Briatore plaudert über Piquets Privatleben

Von Robert Seiwert
Flavio Briatore steht mit Renault im Unfall-Skandal vom Singapur-GP mächtig unter Druck
© Getty

Im Unfall-Skandal um Renault und Nelson Piquet Jr. packt Teamchef Flavio Briatore die nächste verbale Klatsche aus: Er plaudert über das Privatleben des Ex-Fahrers und verbreitet Gerüchte über eine angebliche Homosexualität des Brasilianers. Es war der vorläufige Höhepunkt einer peinlichen Schlammschlacht.

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Flavio Briatore war noch nie ein Kind von Traurigkeit, wenn es darum ging, mit markigen Worten für Aufsehen zu sorgen.

Selbst in in der größten Krise des Formel-1-Teams von Renault nimmt der italienische Playboy kein Blatt vor den Mund, wenn es um seinen ehemaligen Fahrer Nelson Piquet Jr. geht.

Der hatte den Rennstall mit einem Brief an die FIA schwer belastet, indem er behauptete, man habe ihn zu einem absichtlichen Unfall beim Nachtrennen von Singapur in der vergangenen Saison gezwungen.

Briatore unterstellt Piquet Homosexualität

Bei seiner jüngsten Attacke wandelt Briatore allerdings jenseits der Grenzen des guten Geschmacks. Mit Andeutungen über Piquets Privatleben unterstellt er dem Brasilianer Homosexualität: "Nelsinho lebte mit einem Gentleman zusammen - der Charakter ihrer Beziehung ist unbekannt. Sein Vater war über diese Beziehung zu einem 50-jährigen Mann schwer besorgt", gab Briatore zu Protokoll.

Man stellt sich die Frage, welche Absicht der Teamchef mit dieser Intim-Plauderei verfolgt. Und schnell wird klar: Es handelt sich hier schlichtweg um geschmackloses Nachtreten auf unterstem Niveau.

Playboy Flavio weiter: "Sie lebten zusammen und sein Vater bat mich darum einzuschreiten. Ich sorgte dafür, dass dieser Mann nicht mehr zu den Rennen kam, und ich überredete Nelsinho zum Umzug von Oxford in ein Gebäude in London, in dem ich auch lebe, damit ich ihn unter Kontrolle halten konnte."

Höhepunkt einer verbalen Schlammschlacht

Das war der vorläufige Höhepunkt einer ganzen Reihe verbaler Tiefschläge, die sich Piquet Jr. und Briatore bereits gegenseitig um die Ohren gehauen haben.

Wegen Erfolglosigkeit wurde Piquet Anfang August bei Renault vor die Tür gesetzt. Bis dahin konnte er nicht einen einzigen Punkt ergattern, fuhr dem Feld nur hinterher. Zwar sei der Brasilianer über diesen Schritt "sehr enttäuscht" gewesen, aber auch froh "über das Ende der schlimmsten Zeit seiner Karriere."

Piquet: "Briatore war mein Scharfrichter"

Die Schlammschlacht konnte beginnen: "Ein Manager soll dich ermutigen, dich unterstützen und dir Möglichkeiten schaffen. Bei mir war das Gegenteil der Fall. Flavio Briatore war mein Scharfrichter", sagte ein völlig frustrierter Piquet. Er habe zudem immer den Verdacht gehabt, neben Alonso nur der gewesen zu sein, "der das andere Auto fährt."

Es folgten einige Tage friedlicher Stille, doch im jungen Brasilianer brodelte es noch. Deshalb trat er noch einmal ordentlich gegen seinen ehemaligen Teamchef nach.

"Er hat keine Ahnung von der Formel 1! Wenn er spricht, klingt es, als ob meine Schwester etwas über den Wagen sagen würde", giftete er in der "Autosport": "Briatores Ego ist größer als alles andere, und das zeigt er auch gern."

Der große Schlag folgte

Hätte Renaults Teamchef mit diesen Äußerungen noch leben können, folgte Piquets großer Schlag: Der Ex-Fahrer belastete seinen ehemaligen Arbeitgeber mit einem Brief an die FIA schwer.

Piquet soll von der Renault-Teamleitung die Order erhalten haben, beim Singapur-GP in der vergangenen Saison absichtlich einen Unfall zu verursachen, um Teamkollege Fernando Alonso den Rennsieg zu ermöglichen.

Am 21. September müssen die Renault-Verantwortlichen vor dem World Council der FIA in Paris zu den Vorwürfen Stellung beziehen.

Klage wegen "versuchter Erpressung"

Auf Piquets Anschuldigungen leitete der Rennstall seinerseits eine Klage gegen den Piquet-Clan wegen "falscher Behauptungen und versuchter Erpressung" ein.

"Ich habe nur die Wahrheit erzählt, und deshalb muss ich auch nichts fürchten", zeigte sich der 24-Jährige unschuldig. Briatore lederte erst einmal zurück: "Er ist ein verzogener Junge und ein labiler Charakter."

Briatore bekam mehr, als er wollte

Für Piquets Gehaltskürzung nach dem ersten Jahr - eine statt 1,5 Millionen Euro - hatte der Italiener eine simple Erklärung: "Das Einzige, was ich von ihm wollte, war eine gute Leistung. Mehr nicht."

"Mehr" hat er jetzt doch noch bekommen: in Form einer Klage, die für Renault und Briatore selbst das Aus in der Formel 1 bedeuten könnte.

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