Formel 1 - Kommentar zum Großbritannien-GP: Hamiltons Crash zeigt das eigentliche Problem auf

Von Christian Guinin
Lewis Hamilton und Max Verstappen berührten sich in der ersten Runde des Großbritannien-GPs.
© getty

Trotz einer frühen Kollision mit Dauerrivale Max Verstappen und einer daraus resultierende Zehn-Sekunden-Zeitstrafe gewinnt Lewis Hamilton den Großen Preis von Großbritannien. Dabei hat nicht nur der Crash an sich einen faden Beigeschmack, vor allem die Rennkommissare geben eine schlechte Figur ab. Ein Kommentar.

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Es hätte eines der positiven Highlights der F1-Saison 2021 werden können. Wie sich Max Verstappen und Lewis Hamilton in den ersten neun Kurven des Großbritannien-GPs bekämpften, war für Zuschauer und Fans des Sports ein purer Genuss. Ein schön anzusehender Rad-an-Rad-Kampf, dabei aber immer genügend Platz für den Nebenmann.

Dann aber kam Kurve zehn, die legendäre Copse. Mit ordentlich Geschwindigkeitsüberschuss zog Hamilton kurz vor dem Anbremsen nach innen, um zum Überholmanöver anzusetzen. Am Scheitelpunkt trieb es den amtierenden Weltmeister dann etwas zu weit nach außen, er verlor für einen Bruchteil der Sekunde die Kontrolle über seinen Boliden und touchierte das rechte Hinterrad Verstappens. Diesem wiederum brach das Heck aus, mit knapp 290 Stundenkilometer verabschiedete sich der Niederländer in die Streckenbegrenzung.

Doch nicht nur das mehr als übermotivierte und letztlich einfach nur gefährliche Manöver Hamiltons ist zu kritisieren, auch die anschließende Zehn-Sekunden-Zeitstrafe gegen den amtierenden Weltmeister ist an Lächerlichkeit kaum zu überbieten und zeigt das eigentliche Problem: Trotz alledem gelang es Hamilton nämlich, das Rennen für sich zu entscheiden. Von einer "Strafe" kann also nicht die Rede sein.

Vergleicht man das Manöver Hamiltons mit jenem, das der Brite gegen Ende des Rennens an gleicher Stelle gegen Leclerc wagte, ist Hamiltons Aussage, Verstappen habe ihm "keinen Platz gelassen", nicht nachvollziehbar. Sieht man sich die Zeitlupe beider Überholmanöver genauer an, so stellt man fest, dass Leclerc und Verstappen die beinahe identische Linie fuhren.

Horner: "Keine Strafe, wenn du das Rennen gewinnst"

Im Gegensatz zum Crash erwischte Hamilton in Runde 50 den Scheitelpunkt der Kurve einfach deutlich weiter innen, kam so weniger ins Untersteuern und fuhr dem Ferrari-Piloten dementsprechend nicht ins Auto. Die Aussagen von Mercedes-Teamchef Toto Wolff, der davon sprach, dass sein Schützling im Duell mit Verstappen am Kurveneingang deutlich vorne gewesen sei, sind noch abstruser.

Der Höhepunkt war dann die anschließende Strafe für Hamilton. Zehn Sekunden Zeitstrafe brummten ihm die Stewards Nish Shetty, Dennis Dean, Loic Bacquelaine, Emanuele Pirro und Eric Cowcill auf. Angesichts der sich daraus ergebenden Umstände - Verstappen fährt aus Silverstone mit null Punkten nach Hause, während Hamilton 25 Zähler für den Sieg einstreicht - ist das eine Farce.

"Es ist keine Strafe, wenn du dann das Rennen gewinnst", polterte auch Red Bulls Teamchef Christian Horner, der sich und seinem Rennstall weitere sportrechtliche Schritte vorbehielt. "Ich finde, die Strafe wird dem Vergehen nicht gerecht. Er hat einen Überholversuch an der gefährlichsten Stelle der Strecke gewagt. Max ist mit 51 g eingeschlagen. Er kann von Glück reden, dass er sich dabei nicht schwer verletzt hat. Sowas erwartest du nicht von einem siebenmaligen Weltmeister", so Horner.

Entscheidungen für Fans und Piloten nicht nachvollziehbar

Es ist nicht das erste Mal in dieser Saison, dass die Rennkommissare schlecht aussehen. Erst vor zwei Wochen in Österreich gab es für teils völlig normale Rennzwischenfälle eine Fülle an Zeitstrafen, auch in Bahrain und Portugal standen die Stewards mit fragwürdigen Entscheidungen im Mittelpunkt.

Während die harmlosen Duelle in der Steiermark mit Fünf-Sekunden-Zeitstrafen belegt wurden, sprachen die Kommissare im Falle Hamiltons - bei einem Manöver, das unter Umständen wirklich hätte böse enden können - zehn Sekunden aus. Verhältnismäßigkeit? Fehlanzeige.

Am Ende sind diese zweierlei Maß nicht nur für Fans und Zuschauer unverständlich, auch die Piloten können gewisse Situationen nicht mehr ordentlich bewerten. Die Folge werden weitere Manöver im Hamilton-Style sein, die dann möglicherweise nicht so glimpflich ausgehen werden. Zu befürchten gibt es letztlich ja kaum etwas.