Dominik Szoboszlai nach Europa-League-Debüt: Im kalten Wasser heiß gelaufen

Dominik Szoboszlai feierte ein gelungenes EL-Debüt.
© GEPA

Dominik Szoboszlai hat sich am Donnerstagabend im Achtelfinal-Rückspiel von Red Bull Salzburg in der UEFA Europa League ins Rampenlicht gespielt. Ohne Spielpraxis wurde er von Trainer Marco Rose gegen SSC Napoli ins kalte Wasser geworfen, bewies dort aber einen langen Atem - und sein herausragendes Talent.

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"Ich bin fast nie nervös. Mir gibt das Energie, wenn ich vor 30.000 Zuschauern spielen kann." Obwohl Dominik Szoboszlai gerade das größte Spiel seiner Karriere bestritt, wirkt er aufgeräumt, seine Antworten wohl überlegt.

Auf die Frage, ob bereits durch den Treffer von Arkadiusz Milik in der 14. Minute jegliche Hoffnung auf den Aufstieg verloren war, antwortet Szoboszlai hastig: "Nein. Die Hoffnung war nie weg." Nachsatz: "Wenn wir ohne Hoffnung spielen, dann müssen wir gar nicht raus gehen. Wir können glücklich sein über den Sieg, aber nicht über das Ausscheiden."

Dabei hatte der erst 18 Jahre junge Mittelfeldspieler einen großen Anteil daran, dass sich die roten Bullen mit einem magischen Abend aus der Europacup-Saison verabschiedeten. Während Szoboszlai in der Anfangsphase auf der linken Seite der Salzburger kaum ins Spiel fand, sollte sich dies in Minute 25 schlagartig ändern.

Er antizipierte einen Querpass von Allan und fing den Ball ab. Er lief die unsortierte Innenverteidigung Napolis an, spielte zum perfekten Zeitpunkt einen Pass auf Munas Dabbur, der hauchte mit einer Finte zum 1:1 der Salzburg Arena wieder Hoffnung ein.

Dominik Szoboszlai: Zwei Beispiele von Kaltschnäuzigkeit

Diese Hoffnung entfachte auch beim Mann aus Budapest neue Funken an Energie. Plötzlich hatte er in jeder Offensivaktion seine Beine im Spiel. Er wurde mit dem Ball immer sicherer, schnell fand er seinen Platz in der Salzburger Mannschaft. Obwohl er erst zum zweiten Mal überhaupt in der Bullen-Startelf stand, war anhand zweier Beispiele offensichtlich, dass Szoboszlai jederzeit für höhere Aufgaben bereit ist.

Einerseits war er es, der dem deutlich arrivierteren Enock Mwepu wenige Minuten vor der Halbzeit andeutete, die Positionen zu tauschen. Szoboszlai wechselte auf die rechte Seite, während Mwepu auf links ging, um die Verteidigung der Italiener vor eine neue Aufgabe zu stellen.

Außerdem agierte Szoboszlai frech: Bei Ecken und Freistößen aus dem Halbfeld bekundete er bei Andreas Ulmer Interesse, diese selbst auszuführen zu wollen. Der Kapitän schenkte ihm das Vertrauen, Szoboszlai bedankte sich mit gefährlichen Hereingaben.

Defensiv war er sich nicht zu schade, bei Fehlern von Mitspielern auszuhelfen. Als etwa Andre Ramalho in der 28. Minute ein böser Ballverlust passierte, war es Szoboszlai, der den Abschluss aus dem resultierenden Konter der Gäste abblockte.

Szoboszlai fand sich gut ein.
© getty
Szoboszlai fand sich gut ein.

Red Bull Salzburg: Einsatzzeiten der Mittelfeldspieler

NameSpieleEinsatzminuten
Diadie Samassekou353.103
Xaver Schlager322.625
Hannes Wolf312.196
Zlatko Junuzovic261.899
Enock Mwepu241.163
Dominik Szoboszlai9269
Christoph Leitgeb7196
Antoine Bernede--

Christoph Leitgeb lobt Dominik Szoboszlai

"Er könnte fast mein Sohn sein", sagte der 33 Jahre alte Christoph Leitgeb über jenen Spieler, den er in der 74. Minute ersetzte. "Er hat überragend gespielt für sein erstes Europacup-Spiel. Er hat ein gutes Spielverständnis, eine super Technik, die man in jedem Training sehen kann. Er wird seinen Weg machen."

Sein bisheriger Weg führte ihn im März 2017 von der Jugendabteilung von MOL Vidi FC im ungarischen Videoton zur Salzburger Akademie. Nach wenigen Monaten stieg er zum Stammspieler beim FC Liefering und schnupperte am letzten Spieltag der Saison 2017/18 erstmals Bundesliga-Luft. Mittlerweile soll er sich auf Wunschlisten von europäischen Top-Klubs befinden.

Ein Bänderriss im Sprunggelenk im vergangenen Sommer bremste Szoboszlai jedoch in seiner Entwicklung. Lediglich im Cup-Viertelfinale gegen Wiener Neustadt durfte er in der Kampfmannschaft von Beginn an spielen - bis zum EL-Auftritt gegen Napoli.

"Bei mir ist alles perfekt gelaufen, aber wenn wir dieses eine Tor nicht bekommen, würden wir jetzt noch immer spielen", haderte Szoboszlai kurz nach Abpfiff in der Mixed Zone. Doch ihm war es wichtig, an diesem Donnerstag eine Rechnung beglichen zu haben: "Wir haben über [das Hinspiel in] Neapel geredet. Als wir heute aufgestanden sind, waren wir voll auf dieses Rückspiel fokussiert. Das, was wir heute gezeigt haben, ist das wahre Salzburg."

Salzburg-Trainer Rose: "Dominik Szoboszlai hat geliefert"

Das sah auch sein Trainer Marco Rose ähnlich. "Ich habe eine Leistungssteigerung zum Hinspiel gesehen. Wir nehmen als Lerneffekt mit, dass wir gegen Gegner wie Napoli nichts herschenken dürfen. Aber es gab ganz, ganz viele positive Dinge."

Angesprochen auf Szoboszlai zeigte sich Rose zufrieden. "Aufgrund des Kaders musste Domi ins kalte Wasser rein. Das machten wir aber mit vollstem Vertrauen. Er hat sich das verdient und erarbeitet. Und er hat geliefert."

Der Deutsche wollte sich jedoch nicht festlegen, ob Szoboszlai in den nächsten Wochen weitere Einsätze bekommen wird. "Jetzt haben wir viele junge Spieler auf diesem Niveau, die um Plätze kämpfen. Das bedeutet, dass jeder immer an sein Limit gehen sollte, damit er in dieser Mannschaft zum spielen kommt."

"Die Konkurrenz im Mittelfeld ist halt groß", merkte auch Leitgeb an, der dies am eigenen Leib erfahren muss. Mit Xaver Schlager, Zlatko Junuzovic und Enock Mwepu sind aktuell drei Spieler in der Hackordnung im zentralen Mittelfeld vor Szoboszlai. Mit PSG-Neuzugang Antoine Bernede steht ein weiteres Supertalent in den Startlöchern.

"Wir sind froh, dass wir gegen Neapel gewonnen haben, aber nicht froh, dass wir ausgeschieden sind." Auch wenn Szoboszlai mit Salzburg ausgeschieden ist: Am verregneten Donnerstagabend deutete er an, dass er für die große Bühne geschaffen ist. Und dass ihm kaltes Wasser nur wenig anhaben kann.

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