Formel 1: "Wahnsinn höchsten Grades!" Las Vegas hat null Bock auf die F1

SID
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Die Formel 1 reiste einigermaßen begeistert aus Las Vegas ab, zehn Jahre lang soll hier etwas Großes entstehen. Das Problem: Es ist eine einseitige Liebe. In der Stadt ist man gar nicht begeistert.

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Am Ende war tatsächlich die gesamte Formel 1 ein bisschen verknallt in Las Vegas, sogar Max Verstappen freut sich ja bereits auf das nächste Jahr.

Doch es ist eine tragische Romanze. Denn als die Rennserie ihren neuen Lieblingsort mit Schmetterlingen im Bauch verließ, da schickte ihr Las Vegas nicht bloß eine Sammelklage hinterher, sondern auch allerlei Verwünschungen - es ist vorerst eine einseitige Liebe.

"Dieses ganze Formel-1-Experiment war ein Wahnsinn höchsten Grades", kommentierte das Las Vegas Review-Journal, die größte Tageszeitung der Stadt - was unter Umständen ja durchaus in Ordnung sei, gerade an diesem Ort: "Große Events sind Unannehmlichkeiten wert. Aber gilt das für die Formel 1?"

Und diese Frage waberte tatsächlich die gesamte Woche durch die Straßen der Stadt. Wirklich kaum ein Uber-Fahrer, eine Hotelangestellte, ein Barkeeper oder eine Verkäuferin hatte etwas Freundliches zu sagen über die Formel 1. Gut, wenn es vorbei ist, so der Tenor, und das hat einige Gründe.

Formel 1 in Las Vegas? "Ein absoluter Albtraum"

Der Aufbau der Strecke hat sich eingebrannt, ein "Durcheinander, ein absoluter Albtraum" sei das gewesen, schreibt das Review-Journal.

Und er zog sich endlos hin, seit Anfang April waren die Organisatoren zu Gange. Sie bauten das riesenhafte Boxengebäude und asphaltierten in vielen Einzelschritten die 6,2 Kilometer lange Rennstrecke neu. Sie ließen die berühmte Promenade vor den Fontänen des Bellagio unter einer dreistöckigen Stahlkonstruktion verschwinden, auf einer Länge von drei Football-Feldern wurden hier VIPs empfangen.

Und das alles endete nicht mit der geschwenkten Zielflagge. Tribünen, Verkabelungen, Barrieren, Zäune und Flutlichtanlagen müssen entfernt werden. "Das Ziel ist, das meiste bis Weihnachten zu schaffen", teilten die zuständigen Behörden mit. Und nächstes Jahr beginnt dann wieder der Aufbau, irgendwann im Sommer.

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Formel 1 in Las Vegas: Auslastung der Hotels enttäuschend

All die Staus und Straßensperrungen und die Aussicht auf eine Endlosschleife wären wohlmöglich zu ertragen für die "Locals", wenn die Formel 1 für ein großes Geschäft sorgen würde.

Doch die Auslastung der Hotels war enttäuschend, viele waren gerade mal zur Hälfte gefüllt - obwohl die Anfangs hohen Preise in den Wochen vor dem Rennen rapide sanken. Der November ist, was den Tourismus angeht, ein schwacher Monat für Las Vegas, die Formel 1 konnte das auf den ersten Blick nicht ändern.

Diese Themen werden sie begleiten aus Las Vegas, ebenso wie die Aussicht auf einen Rechtsstreit. Eine ansässige Kanzlei hat Sammelklage eingereicht, sie will 35.000 Fans vertreten, die am Donnerstagabend trotz teurer Tickets keine Trainingssessions zu sehen bekamen.

Eine Kanalabdeckung hatte sich gelöst und einen Ferrari zerstört, bevor es tief in der Nacht weiterging, wurden die Zuschauer nach Hause geschickt. Die Formel 1 möchte sie nun gerne mit Merchandising-Gutscheinen entschädigen.

Charles Leclerc: Las Vegas? "Daran muss man sich gewöhnen"

Nach dem ersten Date deutet also noch nicht alles auf eine Traumehe hin zwischen der Königsklasse und Las Vegas, schnell enden dürfte sie dennoch nicht. Der Vertrag gilt bis 2032.

Charles Leclerc, ein Hauptdarsteller des aus sportlicher Sicht hervorragenden Rennens, hofft auf Besserung. "In meiner Heimat Monaco kennen die Leute die Einschränkungen durch ein Stadtrennen seit Ewigkeiten", sagte der Ferrari-Pilot, "aber für Las Vegas ist das neu, daran muss man sich gewöhnen."

Andere Betrachter, die von außen auf diese neue Verbindung schauen, sehen übrigens durchaus Gemeinsamkeiten. "Es war die Feier eines exzessiven Sports in der exzessivsten aller Städte", schrieb die Washington Post.

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