiter überholt, aber auch mit den Reifen gekämpft. Ich habe jeden Stint ordentlich überlebt", so Massa.

Kimi Räikkönen spart Reifen

Die Wirkung setzte schnell ein: Während Teamkollege Alonso seinen Vorsprung an der Spitze ausbauen konnte, passierte Massa dessen Dauerrivalen Vettel nach dem zweiten Boxenstopp. Derweil arbeitete sich auch Räikkönen unauffällig und effizient nach vorn. Der Finne stoppte jedes Mal später als die Konkurrenz und ließ bei den ersten beiden Reifenwechseln die weicheren Medium-Slicks aufziehen.

Obwohl der 33-Jährige nach dem Qualifying noch ankündigte, dieselbe Strategie zu wählen wie die übrigen Fahrer, deutete sich damit bereits früh an, dass der Iceman einen Stopp weniger benötigen würde. Nach dem dritten Reifenwechsel der Ferrari-Piloten lag Räikkönen auf Platz zwei, ließ 20 Runden vor der Zielflagge für den letzten Stint erstmals die harten Reifen aufziehen und gab die Position somit nicht mehr her.

Dennoch war der Iceman nicht zufrieden. "Ich bin nur hier, um so gute Rennen zu fahren, wie wir können. Wir wollen gewinnen und es ist enttäuschend, Zweiter zu werden", erklärte Räikkönen noch bei der Siegerehrung: "Manchmal muss man mitnehmen, was man bekommen kann. Mir ist es egal, wenn die Leute das nicht wissen. Wir machen unsere Arbeit, sind glücklich damit und versuchen am Ende das große Ziel zu erreichen."

Weltmeisterschaft wird wieder enger

In der Fahrer-WM ist der Finne damit nach fünf Rennen mit 84 Punkten auf vier Zähler an Vettel (89) herangerückt, der weiterhin führt. Auch Alonso (72) verkürzte den Rückstand. Den Spanier trennen nach seinem zweiten Saisonsieg 17 Punkte vom Deutschen.

"Es hat sich nicht viel verändert. Wir wissen, dass wir in den bisherigen fünf Rennen Ups und Downs hatten", erklärte Alonso zum WM-Kampf: "In einigen Rennen hatten wir Fehler und mechanische Probleme. Wir wollen das nicht wiederholen und wissen, dass wir ein Auto haben, um mit der Spitze und um die Weltmeisterschaft zu kämpfen."

Adrian Sutil: "Das ist Kindergarten"

Davon können die übrigen Deutschen aktuell nur träumen. Adrian Sutil hatte schon beim ersten Besuch der Force-India-Box Probleme, verlor viel Zeit und sah die Zielflagge trotz eines überragenden Starts nur als 13.

"Das ist Kindergarten, total enttäuschend. Ich kann es nicht anders sagen", beglagte sich der Gräfelfinger: "Man gibt soviel Geld aus, um das Auto schneller zu machen, es ist ja auch schnell genug. Aber Punkte zu holen ist mit solchen Fehlern fast unmöglich. Vier Nuller hintereinander, da müssen wir uns jetzt wirklich zusammensetzen und reden."

Dagegen kann sich Nico Hülkenberg (15.) bei seinem Team für ein verkorkstes Rennen bedanken. Die Sauber-Crew ließ den Emmericher beim dritten Boxenstopp zu früh losfahren, weshalb Hülkenberg mit dem Toro Rosso von Jean-Eric Vergne kollidierte. Eine Runde später tauschte Sauber den kaputten Frontflügel, wenig später kam Hülkenberg wieder an die Box, weil er eine Stop-and-Go-Strafe kassiert hatte.

Der WM-Stand in der Fahrerwertung

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