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28.12.2017 | 13780 Aufrufe | 1 Kommentare | 1 Bewertungen Ø 8.0
Die Bundesliga und das Katastrophenhalbjahr
Die Party ist vorbei
Die Bundesliga ist nicht mehr das, für was sie sich selbst gehalten hat. Dennoch besteht Hoffnung.

Die Vorrunde in der Fußball-Bundesliga ist gelaufen, das Fußballjahr auch im Pokal beendet, die Winterpause steht vor der Tür. Das ist gut. Die Pause ist nur kurz, am 12. Januar geht es schon wieder weiter. Das ist sogar noch besser. Denn die Liga hat einiges gut, sogar vergessen zu machen. Auf allen Ebenen.

Die Besten Europas

Hier ein voller Aschenbecher, am Boden noch die letzten Chipskrümel, in den Flaschen die letzten Reste Sekt, Bier und Hochprozentiges, die Schwaden des Zigarrenqualms stehen noch in der Luft. Mehr ist nicht übrig geblieben. Es klebt fast überall, riecht ein bisschen, aber irgendwie, ja, irgendwie hat es sich einfach immer noch gut angefühlt. Die Bundesliga hat die beste Party aller Zeiten gefeiert. Doch diese Party ist vorbei. Alles was bleibt, ist ein großer, schnurrender Kater. Und ganz viel Kopfschmerz.

Rückblende: Mai 2013. Fußballdeutschland übernimmt Wembley, ja, ganz Europa. Das frische Dortmund rast mit durchgedrücktem Gaspedal und der Tachonadel im roten Adrenalinbereich in Richtung Finale. Und trifft dort auf den größtmöglichen und eigentlich logischen Gegner. Den FC Bayern, die binnen vier Jahren zum dritten Mal in Folge im Finale stehen. Mit Wut im Bauch nach der Tragödie des Vorjahres und einem explosivem Gemisch aus Mia-san-Mia-Qualität und Jetzt-erst-Recht-Mentalität. Es ist für viele das beste Finale der jüngeren Geschichte. Der Sieger trägt am Ende zwar rot-weiß, Schwarz-Gelb aber gilt nicht als Verlierer. Die Bundesliga ist spätestens jetzt, aber eigentlich schon seit Jahren, die beste Liga der Welt. Das alles ist die eigene Wahrnehmung der Bundesliga. Die stärkste Liga der Welt es ist der größtmögliche Superlativ, den die deutsche Eliteklasse aber vorwiegend nur selbst beansprucht.

Wer soll den Deutschen diesen Titel auch streitig machen? Die Engländer? Werfen doch nur Geld aus dem Fenster und niemanden aus den europäischen Wettbewerben. Die Spanier? Barcelona und Real im Halbfinale vorgeführt, schon ein Jahr zuvor nicht im Finale. Natürlich ist die englische Liga einzigartig, was die Spannung im Titelkampf sowie die Masse an starken Teams angeht. Auch, dass die spanischen Teams in all den Jahren viele Titel holen und geholt haben selbstredend.

Das deutsche Finale ist aber der Gipfel einer Zeit, in der sich die Liga auf ihrem Höhepunkt seit Jahren befindet. In Deutschland erfindet sich der BVB neu, Jürgen Klopp formt ein Pressingmonster. Die Bayern reagieren gekränkt, verständlich. Von Louis van Gaal mit allen Stärken einer ballbesitzorientierten Mannschaft ausgestattet, verfeinert Jupp Heynckes das System, orientiert sich auch am großen nationalen Gegner und führt die Bayern letztlich zum Triple. Und das, obwohl der FC Bayern in den Jahren zuvor noch so schlagbar wie nie erschien.

Dortmund, Bayern . auch der Rest der Liga profitiert von den beiden Großen. Es geht nichts über die Bundesliga. Das hatte sich schon mit Rauls Wechsel zum FC Schalke angedeutet, wenngleich er natürlich nicht mehr den königlichen Glanz früherer Tage versprühte. Der Wechsel von Pep Guardiola zum FC Bayern, schon weit vor dem großen deutschen Finale um die europäische Krone bekanntgegeben, untermauerte diesen Anspruch nochmal mit bajuwarischen Ejakulationsschüben und überschäumendem Medieninteresse. Bundesliga oder nichts.

Ernüchterung macht sich breit

Zurück in die Gegenwart. Wobei: Eigentlich ist es auch ein Sprung zurück in die Vergangenheit. Denn die Bundesliga anno 2017/18 ähnelt in schrecklicher Art und Weise an die frühen 2000er Jahre. Ein dominanter FC Bayern und dahinter nichts. Rang eins ist fest gebucht, dahinter kann praktisch jede Mannschaft Platz zwei übernehmen. Eine etwas konstante Runde und ein wenig Glück vorausgesetzt. Denn: Jeder kann jeden schlagen. Das heißt aber auch, jeder kann gegen jeden verlieren. Etwas, dass diese Saison zeigt. Und die Bayern? Ihnen genügt am Ende eine durchschnittliche, vielleicht etwas überdurchschnittliche Halbserie, um 41 Punkte einzufahren. Die Spiele, in denen die Bayern über 90 Minuten wirklich gut agierten, lassen sich wohl an einer Hand abzählen. Und dennoch stehen die Bayern im Winter praktisch schon als Meister fest. Der Nikolaus ist eben doch der Osterhase. Uli Hoeneß gefällt das.

Und auch das zeigt die aktuelle Bundesligaspielzeit. Doch viel schlimmer: Borussia Dortmund gewinnt zwei Monate nicht ein einziges Spiel und beendet die Hinrunde auf Rang drei. An den letzten Spieltagen schafft der jeweilige Tabellenzweite keinen Sieg. Der 1. FC Köln schrammt als Tabellenletzter nur knapp am Minusrekord von Tasmania Berlin vorbei als Europa-League-Teilnehmer. Das Bild, das die Liga abgibt, ist traurig und ernüchternd. Natürlich: Es gibt tolle Spiele wie das unfassbar dramatische 4:4 im Revierderby oder das Achterbahn-Duell mit demselben Ausgang zwischen Aufsteiger Hannover und Überraschungsteam Leverkusen. Aber das gewöhnliche Bundesligaspiel ist meist öde. Spielkultur ist nicht mehr viel zu sehen, zu viele Teams hoffen auf Fehler des Gegners, und darauf, nicht selbst den ersten zu machen und ins Pressing des Gegners zu laufen.

Verwelkt

Das Gesamtbild ist erschütternd. Es ist ein Kunstwerk, bei dem die Farben verblassen. Und Europa schaut dabei zu: Der FCB ist im Champions League-Achtelfinale Favorit gegen Besiktas. Eine Mannschaft, die den Vorjahreszweiten Leipzig noch zweimal besiegt hatte. Leipzig und der BVB gehen mit Glück noch als Dritter in die Europa League. Dort, wo alle drei Teams mit wehenden Fahnen ausgeschieden sind. Nicht gegen große Kaliber, sondern kleine, teils unbekannter Mannschaften. Natürlich mag man sagen, dass Hertha, Hoffenheim und Köln die Erfahrung gefehlt hat. Umso schlimmer, dass es gestandene Mannschaften wie Gladbach, Schalke, Leverkusen oder Wolfsburg nicht ansatzweise in das europäische Geschäft geschafft haben.

Was am Ende des Jahres bleibt, ist die Gewissheit, dass die Bayern wieder den Meistertitel holen. Und, wenn nicht ein größeres Fußballwunder geschieht, auch den Pokal. Das ist nicht despektierlich gegenüber den restlichen sieben Pokalteilnehmern, sondern bittere Realität. Haben die Münchener dazu weiter noch ein wenig Losglück und kommen in der CL ins Finale, ist wieder das Triple drin. Es wäre nur nicht so viel wert wie 2013. Als der deutsche Fußball noch in seiner Blütezeit war.


Doch Blumen welken, meist ziemlich schnell. 2013 war der Höhepunkt, der Optimalfall. Ein deutsches Finale ist nicht der Standard, daran sollte man sich nicht gewöhnen, klar. Aber die Bundesliga darf nicht den Fehler machewn, den sie schon einmal gemacht hat. Tatenlos zusehen, wie andere Nationen wieder vorbeiziehen und die Titel reihenweise einheimsen.


Daher heißt es: Aschenbecher auskippen, Flaschen wegräumen, Fenster auf und durchlüften. Es gilt eine neue Party zu feiern. Vielleicht ja schon 2018.

KOMMENTARE
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neumi17
06.01.2018 | 15:10 Uhr
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neumi17 : So siehts aus ...
06.01.2018 | 15:10 Uhr
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neumi17 : So siehts aus ...
Die Qualität der Liga hat wirklich in einem erschreckendem Maße abgenommen, besonders spielerisch.
Wie im Text schon erwähnt, gibt es von den 18 Mannschaften überhaupt nur 3,4, die wirklich Fußball "spielen" wollen.
Der Rest versucht mit starker Defensive, viel Laufarbeit und dem ein oder anderen schnellen Konter zum Ziel zu kommen. Das fussballerische Niveau ist echt traurig und im internationalen Vergleich sind die spielerischen Defizite auch gut in den Statistiken abzulesen.
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