FCB gibt Sensation noch aus der Hand

Bayern München und Real Madrid lieferten sich am 4. Spieltag eine irre Partie
© getty

In einer herausragenden Partie hat Bayern München (2-2) denkbar bitter gegen Titelverteidiger Real Madrid (2-2) verloren. Lange Zeit führen die Münchner, doch 3 Sekunden vor Schluss trifft Jaycee Carroll mit einem Dreier zum Endstand von 101:99.

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Die Bayern starteten zwar schwach, spielten sich im Verlauf der Partie aber in einen wahren Rausch und trafen zwischenzeitlich nahezu automatisch von der Dreierlinie. Auch die Defense wurde nach katastrophalem Beginn besser und so ging das Team von Svetislav Pesic mit einer 8-Punkte-Führung in den letzten Abschnitt. Doch diese bröckelte nach und nach - und dann war am Ende Jaycee Carroll mit seinem vierten Dreier des Tages zur Stelle (insgesamt 14 Punkte).

Es war der Schlusspunkt für eine hochklassige und hochspannende Partie mit jeder Menge Tempo. Bei Real waren Rudy Fernandez und Felipe Reyes mit jeweils 20 Punkten die Topscorer, Reyes griff sich zudem 11 Rebounds. Sergio Llull legte ebenfalls 18 Zähler auf.

Für die Bayern zeigte Nihad Djedovic mit 22 Punkten eine herausragende Partie, Alex Renfroe war mit 21 Zählern ebenfalls überragend. K.C. Rivers überzeugte mit 15 Punkten gegen sein altes Team, John Bryant steuerte 14 Zähler dazu. Nur sollte es eben nicht reichen.

Die Reaktionen:

Svetislav Pesic (Coach Bayern): "Das war ein unglaubliches Spiel. Wir hatten am Anfang zu viel Respekt, haben sehr schlecht verteidigt. Doch das hat sich noch vor der Pause geändert, wir haben gut attackiert in der Offensive und viel besser verteidigt, das hat uns Selbstvertrauen gegeben. Wir hatten eine große Chance zu gewinnen, und wenn wir gewonnen hätten, wäre es verdient gewesen. Niemand verliert gern. Aber wir haben heute sehr gut gespielt, das sollte uns mit Blick auf die nächsten Aufgaben weiter voranbringen."

Pablo Laso (Coach Madrid): "Wir sind sehr glücklich über diesen Sieg, denn das war ein hartes Match gegen einen herausragenden Gegner."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Der Titelverteidiger beginnt mit Llull, Fernandez, Maciulis, Reyes und Ayon. Bayern versucht mit folgender Fünf zu kontern: Renfroe, Taylor, Djedovic, Savanovic und Thompson.

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3.: Real will hier offenbar überhaupt keine Zeit verlieren. Die Defense ist auf den Punkt fokussiert, vorne machen Fernandez und Llull ihr Ding. In Transition legt Llull schon das 8:2 auf - Auszeit Pesic.

7.: Was für ein Move von Bryant - gegen Reyes packt er den Nowitzki-Flamingo aus. Doch Reyes antwortet prompt mit 5 weiteren Punkten. Wenn es so weiter geht, wird das ein langer Abend... 22:11 Real.

10.: Mit dieser Defense ist in Madrid nichts zu holen. Fernandez und Llull treffen nacheinander weit offene Dreier aus der Ecke, Rivers trifft mit der Sirene wenigstens noch einmal für 2. 33:20 für Real.

14.: Na also! Ohne Llull auf dem Court trifft Real jetzt nicht mehr in jedem Angriff, Bayern dagegen kommt vorne ins Rollen. Erst stopft Bryant nach perfekt gespieltem Pick'n'Roll, dann legt Renfroe noch einen schönen Layup nach - nur noch 36:30 Real!

20.: Was für eine Aufholjagd der Bayern! In diesem Viertel ist es der deutsche Vizemeister, der reihenweise Dreier reinschweißt - vor allem Rivers! Mit Ablauf der Uhr gelingt ihm bereits der zweite Buzzerbeater des Spiels. Viel wichtiger noch: Er gleicht die Partie aus! 51:51!

24.: Es bleibt ein Spiel auf hohem Niveau - mit hohem Tempo. Renfroe versenkt auch seinen zweiten Dreier, dann zieht Fernandez Kontakt und versenkt beide Freebies. 59:58 Madrid.

27.: Was ist das hier für ein Shootout! Djedovic? Dreier. Nocioni? Dreier. Savanovic? Dreier! Bayern führt mit 71:67!

30.: Die Bayern schnuppern mehr und mehr an der Sensation - Wahnsinn, wie stark die Offense gerade funktioniert! Zipser blockt Fernandez, dann darf Gavel an die Linie und trift einen. Taylor macht es besser. 81:73 für Bayern.

35.: Real verschärft mit der Presse den Druck, trotzdem lässt sich Bayern nicht einschüchtern! Renfroe zieht erneut großartig durch und kann von Ayon nur per Goaltending gestoppt werden - 89:79. Noch fünf Minuten zittern!

40.: Llull kommt zurück auf den Court und lässt einfach nicht locker. Der Mann mit der Mähne zieht erst unwiderstehlich zum Korb und trifft dann noch einen Dreier - aber Djedovic auch! Fernandez verkürzt wieder per Dreier, zwei Minuten noch auf der Uhr. Dann verschleudert der FCB den Ball, Llull bedankt sich im Fastbreak - 2 Punkte noch! Die erzielt Reyes an der Freiwurfliniem dann wird Savanovic geblockt und Reyes holt die Führung zurück. Doch Renfroe trifft wieder für 3. 3 Sekunden vor Schluss macht Carroll dann doch alles klar - was für ein Spiel!

Real vs. Bayern: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Sergio Llull. Als er fünf Minuten vor dem Ende wieder hereinkam, setzte Real zum letztlich entscheidenden Schlussspurt an. Llull machte in dieser Phase 5 Punkte selber und war durch sein Passspiel noch an diversen weiteren beteiligt. Ganz starke Vorstellung des Point Guards.

Der Flop des Spiels: Entfällt heute ausnahmsweise. Bayern spielte vor allem offensiv über weite Strecken auf einem Niveau, das die Mannschaft selten erreicht hat. Natürlich punktete nicht jeder gleich viel, Thompson etwa haderte mit seinem Wurf. Dafür lieferte der Big Man aber einen starken Auftritt in der Defensive. Der FCB zeigte eine seiner besten Saisonleistungen und hat daher keinen Flop verdient.

Das fiel auf:

  • Die Bayern-Defense in der Anfangsphase war eine einzige Katastrophe, vor allem in Korbnähe. Mit wenigen Pässen schaffte es Real mühelos, unter dem Korb zu völlig offenen Abschlüssen zu kommen, ein großer Teil der 33 (!) Real-Punkte im ersten Viertel erfolgte via Korbleger. Zumal auch die Rebound-Arbeit enorm schwach war - in der Frühphase holte allein schon Reyes 3 Offensivrebounds und legte diese quasi ohne Gegenwehr direkt wieder rein.
  • Als Bayern reagierte und versuchte, in der Zone weniger Platz zu lassen, ergaben sich dafür mehr Freiwürfe am Perimeter für Fernandez, Llull und Co. Auch hier reichten wenige Pässe, dann hatte ein Verteidiger seine Rotation verschlafen oder war einen zu weiten Weg gegangen, um anderswo auszuhelfen. Der Titelverteidiger ließ sich hier nicht bitten und stellte der überragenden Inside-Präsenz Reyes noch eine gute Ausbeute von draußen an die Seite. Dabei hatte sich Real in der bisherigen Saison noch sehr schwer bei den Dreiern getan (nur 30 Prozent).
  • Es hat etwas gedauert, doch im zweiten Viertel nahmen die Bayern den Kampf endgültig an. Der Druck wurde verstärkt und auch wenn Real weiterhin sicher traf, biss sich Bayern nun in die Partie. Interessant war dabei zu sehen, dass die Offense des FCB sogar deutlich flüssiger und besser funktionierte als in den meisten Spielen der bisherigen Saison. Weniger Einzelaktionen, mehr hochprozentige Abschlüsse aus dem Pick'n'Roll - offensiv zeigte Pesic' Truppe seinen besten Auftritt dieser Euroleague-Saison.
  • Dabei zeigte sich auch, wieso Real sich in dieser Saison bis hierhin so schwer tut. Die Königlichen offenbarten immer mal wieder Konzentrationslücken und hatten mit dem Bayern-Fastbreak beispielsweise große Probleme. Auch gegen das Pick'n'Roll sah Madrid in Halbzeit eins alles andere als gut aus, Renfroe und Bryant konnten dies immer wieder ausnutzen. Nach der Pause sorgte Laso allerdings dafür, dass es den Bayern danach nicht mehr so einfach gemacht wurde. Den Schalter umlegen wie in der letzten Saison konnte Real indes nicht mehr.
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