Die bittere Realität ist eingetroffen. Die DFB-Elf, einst des deutschen Fans liebstes Kind, muss die Koffer packen und scheidet in der Vorrunde einer Fußball-Weltmeisterschaft aus. Zum ersten Mal und sportlich absolut verdient, daran dürfte es keine Zweifel geben. Für die DFB-Führung gibt es nun einiges aufzuarbeiten, viele Fragen zu stellen und sich für einen Weg zu entscheiden, der auch wieder die Fans hinter sich versammelt.
Als Fan des 1. FC Köln ist man so manches Leid gewohnt, kann mit bitteren und schmerzhaften Niederlagen umgehen. Das Aus der deutschen Mannschaft beim Turnier in Russland hat mich aber kaum berührt. Schade eigentlich. Das EM-Finale 1996 verfolgte ich mit 7 Jahren gebannt und voller Euphorie vor dem Fernseher. Ballannahme Bierhoff, Drehung, Schuss, der Rest ist Geschichte. Die Bilder noch genauso präsent wie das Tor von Mario Götze zum WM-Gewinn 2014.
Irgendwo auf dieser Strecke scheint mir das Nationalmannschafts-Gen und die Identifikation mit der deutschen Fußball-Elite abhanden gekommen zu sein. Die Gründe für diese Gleichgültigkeit sind Vielfach und mit der Zeit gewachsen. Einen großen Anteil daran trägt das Marketingprodukt Nationalmannschaft, die schrittweise Entfremdung der Mannschaft von den Fans und die fehlende Brille für offensichtliche Probleme.
#zsmmn in Richtung Zirkus - wo bleibt der Fußball?
Einen großen Anteil an der Gemütslage vieler Fans hat mit Sicherheit Teammanager Oliver Bierhoff. Sinnbefreite Marketingslogans und Hashtags wie #zsmmn oder #BereitWieNie, geschenkt. Sie haben so gut wie keinen direkten Einfluss auf das Geschehen im Stadion. Die schrittweise Abkehr von familienfreundlichen Anstoßzeiten und die selbst bei den uninteressantesten Qualifikatons- oder Freundschaftsspielen derart überteuerten Ticketpreise sind bei der ganzen Marketingmaschine schon nur noch die Spitze des Eisbergs.
Und generell familienfreundlich. Wer hat sich nicht gerne an die Bilder erinnert, als Lukas Podolski mit Sohn Louis im fast leeren Maracana nach dem WM-Finale Elfmeter schoss. Was Teammanager Oliver Bierhoff von Familien der Spieler auf dem Spielfeld hält, äußerte er ja schon mehr als deutlich. Die Zeiten, in denen das Geschehen auf dem Platz nicht immer so erfolgreich und gut aussah, sind noch nicht lange her. Immerhin stand dieses damals noch im Mittelpunkt. Heute begrüßt einen der Fanclub Nationalmannschaft, die Aktionen rund um das Stadion werden zahlreicher.
Eine Show, mit der ich mich noch nie ganz identifizieren konnte, aber lange Zeit akzeptiert habe. Genau wie die Bezeichnung "Die Mannschaft", die lächerlicher nicht sein kann und eigentlich von keinem geutzt wird. Außer der Marketingabteilung.
Sportliche Entwicklung zeichnete sich ab
Ähnlich wie die marketingtechnische Entwicklung war auch das sportliche Tal absehbar. Die Spiele wurden schlechter, die Taktik durchschaubarer. Mit einem ehrlichen Blick auf die EM 2016 muss man schon damals feststellen, dass die spielerischen Eindrücke weit unter dem zu erwartbaren Niveau waren.
Nun wäre das alles kein Problem, wenn man sich dieser Probleme angenommen hätte. Doch die sportliche Weiterentwicklung wurde verschlafen, um ehrlich zu sein sogar ziemlich bewusst. Denn die Probleme waren zum Teil bekannt und wurden benannt. Doch wurden sie auch klein- bzw. weggeredet. Ein fataler Fehler, wie sich hinterher herausstellen sollte. Löw und Bierhoff machten nicht immer den stärksten und souveränsten Eindruck und waren ganz vorne dabei, wenn es um die Verweigerung der Realtität ging. Hauptsache irgendwie #zsmmn durchwurschteln mochte man manchmal denken.
Auch im Umgang mit äußeren Einflüssen (Wechselgerüchte um Jerome Boateng, die K.H. Rummenigge völlig überflüssig öffentlich machte und die unendlich ausgeschlachtete Erdogan-Story) wurden eher weniger als mehr elegant wegkommentiert. Auch im Umgang mit Leroy Sane wurde Jogi Löw nicht der beste Umgang bescheinigt.
Die Frage nach der Zukunft - mit oder ohne Jogi?
Doch wie geht es weiter? Will der DFB um Teammanager Oliver Bierhoff wieder die Fans ins Boot holen, muss er eine 180 Grad Wende in seinen Marketingaktionen vollziehen. Weg von #zsmmn und ein echtes #zusammen schaffen.
Der sportliche Neuanfang kann auch mit Jogi Löw funktionieren. Wenn auch dieser sich seinen Schwächen stellte und sich eingesteht, mit der Zeit mitzugehen und nicht mehr nur seinen Stiefel runterzuspielen. Die Fußball-Welt ist näher zusammengerückt. Die Teams wissen, wie sie den Fußball von Löw knacken können. Sollte er bleiben, wird er zeigen müssen, mehr als nur einen Plan A zu haben.
Was einst das liebste Kind der deutschen Fußballfans war ist heute nicht mehr als ein nerviger Onkel, den man ganz schön schräg findet, der aber irgendwie doch zur Familienfeier gehört.
Dazu diese lahmen Auftritte bei den Freundschaftsspielen. Wenn man ein Freundschaftsspiel in der Hauptstadt gegen England hat, hat früher die Truppe gebrannt. Heute wird da nur der Ball geschoben, sich ne Niederlage abgeholt, alles schöngeredet und nebenbei pro Zuschauer 100 euro kassiert...
Das hat ja Gott sei Dank auch der Letzte kapiert und somit bekommen sie ja die Stadien nicht mehr voll. Ich hoffe das denen die schlechte WM auf Jahre nachhängt, zusammen mit ihrem dussligen "die Mannschaft" oder ZSAM oder was auch immer...
Im Ernst: Die koten mich schon länger an.
Aber wichtig war es zu erwähnen, das unser Fussball spielerisch schon seit 2 Jahren in der Sackgasse steckt, eher seit 4 Jahren.
Ich kann mich an kein überzeugendes Länderspiel mehr erinnern und an ein spielerisch attraktives schon gar nicht ...