Sie haben auch schon mal selbst gekämpft.
Eko Fresh: Aber zum Glück nur ein einziges Mal. Das war 2008 auf nationaler Ebene gegen Erik Schwarz. Ich habe damals so ein bisschen den Manager gegeben, mein Ding wäre wirklich die Manager-Rolle gewesen. Wenn ich nicht die Rap-Karriere eingeschlagen hätte, hätte das vielleicht mein Weg sein können. Ich wurde dann gefragt, ob ich nicht mal selbst in den Ring will. Aber was soll ich sagen? Ich bin nicht der athletischste Typ auf dem Planeten, da musste mein Gegner schon alles geben, um das Match einigermaßen attraktiv und mich ganz gut aussehen zu lassen.
Tim Wiese hatte auf jeden Fall die Athletik und um ihn ist ja auch für kurze Zeit mal ein ganz kleiner Hype entstanden. Wie haben Sie das erlebt?
Eko Fresh: Ich finde, dass sowohl die WWE als auch die Fans Tim Wiese eine große Chance gegeben haben. Durch seine Top-Karriere als Fußballer und seine Athletik wurde er ja durchaus positiv empfangen von den Zuschauern. Er ist auch ein cooler Typ, ich habe ihn bei einer Veranstaltung mal treffen können. Aber ich glaube, dass er das ganze Thema Wrestling einfach nicht ernst genommen hat. Er hat sich nicht damit identifiziert und die ganze Tragweite nicht verstanden. Er hat sich das alles einfacher und zu einfach vorgestellt, so war jedenfalls meine Wahrnehmung. Es gibt so viele Wrestler, die ihr ganzes Leben lang so hart dafür gearbeitet haben, um Karriere machen zu können. Die finden das dann nicht so witzig, wenn einer ankommt und das nicht in dem Maße versteht, wie es nötig wäre. Aber ich glaube, dass er trotzdem Spaß hatte, sie haben ihn ja sogar echte Moves machen lassen.
Undertaker? "Das größte Gimmick aller Zeiten"
Cesaro ist so ein Beispiel für jemanden, der einen steinigen Weg hinter sich hat.
Eko Fresh: Auf jeden Fall. Cesaro ist so etwas wie ein Road-Kumpel von mir geworden. Immer, wenn er in Deutschland ist, versuchen wir uns zu sehen. Ich bin unglaublich stolz auf ihn. Ich kann mich total gut mit ihm und mit seiner Geschichte identifizieren. Es ist einfach toll zu sehen, dass er es so weit geschafft hat, dass er jetzt einer der Besten der Welt ist. Er hält bei den Besten nicht nur mit, er sticht sogar noch positiv heraus, das ist einfach fantastisch. Und er hat mir einen ganz besonderen Moment in meinem Wrestling-Leben geschenkt. Er hat bei einer Deutschland-Tour nämlich dafür gesorgt, dass ich ein Foto mit Ric Flair machen durfte. Dadurch, dass ich seit meiner Jugend bekannt bin, erlebe ich es ganz selten, dass ich noch nervös bin, wenn ich einen Star treffe. Aber als ich neben Ric Flair stand, habe ich leicht gezittert. Viel mehr Swag-Faktor als ein Foto mit dem Nature Boy geht nicht, woooooo!
Eine Steigerung, die mir noch einfällt, wäre vielleicht der Undertaker. Undertaker, Yokozuna, Casket Match, so könnte man unsere Jugend zusammenfassen. Er wird jetzt in die Hall of Fame aufgenommen. Woran denken Sie, wenn Sie an den Undertaker denken?
Eko Fresh: Der Undertaker ist der Wrestling-Charakter schlechthin, das größte Gimmick aller Zeiten. Die Faszination besteht für mich vor allem darin, dass er so lange in seinem Charakter geblieben ist. Er hat ja erst vor ein paar Jahren angefangen, Interviews zu geben. Vorher war er ein totales Mysterium. Er hat seinen Charakter unglaublich ernst genommen. So ernst genommen, dass du ja wirklich geglaubt hast, er kommt direkt aus seiner Gruft, direkt aus der Hölle. (lacht) Kein Gimmick hatte jemals so eine Integrität und wahrscheinlich werden wir das auch nie wieder in der Form erleben. Ich verneige mich einfach vor dem Undertaker und bin echt dankbar, mit ihm aufgewachsen zu sein.
Sehen wir noch ein letztes, allerletztes Match?
Eko Fresh: Ich glaube, dass er einfach nicht mehr in der Verfassung ist, ein ganzes Match bestreiten zu können. Ich habe auch die Undertaker-Doku gesehen und da war ja auch sehr gut zu sehen, dass er das nicht mehr kann und auch nicht mehr will. Aber ich glaube, dass gerade jetzt bei WrestleMania die Chance groß sind, dass wir einen Kurzauftritt sehen. Kane soll ja auch da sein, vielleicht kommen beide zusammen raus und säubern den Ring, das würde ich feiern.
"Ich höre beim Rap die exakt gleichen Diskussionen"
Wenn Sie auf die Matchcard blicken, worauf freuen Sie sich am meisten?
Eko Fresh: Ich habe in meinem Hobbykeller AJ Styles als Pappaufsteller stehen, weil ich durch meine Art Botschafter-Rolle für die WWE das Glück hatte, hier und da ein paar coole Sachen abstauben zu können. Und das Match zwischen AJ Styles und Edge ist sicherlich eines der absoluten Highlights. Wenn wir rein nach Match-Qualität gehen, wird es nichts Besseres geben, die beiden werden die Show stehlen wollen und sich nicht mit weniger zufrieden geben. Da können wir schon mal einen Haken dahinter machen. Ich freue mich natürlich aber auch auf Stone Cold und ich freue mich auch auf Lesnar vs. Reigns. Wir haben das zwar jetzt schon öfter gesehen, auch in verschiedenen Rollen, aber das weiß die WWE ja auch. Ich bin überzeugt davon, dass sie sich etwas Besonderes einfallen lassen. Und die beiden Jungs sind nunmal die beiden absoluten Topstars der Liga, die werden abliefern.
Es gibt aber auch vermehrt kritische Stimmen, die Zuschauerzahlen sind seit Jahren nicht mehr so gut, wie blicken Sie generell auf die Performance der WWE?
Eko Fresh: Ich glaube generell, dass alles in Wellen abläuft. Es ist ganz normal, dass es bessere und nicht ganz so prickelnde Phasen gibt, das ist im Rap ganz genauso wie im Wrestling. Ich höre beim Rap die exakt gleichen Diskussionen wie beim Wrestling. "Heute ist alles Mist, das kann man alles nicht mehr hören, früher war alles besser" - das ist wirklich Eins-zu-eins wie beim Wrestling. Gleichzeitig gibt es aber auch eine jüngere Generation, für die jetzt das Aktuelle das große Ding ist. Klar, für mich ist die größte Wrestling-Zeit nicht heute, manchmal bin ich auch frustriert und hätte gerne Storylines, die mich emotional mehr ansprechen. Aber ich finde es wiederum auch nicht so schlecht, wie es manchmal gemacht hat. Die Wahrheit liegt wie so oft bestimmt in der Mitte. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass wir in einer ganz anderen Zeit leben als um die Jahrtausendwende herum. Content wird ganz anders konsumiert. Es mag sein, dass ich es mir auch ein Stück weit schönrede, aber ich bin nach wie vor leidenschaftlich dabei und ich habe auch das Gefühl, dass alle in der WWE ihr Bestes geben, um uns eine tolle Unterhaltung zu bieten.
Gibt es etwas, was Sie sich für die Zukunft wünschen würden?
Eko Fresh: Wir haben uns am Anfang des Gesprächs darüber unterhalten, dass ich mit meinem Sohn zu WrestleMania will. Ich würde mir einfach wünschen, dass das Produkt für meinen Sohn genauso cool sein wird, dass er genauso emotional involviert sein wird ins Wrestling wie ich früher. Dass auch bei ihm der Funken so überspringt. Das wäre mein Wunsch.
