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Top 5: Die wichtigsten Erkenntnisse aus den Conference Championship Games

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4. Die Philadelphia Eagles als Roster-Building-Musterbeispiel

An zwei Dinge muss ich fast jedes Mal denken, wenn ich auf den Eagles-Kader schaue, und das Spiel am Sonntag war da keine Ausnahme: Einerseits daran, was für ein Musterbeispiel die Eagles in puncto Roster Building und Weitsichtigkeit beim Umgang mit den eigenen Ressourcen sind - und andererseits daran, was für eine klare Handschrift man erkennt, wenn man auf diesen Kader schaut.

Unter Howie Roseman haben die Eagles seit jeher die Trenches priorisiert, auf beiden Seiten des Balles. Das war im NFC Championship Game deutlich zu sehen: Philadelphia dominierte insbesondere defensiv mit seiner Front das Geschehen, hier kann man argumentieren, dass das auch der entscheidende Faktor gewesen wäre, hätten die Niners Purdy nicht verletzungsbedingt verloren. Und es könnte auch der entscheidende Faktor im Super Bowl werden.

Das Resultat dieser Priorisierung ist die in meinen Augen beste Offensive Line in der NFL, sowie seit diesem Jahr wieder eine Defensive Front, die sich ebenfalls ganz weit oben im Ligavergleich einsortiert. Eine ähnliche Formel wie beim Super-Bowl-Run mit Nick Foles.

70 Sacks verzeichneten die Eagles als Team in der Regular Season, damit ordnen sie sich in der historischen All-Time-Liste auf dem dritten Platz ein.

Aber, und das unterstreicht Rosemans Herangehensweise, in einer Kategorie erreichten sie eine neue Bestmarke: Die 2022er Eagles waren das erste Team, das vier Spieler mit je individuell mindestens zehn Sacks hatte.

Die Playoffs unterstreichen die D-Line-Bedeutung

Hier steckt auch ein übergreifender Takeaway dieser Playoffs drin: Die Dominanz von Defensive Fronts ist aktuell ganz klar zu sehen. Die Eagles und die Niners sind die beiden Paradebeispiele, doch auch die Bengals haben eine sehr unterschätzte Front, während die Chiefs den besten Defensive Tackle außerhalb von Aaron Donald haben, sowie zumindest physische Pocket-Pusher auf den Edge-Positionen.

Auch andere Teams konnten mit starken Defensive Fronts ihren Floor merklich erhöhen. Die Giants etwa, oder die Ravens, die auch dank einer physischen Defensive Line Cincinnati in der Wildcard Round am Rande einer Niederlage hatten.

Die Cowboys waren in der Divisional-Runde trotz eines schwachen Auftritts der eigenen Offense dank ihrer Defensive Line überhaupt erst im Spiel. Und die Bills hätten gegen Cincinnati eine solche Front dringend gebrauchen können. Im AFC Championship Game prägte dann die Chiefs-Front die Partie.

Während Man-und-Blitz-Heavy-Defenses immer mehr verschwunden sind, ist der Wert dominanter Defensive Lines nach oben geklettert. Hier können Teams ihren Floor signifikant anheben, und eine dominante Front kann einen in Spielen halten, in denen man ansonsten unterlegen wäre.

Die Eagles zeigen, wie man langfristig plant

In einer solchen Situation waren die Eagles in dieser Saison relativ selten, was natürlich nichts daran änderte, dass ihre Defensive Front Spiele an sich reißen konnte. Dass die Eagles selten in solchen Situationen waren, liegt auch an der Art und Weise, wie Philadelphia insgesamt betrachtet diesen Kader aufgebaut hat.

Und hier würde ich grundsätzlich in zwei Kategorien unterteilen: Die Spieler, die man verpflichtet oder gedraftet hat - und die Art und Weise, wie man mit seinen Ressourcen umgeht.

Denn sind wir ehrlich, jeder will einen GM, der beim ersten Punkt eine möglichst hohe Trefferquote hat. Aber jeder GM haut mal mit einzelnen Personalentscheidungen daneben, auch im großen Rahmen: Jalen Reagor über Justin Jefferson zu draften, ein Jahr nachdem man J.J. Arcega-Whiteside über DK Metcalf ausgewählt hatte, wären zwei der prominenteren Beispiele spezifisch für Roseman und die Eagles.

Wenn wir das erst einmal als Prämisse vorausschicken, ist der andere Aspekt umso wichtiger: Was macht ein GM, um dem Team nachhaltig eine bessere Chance zu geben? Was macht er, um maximale Flexibilität und einen Vorteil im Ansammeln von Ressourcen zu haben?

Hier ist Roseman vielleicht der beste GM in der NFL aktuell.

Die Eagles: Stets auf der Suche nach neuem Kapital

Abgegeben

Trade-Partner

Erhalten

QB Carson Wentz

Indianapolis Colts

3rd Rounder 2021, Cond. 1st Rounder 2022

2021 1st Rounder, 5th Rounder 2021

Miami Dolphins

1st Rounder 2021, 4th Rounder 2021, 1st Rounder 2022

2022 1st Rounder (2x), 2022 6th Rounder

New Orleans Saints

2022 1st Rounder, 2022 3rd Rounder, 2022 7th Rounder, 2023 1st Rounder, 2024 2nd Rounder

2022 1st Rounder, 2022 3rd Rounder

Tennessee Titans

WR A.J. Brown

Natürlich ist Roseman nicht der einzige GM, der eine gewisse Weitsicht in seinen Trades an den Tag legt und mit seinen Ressourcen Premium-Positionen klar priorisiert. Aber ich würde sagen, dass er derjenige ist, der aktuell in der Hinsicht am meisten herausragt.

Die Eagles haben es, fünf Jahre nach ihrem letzten Titel mit neuem Head Coach und neuem Quarterback, nicht deshalb erneut bis in den Super Bowl geschafft, weil sie so gut draften. Sondern weil sie ihre Ressourcen maximieren, Premium Positionen priorisieren und nicht damit aufhören, in diese Positionen zu investieren. Inklusive der Quarterback-Position.

Drei Erstrunden-Picks hatten die Eagles letztes Jahr, nach den Trades mit den Dolphins und den Colts.

Aus zwei davon machten sie unter anderem einen Erstrunden-Pick 2023 sowie einen Zweitrunden-Pick 2024, was sich einerseits als kluge Spekulation herausstellte - der Erstrunden-Pick, der dieses Jahr von den Saints nach Philadelphia wandert ist der Nummer-10-Overall-Pick - andererseits aber genau den Weitblick demonstrierte, der bei vielen GMs oft fehlt: hätte Jalen Hurts nicht diesen Sprung hingelegt, hätte Philadelphia die Flexibilität gehabt, um via Draft oder Trade auf dem Quarterback-Markt aktiv zu werden.

Wie sieht Philadelphias nächste Phase im Roster Building aus?

Diese Option für die Zukunft einzubauen, während man gleichzeitig von dem angesammelten Kapital etwas ausgibt, um sich in A.J. Brown einen sicheren Nummer-1-Receiver zu holen und Hurts so bestmögliche Umstände für besagten Sprung zu kreieren, damit haben die Eagles in der vergangenen Offseason die ideale Balance gefunden.

Das zusätzliche Draftkapital gibt ihnen einerseits die Option, weiter einen gewissen Vorrat an Picks vor sich her zu schieben - aber jetzt konkret gibt es ihnen auch die Möglichkeit, weiter an einem jungen Kern zu feilen. Auch mit Blick darauf, dass Hurts bald nicht unerheblich teurer werden wird.

Denn an diesem Punkt stehe ich mit den Eagles ganz klar: Ich denke, dass sie Hurts als ihre langfristige Option sehen, und ihn dementsprechend auch bezahlen werden. Dass das keine Ehe auf Lebenszeit sein muss, das haben die Eagles mit Carson Wentz eindrucksvoll aufgezeigt - nachdem man ihn bezahlt hatte.

Die Eagles sind an diesen Punkt gekommen, weil sie mit Weitsicht geplant haben und weil sie wiederholt Premium Ressourcen in Premium Positionen investiert haben: von A.J. Brown über Haason Reddick und DeVonta Smith bis hin zu Darius Slay - und eben Hurts selbst.

Und während Rosemans übergreifende Strategie einerseits eine gute Guideline für so manche andere Franchise darstellen sollte, wird die nächste Phase im Roster Building nicht weniger spannend: Wie gelingt es den Eagles, sich einerseits diesen Ressourcen-Vorteil beizubehalten, während man gleichzeitig All-In mit einem dann teuren Quarterback ist?